Werte "Glaubensfories" -
ich würde gern einmal diesen Gedanken ins Forum stellen:
Viele von Ihnen wissen, dass ich nicht Mitglied der Neuap. Kirche bin und dass ich durch verwandtschaftliche Beziehungen in das frühere GK-Forum "geraten" bin und dort wie im Nachfolgeforum und hier ziemlich viel geschrieben habe. Auf diesem Hintergrund darf ich wohl anmerken, dass mir manche kritischen Kommentare zur Predigt des obersten Geistlichen der NAK in Stendal ziemlich "an den Haaren herbeigezogen" vorkommen.
Ich habe die Predigt nicht gehört. Ich habe aber - und zwar wegen der hier geäußerten Kritik - einmal auf
http://www.nak-mitteldeutschland.de/akt ... f42ffccb0d
einen GD-Bericht nachgelesen. Angesichts dieses Berichtes verstehe ich nicht, was mancher von Ihnen eigentlich will. Ich habe den Eindruck, dass Sie etwas hören oder lesen, sich dann ein von Vorurteilen und vorauseilender Kritik geprägtes "Bild" machen und etwas über Ihr "Bild" schreiben, wobei Sie so tun, als würden Sie etwas über die Predigt des Herrn Dr. Leber schreiben.
Zunächst einmal: Der Begriff "allerheiligster Glaube" steht in dem bibl. Text, über den gepredigt wurde (also dem Predigttext bzw. - so die NAK-Sprachregelung - dem "Textwort"). Der volle Wortlaut: „Ihr aber, meine Lieben, erbaut euch auf euren allerheiligsten Glauben und betet im Heiligen Geist, und erhaltet euch in der Liebe Gottes und wartet auf die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben.“
Im GD-Bericht steht:
"Mit Blick auf die von Plato überlieferte Frage „Wie kann ein Mensch glücklich sein, wenn er einem anderen Menschen dienen muss?“, sagte der Stammapostel, dass es beim Dienen darauf ankommt, welche Motivation dahinter steht. Ist die Liebe Triebfeder, dann gelingt es auch, mit Freuden zu dienen. Schwerpunkte unseres Dienens sind:
- die Gemeinschaft fördern
- das Evangelium und den Wert unserer Gemeinschaft nach außen sichtbar machen.
Die Gemeinschaft wird gefördert, wenn wir uns einander zuwenden, uns gegenseitig ermutigen, uns einander beistehen, füreinander beten, unsere Gaben einbringen. Und das Evangelium machen wir nach außen sichtbar durch unser Wesen, unseren Wandel, unser Handeln. (...)
Auf die Gemeinde bezogen bedeutet 'erbauen': einander dienen. Bauen ist ein Bild für Aktivität und Fortschritt. Beides soll auch bei unserem Dienen sichtbar sein. Eine Gemeinde ist kein Schauplatz sondern ein Bauplatz.
'Allerheiligster Glaube' meint: Unser Glaube soll unantastbar sein. Die Jünger, die sich enttäuscht von Jesus abwandten, haben sich ihren Glauben antasten lassen. Ebenso erging es Judas, der zum Verräter wurde. 'Unantastbar' schließt Hinterfragen nicht aus. Erklärungen festigen den Glauben. Unser Glaube umfasst den Glauben an Jesus Christus, den Glauben an die gegenwärtige Offenbarung des Herrn und den Glauben an den wiederkommenden Herrn. Auf der Grundlage unseres 'allerheiligsten Glaubens' wollen wir dem Herrn dienen mit ganzem Herzen. Dienen und Gebet gehören zusammen. Wenn unser Beten im Einklang steht mit dem Heiligen Geist, dann wird der Herr geben über Bitten und Verstehen."
Angesichts dieser Predigt verstehe ich die meisten Einträge in dieser Rubrik nicht. Die Predigt entspricht doch dem NAK-Glaubensbekenntnis. Schauen Sie mal rein ... Zudem sind diese Gedanken - natürlich auf einer vorgegebenen Basis - in sich schlüssig und vernünftig.
Also stellt sich die Frage: Was wollen Sie eigentlich? Wenn Sie - und dafür gibt es ja durchaus Gründe - neuapostolisch sind, dann können Sie diese Predigt doch nicht kritisieren.
Selbstverständlich können angesichts dieser Predigt theologische Fragen gestellt und erörtert werden. Zu solchen Fragen würde gehören: Was heißt denn eigentlich "Glaube an Jesus Christus"? Was heißt denn "Glaube an die gegenwärtige Offenbarung des Herrn"? Was heißt denn "Glaube an den wiederkommenden Herrn"? Das sind wichtige Fragen. Aber sie stehen sozusagen auf einem anderen Blatt. Und die Antworten sind strittig. Das theologische Fachgebiet "Christologie" ist nicht gerade einheitlich und klar. Der Offenbarungsbegriff wird so und so gesehen. Aber auch die theol. Großkopferten des 20. Jh. - z.B. Barth - haben von der "Wiederkunft" gesprochen. Ein anderer - Bultmann - hat sie freilich als "erledigt" angesehen. Und ein kluger Jude wie Lapide diskutiert die Sache gar nicht; er sagt nur: Warten wir, bis der Messias kommt, und dann fragen wir ihn, ob er schon mal da war.
Cemper