Zum Karfreitag ...
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Wenn ich als Kind - damals - das Lied mit diesem letzten Satz ausklingen hörte, habe ich mir immer einen nackten Botenfuß vorgestellt, der zwischen großer Zehe und dem zweiten Zeh Jesus am Kreuz einen Weinkelch "reichte" und habe mir die damit verbundene Verrenkung des "Boten" ausgemalt, der diesen ja zum Kreuz hoch recken musste.Maximin hat geschrieben:"Nacht ist's...
...den Trostkelch bringt des Boten Fuß."
Diese Vorstellung hat immer eine gewisse Heiterkeit in mir ausgelöst und beim gemeinsamen Mittagsmahl wurde dieses Bild gerne noch weiter ausgeschmückt unter uns Kindern.
Daran wurde ich erinnert, als ich den Text las.

Manche Texte sind - nur weil es sich reimen muss - nicht immer dazu angetan, ernsthafte christliche Inhalte kindlichen Seelen zu vermitteln.
Was für ein [schwachsinniger] Satz und das am Ende eines Liedes, oder?

[i][size=75]"... Ich bin einerseits sehr froh, dass ich diesen Gedanken aussprechen kann, auf der anderen Seite fällt es mir auch nicht schwer..."
(Bap Klingler - Neujahrsgd 2009)[/size][/i]
(Bap Klingler - Neujahrsgd 2009)[/size][/i]
41 Und er riss sich von ihnen los, etwa einen Steinwurf weit, und kniete nieder, betete 42 und sprach: Vater, willst du, so nimm diesen Kelch von mir; doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe! 43 Es erschien ihm aber ein Engel vom Himmel und stärkte ihn. 44 Und er rang mit dem Tode und betete heftiger. Und sein Schweiß wurde wie Blutstropfen, die auf die Erde fielen. 45 Und er stand auf von dem Gebet und kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend vor Traurigkeit 46 und sprach zu ihnen: Was schlaft ihr? Steht auf und betet, damit ihr nicht in Anfechtung fallt! (Lukas 22, 41-46)
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Ja, ja, Maxi-Korrigaxi,
hast ja Recht, aber ich bleibe dabei, wie ich es als Kind schon empfand:
Ein Fuß, der den Trostkelch bringt oder darreicht ist schwachsinnig und nur mit dichterischer Freiheit zu entschuldigen.
basta cosi - caro Maximo!

hast ja Recht, aber ich bleibe dabei, wie ich es als Kind schon empfand:
Ein Fuß, der den Trostkelch bringt oder darreicht ist schwachsinnig und nur mit dichterischer Freiheit zu entschuldigen.
basta cosi - caro Maximo!

[i][size=75]"... Ich bin einerseits sehr froh, dass ich diesen Gedanken aussprechen kann, auf der anderen Seite fällt es mir auch nicht schwer..."
(Bap Klingler - Neujahrsgd 2009)[/size][/i]
(Bap Klingler - Neujahrsgd 2009)[/size][/i]
Liebe Uli,
ja klar. Sehe ich auch so ... nur eben nicht an diesem unsäglichen und grausamen Karfreitag. Da ist keine Versöhnung. Da haben wir noch nicht die Auflösung. Da haben wir noch nicht den zeitlichen Abstand. Da stehen wir mittendrin. Da haben wir keine Erklärungen mehr - ausser das Verlassensein und das Hereinbrechen der Hölle ...
Das, wovon Du sprichst, ist für mich der Ostersamstag. tergram hat das beschrieben. Diese Stille, die Fragen, der zaghafte Ausblick ... vielleicht. Bevor dann das Osterlicht reinknallt in die Kirche - was aber auch schon wieder mit unsagbar, unbeschreiblich und seltsam beschrieben werden kann (wenn ich mir vorstelle, dass ein Toter plötzlich lebendig vor mir steht ...) ...
Lieben Gruss in den (schönen) Pott.
Hannes
ja klar. Sehe ich auch so ... nur eben nicht an diesem unsäglichen und grausamen Karfreitag. Da ist keine Versöhnung. Da haben wir noch nicht die Auflösung. Da haben wir noch nicht den zeitlichen Abstand. Da stehen wir mittendrin. Da haben wir keine Erklärungen mehr - ausser das Verlassensein und das Hereinbrechen der Hölle ...
Das, wovon Du sprichst, ist für mich der Ostersamstag. tergram hat das beschrieben. Diese Stille, die Fragen, der zaghafte Ausblick ... vielleicht. Bevor dann das Osterlicht reinknallt in die Kirche - was aber auch schon wieder mit unsagbar, unbeschreiblich und seltsam beschrieben werden kann (wenn ich mir vorstelle, dass ein Toter plötzlich lebendig vor mir steht ...) ...
Lieben Gruss in den (schönen) Pott.

