Rechtfertigungslehre

Neues aus dem evangelischen Bereich
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tosamasi
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#1 Beitrag von tosamasi » 06.06.2008, 09:31

Katharina schrieb:
Ich wollte mit diesem Ausspruch nur sagen, dass der neuapostolische Christ sich bemüht, das Ziel zu erreichen.

In meiner neuen Gemeinde wird dagegen die Rechtfertigung allein durch den Glauben gepredigt, frei nach Luther.
Gut nachzulesen auch im 1. Johannesbrief 5, 1-5 und in dem Hoffnungswort überhaupt: Johannes 3, 16: "Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben."
Da steht eben nicht: alle, die sich in der neuapostolischen Kirche darum bemühen, sondern alle, die an Jesus Christus glauben. Jesus hat am Kreuz schon alles für uns getan, wir müssen und können dem nichts mehr hinzufügen.
Das wirft aber auch wieder die Frage der Beliebigkeit auf. Reicht es, auf Christus getauft zu sein, (als kleines Kind evtl.)und zu sagen, ja, ich glaube dass Christus gelebt hat, und ansonsten lasse ich den lieben Gott einen guten Mann sein? Wenn ich so meine Mitchristen beobachte: In meinem ganzen Viertel geht kaum ein einer sonntags in den Gottesdienst, und das auf dem flachen Land, allerdings in einem Neubaugebiet. Es sind die Alten, die in die Gottesdienste gehen. Die ganz Jungen beteiligen sich an ev. Freizeiten und Veranstaltungen, besuchen aber kaum Gottesdienste, das 'Mittelalter' hält sich völlig raus. Kann man das alles wirklich so sorglos schleifen lassen, mit dem Gedanken, wenn ich alt bin, kann ich immer noch...
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tosamasi

organa

#2 Beitrag von organa » 06.06.2008, 10:50

tosamasi hat geschrieben:Das wirft aber auch wieder die Frage der Beliebigkeit auf. Reicht es, auf Christus getauft zu sein, (als kleines Kind evtl.)und zu sagen, ja, ich glaube dass Christus gelebt hat, und ansonsten lasse ich den lieben Gott einen guten Mann sein? (...) Kann man das alles wirklich so sorglos schleifen lassen, mit dem Gedanken, wenn ich alt bin, kann ich immer noch...
Was meinst Du mit "kann ich immer noch"? Den Gottesdienst besuchen? :wink:

Das Wort "Beliebigkeit" höre ich in diesem Zusammenhang oft - Bonhoeffer sprach von der Gefahr der "billigen Gnade", und natürlich kann es nicht ganz so einfach sein. Zu verwerfen ist aber - aus evangelischer Sicht - jede Art von Werkgerechtigkeit, die dazu angetan ist, sich Gnade und Vergebung erkaufen zu wollen. Das geht - nach unserem Verständnis - nicht, weder durch regelmäßigen Gottesdienstbesuch, noch durch ein scheinbar gottgefälliges Leben ("denn wir sind allemal Sünder und ermangeln des Ruhms, den wir bei Gott haben sollten").

Der evangelische Standpunkt ist dabei aber keineswegs "beliebig", sondern nur "andersrum": eben weil wir getauft sind, und eben weil Christus uns auf Golgatha befreit hat, können wir frei, froh und dankbar sein und müssen nicht mehr länger unserem Nächsten ins Kreuz treten.

Diese Freiheit befähigt uns dazu, ein angstfreies Leben zu führen, auch, wenn wir in unseren guten Absichten (natürlich) gelegentlich "versagen". Aber deshalb brauchen wir keine Angst zu haben -wir glauben nicht daran, daß Gott dereinst unser "Gutes" gegen unser "Böses" aufrechnet. Es kann nur gut ausgehen, und das soll uns zu einem Leben in Christi Sinne anspornen.

Das ist aber keine "Beliebigkeit", sondern "Liebes-Vorschuß", wie ich es nenne. :wink:

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tosamasi
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#3 Beitrag von tosamasi » 06.06.2008, 11:01

organa schrieb:
Das ist aber keine "Beliebigkeit", sondern "Liebes-Vorschuß", wie ich es nenne.
Bequem ist es allemal. :wink:
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Dieter

#4 Beitrag von Dieter » 06.06.2008, 11:22

Nicht bequem, sondern ungeheuer befreiend, liebe tosamasi. Du solltest diese Freiheit mal spüren dürfen. Ich möchte sie um nichts mehr missen.

