Cemper hat geschrieben:"Es ist nie zu spät" war nur ein Spruch. Obwohl ... wenn man darüber nachdenkt: ...
Das haette ich nicht tun duerfen
Sie stellen tiefsinnige Fragen .. Mal sehen, wo ich meine Antworten auf der Skala von 'ja' bis 'nein' liegen.
Wo ist Trennlinie zwischen Vergangenheit und Zukunft? Ist die Gegenwart die Trennlinie?
Gegenfrage: Wenn
nicht die Gegenwart, welcher Zeitpunkt sonst? Ja, ich betrachte die Gegenwart als die Trennlinie.
Ist unser Leben - das wir ja hier und jetzt haben - dann sozusagen Existenz zwischen Vergangenheit und Zukunft?
Sie haben auch von einem Strom der Zeit gesprochen. Man koennte unser Leben als den ununterbrochenen Strom von Zeitpunkten zwischen Vergangenheit und Zukunft betrachten. Wenn Sie so wollen, existieren wir zu jedem dieser infinitesimal kurzen Zeitpunkte zwischen Vergangenheit und Zukunft. Ja.
Wurde das, was uns eben bewusst geworden ist, schon Vergangenheit, als es uns bewusst wurde?
Das wird einerseits vom philosophischen Standpunkt her schwierig und, wenn dieses Bewusst-werden auf Beobachtung beruht, auch vom physikalischen her. Wenn wir von der philosophischen
Betrachtung ausgehen, koennte man das uns jetzt Bewusste vielleicht schon als Vergangenheit betrachten, waehrend wir uns dessen bewusst werden. Aber existiert das Bewusst Gewordene nicht vielmehr von da an fuer laengere Zeit im Bewusstsein, also nicht nur punktuell? So viel zur 'Vergangenheitsbewaeltigung' unseres Bewusstseins.
Wenn wir hingegen eine Supernova
beobachten, hat sich das, was wir sehen, schon vor langer Zeit ereignet. Erstens muessen wir ein Bezugssystem fuer die Zeit waehlen, um eine Aussage ueber Vergangenheit und Zukunft machen zu koennen. Waeren wir (hypothetisch) in der Supernova, waere unsere Aussage eine andere als hier auf der Erde. Den Einfluss der Fortpflanzungsgeschwindigkeit, mit der sich ein physikalischen Ereignis bemerkbar macht, lasse ich ansonsten jetzt

einmal ausser Betracht. Drittens muessen wir eigentlich - unabhaengig vom Bezugssystem - fuer ein jetzt gerade fuer uns sichtbar werdendes Ereignis gleichzeitig schon von der Vergangenheit reden. Entsprechendes gilt, wenn Sie Ihren Nachbarn aus nur 100m Entfernung beim Einschlagen eines Nagels beobachten und die Hammerschlaege hoeren und sehen. Selbst wenn Sie direkt daneben stehen, trifft der Hammer den Nagel, bevor Sie davon Kenntnis haben.
Was meinen wir, wenn wir sagen: Meine Zeit steht in deinen Händen?
Das drueckt nach meinem Empfinden ein uneingeschraenktes Vertrauen zu Gott aus. Sollten wir "Zeit" hier nicht allegorisch verstehen im Sinne von "alles, was mir widerfahren ist, widerfaehrt und widerfahren wird" - bis hin zum Tod?
Was meinen wir, wenn wir sagen: Es wird hinfort keine Zeit mehr sein?
Ich weiss es nicht. Ich haette beinahe geantwortet: Fragen Sie Gott. Diese Dimension entzieht sich zumindest
meinem Verstaendnis. Auch hier die Gegenfrage: WWCS? (Was wuerde C(emper) sagen?)
Was meinen wir, wenn wir sagen: Der da ist, der da war und der da kommt? Sind Vergangenheit und Zukunft in Gott aufgehoben? Ist Gott die ewige Gegenwart? Kann es dann bei Gott oder vor Gott ein "zu spät" geben?
Ich weiss es nicht. Vielleicht ahnen wir wenigstens, dass unser Begriff "Zeit" nicht der Wirklichkeit Gottes entspricht. Wir wissen noch nicht einmal, wie diese Wirklichkeit ist.
Cemper hat geschrieben:Das wäre ein schönes Predigtthema: "Liebe Gemeinde, unsere Zeit steht in Gottes Händen. Was heißt das? ... Amen."
Ich weiss ja, dass es lange, weniger lange und kurze Predigten gibt. Was versteckt sich hinter der Ellipse in Ihrem Predigtvorschlag? Oder war das schon die gesamte Predigt?