#663
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von Cemper » 01.04.2012, 17:12
@ Loreley -
zu Ihrer Antwort auf der vorigen Seite:
Mit der Bruchrechnung komme ich schon klar; ich weiß, dass die richtige Antwort auf "Wieviel ist ein Viertel geteilt durch ein Achtel" so lautet: ein Zweiundreißigstel. Oder - vielleicht doch 2? Davon abgesehen - ich "beliebte zu scherzen". Freilich hatte ich shalom auch etwas ernsthaft so geantwortet, denn ich weiß selten, was er mit seinen Texten eigentlich sagen will. Aber das kann auch mein Problem sein. Sie wissen ja: Wenn man mit einem Buch an einen Kopf schlägt und es hohl klingt, dann muss es nicht am Buch liegen.
Zu Ihren weiteren Punkten: Ein gesunder Egoismus ist nicht - wie Sie schreiben - eine Praxis für "heutzutage". Nein, gesunder Egoismus war zu allen Zeiten wichtig. Schon eine zentrale alttestamentliche Forderung - nämlich "liebe deinen Nächsten wie dich selbst" - kann man ja so verstehen. Im Urtext heißt es wohl, dass man seinen Nächsten lieben soll wie sich selbst, denn er - der nächste - ist wie ich (wie du). Also - gesunder Egoismus ist wirklich nicht nur ein Postulat für "heutzutage". Er war immer gut und lässt sich auch auf simpelste Weise logisch - wenn Sie so wollen: soziologisch - verdeutlichen: Menschliches Leben ist ja immer Leben in einer Gemeinschaft. In ihr gibt es Regeln und wechselseitiges Aufeinanderangewiesensein. Wenn jemand für einen anderen "da sein" will, dann muss er zunächst dafür sorgen, dass er selber ausreichend Substanz hat; anderenfalls entsteht schnell die Situation, dass beispielsweise jemand einem anderen anbietet, ihn bei einer Autopanne abzuschleppen und leider kein Benzin im Tank seines Autos hat. Mit anderen Worten: Wenn von gesundem Egoismus die Rede ist, müssen wir fragen, was "gesund" heißt. Eine Diskussion dazu könnte interessant werden. Sie würde uns schnell zu Grundfragen der Rechtsphilosophie und der Werte in einer Gesellschaft und ihrem Wirtschaftssystem führen. Die alten Begriffe Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit würden dann Bedeutung bekommen, und in den Betrachtungen dazu müssten wir uns fragen, was Sätze wie "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" bedeuten und wie gefährlich beispielsweise ein Nazi-Rechtsgrundsatz ist: "Recht ist, was dem deutschen Volke nutzt."
Den erwähnten Rat des Pastors beurteile ich anders als Sie. Ich sehe nicht, dass er "haltlos" und "Angstmache" ist; im Gegenteil: es ist ein guter, vielleicht sogar ein weiser Rat. Unbeschadet dessen gilt aber, dass immer die jeweiligen Umstände eines Einzelfalles gesehen werden müssen. Es kann gewiss Situationen geben, in denen Nachgeben ungesund und eine klare - auch harte - Entscheidung besser ist. Hier ist aber ein gewissenhaftes Prüfen geboten.
Zu Ihren Hinweisen zu Opfer - Segen: Es gibt für jemanden wie mich, der viel mit Theologen zu tun und auch einige Kenntnisse der NAK hat, eine eigenartige Situation. Sehen Sie - in evang. Gottesdiensten wird nach einer Kollekte selbstverständlich in einem Gebet im Altarraum gesagt: "Segne die Gaben und die Geber." Ich habe das hundertfach gehört. Falls Sie sich für meine persönliche Meinung interessieren: Ich glaube, dass an Opfer und Spenden Segen gebunden sein kann und meistens gebunden ist. Das muss aber sehr nüchtern gesehen werden - und wenn man das macht, dann kann man durchaus segensreiche Wirkungen erkennen. Und wenn man nichts erkennen kann, dann heißt das ja nicht, dass es nichts Segensreiches gibt. Am Rande: In "meiner" Kirche, die zur Zeit einen Finanzbedarf von ca. 10 Millionen Euro hat, haben Großspender ca. zwei Millionen und viele andere ingesamt einige Millionen gespendet. Ich kenne keinen, der das kritisiert oder der wegen seines Beitrags unglücklich ist. Soll ich die Spendenaufrufer und die Spender kritisieren? (Unter uns: Angesichts der Spende einer superreichen Familie habe ich gedacht, dass die Leute das zehnfache spenden sollten.)
In der NAK habe ich Geschichten in der hier behaupteten Schlichtheit und Borniertheit noch nicht gehört. Das bedeutet aber wenig bis nichts, denn ich habe nur einen begrenzten Einblick. Ich glaube schon, dass es in der NAK so manche komischen Geschichten tatsächlich gibt. Ich sehe aber andererseits auch, dass die offizielle NAK-Position so ist: "Die Neuapostolische Kirche finanziert sich selbst. Sie erhebt keine Kirchensteuern oder sonstigen Pflichtbeiträge von ihren Mitgliedern. Ob oder wie viel jemand spendet, wird nicht kontrolliert. Die Mitglieder können sich, entsprechend der biblischen Grundlage (Maleachi 3, 10), am "Zehnten" orientieren." (Quelle: nak.org) Ich kann nicht erkennen, was an dieser Position nicht in Ordnung ist.
Wenn in der NAK - und das gibt es ja wohl - manches "geredet" wird, was Unsinn sein kann, und wenn es dann bei Ihnen und anderen Aufregung gibt, dann frage ich mich, wieso es diese Aufregung gibt. Logische Voraussetzung der Aufregung ist doch, dass man erwartet, dass derjenige, über dessen Rede man sich aufregt, anders redet - und das heißt doch auch, dass man von anderen eine Art Führung erwartet. Das aber kann falsch sein und ist es oft. Ein erwachsener Mensch lebt eigenverantwortlich und lässt Unsinn abperlen, statt sich über viele Jahre darüber aufzuregen, dass beispielsweise ein Vorsteher einer neuap. Kirchengemeinde zu Opfer und Segen das und das gesagt hat. Ein erwachsener Mensch sollte nicht erwarten, dass er mit einem Farbenblinden über Farben reden kann. Und wenn er sich darüber beschwert, dass das nicht geht, dann hat er vermutlich selber ein Problem. Ein erwachsener Mensch christlichen Glaubens lebt übrigens auch im Bewusstsein seiner Verantwortung für andere und realisiert damit einen Grundgedanken des Christseins. Zur Wahrnehmung dieser Verantwortung muss man aber nicht Christ sein; ich jedenfalls kenne verantwortungslose Kirchgänger und verantwortungsbewusste Moslems, Atheisten und was es sonst noch so gibt ...
Herzlichst
Ihr Cemper