Dieter

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tosamasi
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#5 Beitrag von tosamasi » 06.06.2008, 11:56

Dieter hat geschrieben:Nicht bequem, sondern ungeheuer befreiend, liebe tosamasi. Du solltest diese Freiheit mal spüren dürfen. Ich möchte sie um nichts mehr missen.

Dieter
Nun, auch wenn man nicht oder sehr viel weniger spirituell veranlagt ist und christlichem Gedankengut Raum gibt, oder auch gar keinen Gedanken daran verschwendet, ist man also, weil evangelisch verbrieft, gerettet.
Das ist doch bequem, oder?
Bei Gewichtsproblemen gibt es Pillen, die versprechen das Abnehmen ohne Einschränkungen bzw. ohne Änderung der Essgewohnheiten, also ohne Opfer. Das zumindest, funktioniert nicht. :wink:
Aber das ist ja auch nicht vergleichbar. :oops:
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organa

#6 Beitrag von organa » 06.06.2008, 12:36

tosamasi hat geschrieben:
Nun, auch wenn man nicht oder sehr viel weniger spirituell veranlagt ist und christlichem Gedankengut Raum gibt, oder auch gar keinen Gedanken daran verschwendet, ist man also, weil evangelisch verbrieft, gerettet.
Das ist doch bequem, oder?
Ich weiß nicht - für manche Leute ist es möglicherweise wesentlich "bequemer", sich "Rettung" als etwas vorzustellen, was man sich verdienen kann, wenn man tut, was einem gesagt wird. So ähnlich, wie es ja in unserer Gesellschaft funktioniert: Ist das Kind "brav" gibt es von den Eltern ein "Lob". Klare Regeln, denen meist einfach nur - ohne Nachdenken - gefolgt werden muß. Es gibt m.E. eine Menge Menschen, die genau das wollen: Sag mir, was ich tun muß! Sag mir, was ich denken soll! Zeig mir, wie ich mich verhalten soll, damit 1., 2.,....

Da halte ich es durchaus für schwieriger, meinem eigenen Gewissen zu folgen - ohne mich auf andere berufen zu können. Wenn mir niemand mit "Strafe" droht, muß ich auch nicht aus "Angst" ein besserer Mensch werden. Deshalb ziehe ich es auch vor, Kinder mit Liebe zu "guten" Menschen zu erziehen, die aus Einsicht menschlich handeln - nicht aus Angst vor Strafe.

Brombär

#7 Beitrag von Brombär » 06.06.2008, 12:53

organa hat geschrieben:
tosamasi hat geschrieben:Das wirft aber auch wieder die Frage der Beliebigkeit auf. Reicht es, auf Christus getauft zu sein, (als kleines Kind evtl.)und zu sagen, ja, ich glaube dass Christus gelebt hat, und ansonsten lasse ich den lieben Gott einen guten Mann sein? (...) Kann man das alles wirklich so sorglos schleifen lassen, mit dem Gedanken, wenn ich alt bin, kann ich immer noch...
Was meinst Du mit "kann ich immer noch"? Den Gottesdienst besuchen? :wink:

Das Wort "Beliebigkeit" höre ich in diesem Zusammenhang oft - Bonhoeffer sprach von der Gefahr der "billigen Gnade", und natürlich kann es nicht ganz so einfach sein. Zu verwerfen ist aber - aus evangelischer Sicht - jede Art von Werkgerechtigkeit, die dazu angetan ist, sich Gnade und Vergebung erkaufen zu wollen. Das geht - nach unserem Verständnis - nicht, weder durch regelmäßigen Gottesdienstbesuch, noch durch ein scheinbar gottgefälliges Leben ("denn wir sind allemal Sünder und ermangeln des Ruhms, den wir bei Gott haben sollten").

Der evangelische Standpunkt ist dabei aber keineswegs "beliebig", sondern nur "andersrum": eben weil wir getauft sind, und eben weil Christus uns auf Golgatha befreit hat, können wir frei, froh und dankbar sein und müssen nicht mehr länger unserem Nächsten ins Kreuz treten.

