
Lieben Brüder,
diese Anrede schließt unsere Schwestern ausdrücklich ein. Heute möchte ich mich jedoch besonders an diejenigen von euch wenden, die in der Neuapostolischen Kirche (NAK) Verantwortung tragen bzw. getragen haben.
Seit einigen Wochen arbeite ich an einem Beitrag mit der Überschrift
„Die keine Heimat mehr haben.“ Bei meinen Recherchen ist mir nun allerdings etwas dazwischen gekommen, das mich zu diesem Beitrag veranlasste. Überschrift:
„Die Faszination des Einzugs.“
In meiner früheren Gemeinde, meinem Vaterhaus, gab es in der Sakristei einen Knopf. Wenn den mein Vater, unserer Gemeindevorsteher und Evangelist, drückte, dann leuchtete beim Organisten ein kleines Lämpchen auf. Zeichen für ihn, mit dem Gemeindeeingangslied zu beginnen.
Während sich die Gemeinde dazu geschlossen erhoben hatte und das Eingangslied sang, öffnete sich die Tür der Sakristei und die dienenden Brüder am Altar zogen feierlich in die Gemeinde ein, um dort ihre Plätze einzunehmen.
Jahre später lag es an mir, diesen Knopf zu drücken. Ich erspare es mir meine damit verbundenen persönlichen Gefühle mitzuteilen. Nur so viel:
„Der feierliche Einzug in die Gemeinde, hinauf, hinter den Altar, das hat mit mir etwas gemacht." Was denn…?
Unlängst konnte ich mir bei YouTube ein besonderes Video ansehen. Es handelte sich um einen festlichen Gottesdienst in Nordrhein Westfalen. Da singen also schätzungsweise 8 bis 10.000 neuapostolische Gotteskinder unter donnernder Orgelbegleitung das Eingangslied, während sich die Kamera auf den feierlichen Einzug des Stammapostels mit seiner Begleitung richtet. Nur großes Kino...?
Was ist daran auch auszusetzen? Solche feierlichen Einzugszenen kann man bei Evangelischen Kirchentagen, Römisch-Katholischen Großveranstaltungen, insbesondere mit dem hl. Vater aus Rom, auch beobachten. Wer jemals einem „stink normalen“ katholischen Gottesdienst beigewohnt hat, der hat dort, wenn auch in kleinerem Rahmen, dasselbe erlebt.
Nun geht es mir heute aber nicht um das, was die Leute in den Reihen in solchen Augenblicken erleben, sondern darum, was die einziehenden Geistlichen in diesen Augenblicken erleben und was das mit ihnen macht.
Lieben Brüder, mir kann niemand von euch weißmachen, dass man dabei nicht in ein gewisses religiöses Hochgefühl gerät. Aber das ist der für mich entscheidende Punkt:
„Hebst du dabei in ein wie auch immer zu benennendes persönliches Hochgefühl ab, oder hast du behalten, dass du nur jemand bist, der das Wort Gottes, das Evangelium unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus, weitersagen soll…?“
Ich weiß wohl, dass in unserem kleinen Forum einige von denen sind, die in der NAK den Auftrag hatten genau das zu tun. Manche haben diesen Auftrag zurückgegeben. Ich nicht! Na gut, für die Wortverkündigung war ich der NAK irgendwann nicht mehr gut genug. Nur das möchte ich euch Männern schon auf euren weiteren Lebens-und Glaubensweg mitgeben:
„Ich habe meinen Amtsauftrag nicht von einem Menschen erhalten, sondern von IHM und ich halte dafür, dass das bei euch genauso ist. Fühlt mal genau hin…!"
Für eine späte Predigerausbildung, egal wo, war ich leider schon zu alt. Aber ich habe erlebt, dass es Plätze gibt, wo ehrenhafte und aufrichtige Gottesmänner dringend gebraucht werden. Bewegt euch und verkriecht euch doch nicht trauernd in Tropfsteinhöhlen. Nee, nee! Geht an die frische Luft. Dahin, wo die Leute frei atmen und oft Probleme damit haben, ihr Leben zu meistern. Steht ihnen bei. Helft ihnen, so gut ihr es eben könnt.
Vielleicht wird mir an dieser Stelle der eine oder andere von euch jetzt widersprechen und entgegenhalten:
„Bist du verrückt? Ich bin ja froh, dass ich diese Last endlich losgeworden bin.“ Nix dagegen. Befrage aber dein Gewissen und frage
IHN, ob er dich nicht, wo auch immer, dringend braucht. Das ist alles und darauf kommt glaube ich alles an.
Wer sagt, dass er seine Heimat, aus welchen Gründen auch immer, verloren hat, der nehme sich ein Beispiel an den millionen Vertriebenen, die sich eine neue Heimat geschaffen haben und dort, trotz aller Unterschiede, auf- und angenommen wurden, weil jemand da war, der ihnen dabei ein wenig beigestanden und geholfen hat.
Brüderliche Grüße vom alten Maximin
