Die Beiträge von Tergram, Loreley und Filippo zeigen mir, daß meine Gedanken durchaus so verstanden werden können, wie ich sie gemeint habe.

Genau das ist der Knackpunkt: die deutlichen Unterschiede in den eschatologischen Lehren von der NAK und einigen Evangelikalen einerseits und der RKK und anderen Protestanten andererseits.filippo hat geschrieben:Wenn ich aber lehre, das Ende der Zeit ist nahe, und nur die kleine auserwählte Schar wird errettet während alle anderen dem Verderben das dann kommen wird anheimfallen, und bete dann gleichzeitig für den Weltfrieden, dann ist das in meinen Augen sehr wohl widersprüchlich, um nicht zu sagen schizophren.
Bei den einen die Hoffnung auf Errettung vor der großen Trübsal und damit implizit eine gewisse Häme (hier paßt das Wort) über die Zurückgebliebenen, die durch große Wirren hindurch müssen.
Bei den anderen zwar auch das Beten um die Wiederkunft Christi, aber im Bewußtsein, daß die unseligen Zustände davor auch von den Christen durchlebt werden müssen - die im Ggs. zur NAK-Lehre auch nicht vom Jüngsten Gericht ausgenommen sind.
Damit macht es auch Sinn, für den Weltfriesen zu beten. Dieser Sinn fehlt aber, wenn man in schrecklichen Ereignissen wie Kriegen und Umweltzerstörung die heilsgeschichtlich unbedingt notwendigen (Vor-)Zeichen der eigenen Errettung sieht, verbunden mit der stillen Freude, daß es ja nur "die anderen" treffen wird, da man selbst glücklicherweise schon "weg ist", wenn es ganz schlimm wird.
Bei der NAK scheint sich nun eine Relativierung der Naherwartung anzudeuten, wie sie sich bei den meisten anderen Christen schon lange vollzogen hat. Letztere bereiten sich eben eher auf ihr individuelles Ableben vor, was für den einzelnen ja auch viel wahrscheinlicher ist als mit allerlei (manchmal diffusen) Hoffnungen auf eine Entrückung zu Lebzeiten zu hantieren und sich im Ernst Gedanken darüber zu machen, z.B. ob der von einem neuapostolischen Lokführer gesteuerte Zug gleich nach der Entrückung entgleisen wird oder doch noch sicher bis zum nächsten Bahnhof kommt.

Diese Relativierung der Naherwartung manifestiert sich auch in den Texten vieler alter Choräle (womit wir wieder beim Musikthema wären), wo Gott etwa um eine seliges Sterben gebeten wird. Und genau diese Strophen sind in den NAK-Gesangbücher regelmäßig nicht enthalten. Warum? Vielleicht, weil aus Sicht der NAK der Tod des einzelnen Christen nur eine Art "bedauernswerten Betriebsunfall" vor dem Eintritt der stündlich zu erwartenden Parusie darstellt?
Eine ausführlichere Auseinandersetzung mit diesem wichtigen Thema hat M. Koch vor ein paar Jahren geleistet:
http://www.glaubenskultur.net/artikel-170.html