Hannes
Re: Zum Karfreitag ...
Lieben Freunde,
Tergram schrieb u. a. „Sinkende Schiffe sollte man verlassen. Schnell. Und mancher, der sich danach im Wasser wiederfand, stellte überrascht fest, dass auch selbständig vorgenommene Schwimmbewegungen eine Möglichkeit sind, an Land zu kommen. Zumal auch manches Rettungsboot nicht den sichersten Eindruck erweckt. Wasser hat zwar keine Balken, aber es trägt. Besonders, wenn man sich auf die eigene Kraft besinnt.“
So schreibt eine starke, kämpferische Frau, die sich durchbeißen will. Alleine und ohne ihren Gott. Hätte sie Recht, dass es keinen Gott gibt und die Himmel leer sind, dann würden wir alle in Hoffnungslosigkeit versinken. Der Glaube und das Vertrauen an Gott sind eine Sache, der Glaube und das Vertrauen an die Menschheit eine andere. Man sollte sie fein säuberlich unterscheiden.
Einer, der scheinbar auch den Glauben an Gott und die Menschheit verloren hatte, soll am heutigen Karfreitag zu Wort kommen. Es sind bittere Worte. Da geht einer nicht nur enttäuscht vom Kreuz weg, an dem der verblutet und erstickt ist, auf dem so viel Hoffnung und Vertrauen ruhten. Man möchte ihn aufhalten und ermutigen, bis zum Ostermorgen zu warten...
Liebe Grüße, landauf und landab, vom alten Maximin
Erich Kästner, Schriftsteller: Alles bleibt beim Alten
Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag
Zweitausend Jahre sind es fast,
seit du die Welt verlassen hast,
du Opferlamm des Lebens!
Du gabst den Armen ihren Gott.
Du littest durch der Reichen Spott.
Du tatest es vergebens!
Du sahst Gewalt und Polizei.
Du wolltest alle Menschen frei
und Frieden auf der Erde.
Du wusstest, wie das Elend tut
und wolltest alle Menschen gut,
damit es schöner werde!
Du warst ein Revolutionär
und machtest dir das Leben schwer
mit Schiebern und Gelehrten.
Du hast die Freiheit stets beschützt
und doch den Menschen nichts genützt.
Du kamst an die Verkehrten!
Du kämpftest tapfer gegen sie
und gegen Staat und Industrie
und die gesamte Meute.
Bis man an dir, weil nichts verfing,
Justizmord, kurzerhand, beging.
Es war genau wie heute.
Die Menschen wurden nicht gescheit.
Am wenigsten die Christenheit,
trotz allem Händefalten.
Du hattest sie vergeblich lieb.
Du starbst umsonst. Und alles blieb
beim Alten.
Kästner, Erich: Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag.
Aus: Ders.: Gedichte. Gesammelte Werke, Bd. 1. Köln 1959, S. 207 f.
Tergram schrieb u. a. „Sinkende Schiffe sollte man verlassen. Schnell. Und mancher, der sich danach im Wasser wiederfand, stellte überrascht fest, dass auch selbständig vorgenommene Schwimmbewegungen eine Möglichkeit sind, an Land zu kommen. Zumal auch manches Rettungsboot nicht den sichersten Eindruck erweckt. Wasser hat zwar keine Balken, aber es trägt. Besonders, wenn man sich auf die eigene Kraft besinnt.“
So schreibt eine starke, kämpferische Frau, die sich durchbeißen will. Alleine und ohne ihren Gott. Hätte sie Recht, dass es keinen Gott gibt und die Himmel leer sind, dann würden wir alle in Hoffnungslosigkeit versinken. Der Glaube und das Vertrauen an Gott sind eine Sache, der Glaube und das Vertrauen an die Menschheit eine andere. Man sollte sie fein säuberlich unterscheiden.
Einer, der scheinbar auch den Glauben an Gott und die Menschheit verloren hatte, soll am heutigen Karfreitag zu Wort kommen. Es sind bittere Worte. Da geht einer nicht nur enttäuscht vom Kreuz weg, an dem der verblutet und erstickt ist, auf dem so viel Hoffnung und Vertrauen ruhten. Man möchte ihn aufhalten und ermutigen, bis zum Ostermorgen zu warten...
Liebe Grüße, landauf und landab, vom alten Maximin
Erich Kästner, Schriftsteller: Alles bleibt beim Alten
Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag
Zweitausend Jahre sind es fast,
seit du die Welt verlassen hast,
du Opferlamm des Lebens!
Du gabst den Armen ihren Gott.
Du littest durch der Reichen Spott.
Du tatest es vergebens!
Du sahst Gewalt und Polizei.
Du wolltest alle Menschen frei
und Frieden auf der Erde.
Du wusstest, wie das Elend tut
und wolltest alle Menschen gut,
damit es schöner werde!
Du warst ein Revolutionär
und machtest dir das Leben schwer
mit Schiebern und Gelehrten.
Du hast die Freiheit stets beschützt
und doch den Menschen nichts genützt.
Du kamst an die Verkehrten!
Du kämpftest tapfer gegen sie
und gegen Staat und Industrie
und die gesamte Meute.
Bis man an dir, weil nichts verfing,
Justizmord, kurzerhand, beging.
Es war genau wie heute.
Die Menschen wurden nicht gescheit.
Am wenigsten die Christenheit,
trotz allem Händefalten.
Du hattest sie vergeblich lieb.
Du starbst umsonst. Und alles blieb
beim Alten.
Kästner, Erich: Dem Revolutionär Jesus zum Geburtstag.
Aus: Ders.: Gedichte. Gesammelte Werke, Bd. 1. Köln 1959, S. 207 f.