Diese Freiheit befähigt uns dazu, ein angstfreies Leben zu führen, auch, wenn wir in unseren guten Absichten (natürlich) gelegentlich "versagen". Aber deshalb brauchen wir keine Angst zu haben -wir glauben nicht daran, daß Gott dereinst unser "Gutes" gegen unser "Böses" aufrechnet. Es kann nur gut ausgehen, und das soll uns zu einem Leben in Christi Sinne anspornen.

Das ist aber keine "Beliebigkeit", sondern "Liebes-Vorschuß", wie ich es nenne. :wink:

@organa

okay, der Begriff " Werkgerechtigkeit " scheint etwas negativ besetzt zu sein, aber so ganz egal, was ich meinem Nächsten Gutes erweise, kann es dann doch nicht sein.

" Was ihr einem meiner Geringsten getan habt, habt ihr mir getan " oder " an ihren Werken sollt ihr sie erkennen " usw. deutet darauf hin, dass Belohnung der guten Tat nicht ausgeschlossen werden kann.

Hat nicht Jesus am Kreuz den Schächer für dessen Zuspruch nicht sofort mit einer heilsbringenden Verheißung belohnt ?



Bb.

Dieter

#8 Beitrag von Dieter » 06.06.2008, 13:06

tosamasi hat geschrieben: Nun, auch wenn man nicht oder sehr viel weniger spirituell veranlagt ist und christlichem Gedankengut Raum gibt, oder auch gar keinen Gedanken daran verschwendet, ist man also, weil evangelisch verbrieft, gerettet.
Das, liebe tosamasi, ist ein Trugschluß. Keiner der evanglisch ist ist automatisch gerettet. Sondern der, der an Jesus glaubt. Und an Jesus glauben bedeutet mehr als zu sagen: "Ja, vor 2.000 Jahren gab es mal einen Juden, der von den Römern hingerichtet wurde und von dem die Bibel sagt, er wäre Jesus. Das glaube ich." Das wäre dann wirklich billige Gnade.

Nein, das wäre dann doch etwas zu einfach. Sondern wer daran glaubt, daß Jesus für ihn gestorben ist und dadurch das Mittel zur Erlösung geschaffen hat, der wird errettet werden. Und wer dies von Herzen glaubt, der richtet automatisch sein Leben nach Jesus aus.

Vielleicht etwas einfach erklärt, aber ich hoffe, Du verstehst in etwa, was ich meine.

organa

#9 Beitrag von organa » 06.06.2008, 13:07

Hallo Brombär,
Brombär hat geschrieben: okay, der Begriff " Werkgerechtigkeit " scheint etwas negativ besetzt zu sein, aber so ganz egal, was ich meinem Nächsten Gutes erweise, kann es dann doch nicht sein.
Das habe ich auch nicht behauptet, sondern:
eben weil wir getauft sind, und eben weil Christus uns auf Golgatha befreit hat, können wir frei, froh und dankbar sein und müssen nicht mehr länger unserem Nächsten ins Kreuz treten.
Damit meine ich durchaus gute Werke. Nur verrichte ich sie nicht, damit etwas geschieht (Rettung), sondern ich verrichte sie als Folge (der Rettung). Die Erlösung durch Christus legt mir durchaus Verantwortung auf - das habe ich nicht bestritten.
" Was ihr einem meiner Geringsten getan habt, habt ihr mir getan " oder " an ihren Werken sollt ihr sie erkennen " usw. deutet darauf hin, dass Belohnung der guten Tat nicht ausgeschlossen werden kann.
Ja, das mag schon sein. Aber so viele gute Taten kann ich gar nicht vollbringen, daß sie meine schlechten Taten aufwiegen - und deshalb ist "Rettung" kein Verdienst, sondern Gnade.
Hat nicht Jesus am Kreuz den Schächer für dessen Zuspruch nicht sofort mit einer heilsbringenden Verheißung belohnt ?
Das würde ja eher für meine Position sprechen - der Schächer hatte nämlich keine Gelegenheit mehr, sich das Paradies zu verdienen - es wurde ihm aus Gnade geschenkt. Nicht der Zuspruch wurde belohnt , sondern sein Glaube hat sich erfüllt:

Joh. 6,46: Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer an mich glaubt, der hat das ewige Leben.

Brombär

#10 Beitrag von Brombär » 06.06.2008, 14:02

Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat bei Lebzeiten, es sei gut oder böse.
( 2. Kor. 5,10 )

Bb.

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