Aus den Fehlern in NRW lernen?

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Aus den Fehlern in NRW lernen?

#21 Beitrag von _ » 27.02.2012, 09:23

Bedenkenträger hat geschrieben:Und noch einmal: Wenn ich in der Neuapostolischen Kirche das geistliche Amt nun umgestalten will, es um die weltlichen Aufgaben quasi beschneiden will, dafür dann noch zusätzliche Ämter beziehungsweise Funktionsträger kreieren will, komme ich - Sie wissen es auch - zwangsläufig in noch größere Diskussionsfelder, wie z.B. die gesamte Kirchenhierarchie etc. Und spätestens hier sehe ich dann keine einfachen Rezepte mehr als Lösungsmöglichkeiten.

Sehen Sie dies denn wirklich anders?
ich hake da mal ungefragt ein. 8)

das problem momentan ist m.e. folgendes: ein ggf. hervorragender geistlicher leiter, der inspirierende predigten hält, muss organisatorische entscheidung letztinstanzlich absegnen, obwohl er diese mangels fachkenntnis gar nicht überblicken kann - und die nak sich auch keine expertenstäbe wie bspw. die politik leisten kann. wohin das führt, sehen wir gerade in nrw. schlimm ist die situation nicht nur wegen der entstehenden fehler, sondern auch, weil im nachhinein niemand die verantwortung übernehmen will oder kann.

noch problematischer ist allerdings der umgekehrte fall, der unter karlheinz schumacher in norddeutschland zu beobachten war: ein ggf. hervorragender organisator wurde geistlicher leiter, obwohl bzgl. inspirierenden predigten und spiritueller wegweisung absolute fehlanzeige bestand; und zur einzel-seelsorge - dem vernehmen nach vormals durchaus ein talent schumachers - kam er mangels zeit nicht mehr.

die organisatorisch-geistliche doppelbelastung verlangt nach personal, das quasi übermenschliches leisten muss. dieses problem - dass praktisch niemand gleichzeitig ausreichend organisatorische und geistliche talente mitbringt - ist nicht lösbar, insbesondere auch, weil die nak nicht aus- und weiterbildet. das alles war übrigens früher auch nicht anders, allerdings hat a) sich die kirche strikt auf ihre kernkompentenzen beschränkt und b) neben den entscheidern niemand etwas von fehlentscheidungen mitbekommen, weil diese nicht nach außen drangen. (beides hatte jeweils seine eigenen probleme - gut, dass sich die zeiten geändert haben.)

andererseits: das problem, was bedenkenträger oben anspricht - dass sich neue hierarchische fragen ergeben, wenn in der nak organisatorische verwaltungsämter neben geistlichen leitungsämtern entstehen - ist ein rein organisatorisches problem. und damit wäre es lösbar! (auch wenn es sicherlich keine patentrezepte gibt, erst recht keine einfachen.)

ich vermute aber, dass in der nak weiterhin die alten, simplen lösungsstrategien weiterverfolgt werden:
  • "bittet für unsere amtsträger, dass sie gute entscheidungen treffen" bzw.
  • "bittet dafür, dass die auswirkungen der schlechten entscheidung nicht so schlimm sind" bzw.
  • "opfert mehr geld und zeit, damit es nicht so schlimm ist, wenn dieses gaben durch ineffiziente organisation verplempert werden".
mfg, _

GG001

Re: Aus den Fehlern in NRW lernen?

#22 Beitrag von GG001 » 27.02.2012, 10:57

_ hat geschrieben:andererseits: das problem, was bedenkenträger oben anspricht - dass sich neue hierarchische fragen ergeben, wenn in der nak organisatorische verwaltungsämter neben geistlichen leitungsämtern entstehen - ist ein rein organisatorisches problem.
Was weder Bedenkentraeger noch '_' ansprechen, ist doch folgendes: Wenn die NAK neben der seelsorgerischen Kompetenz (die ich ohne Wertung einmal so nenne) auch eine verwaltungstechnische Kompetenz etablieren will, dann ist das doch nicht mit Ehrenamtlichen zu leisten, zumindest nicht nur mit unbezahlten Kraeften. Da braucht es Angestellte, keine Drangestellten.

Das kostet also. Neben hierarchischen Fragen muss die Kirche noch eine Frage zu beantworten: Woher soll sie die Gehaelter, Sozialbeitraege, Pensionsrueckstellungen, etc. nehmen?

Damit ist es nicht getan.

Die Kirche hat mehr als hundert Jahre gebraucht, bis sie gemerkt hat, dass sie eigentlich auch eine formalisiert niedergeschriebene Lehre benoetigt, einen Katechismus.

Ich weiss nicht, ob sie aehnlich lange brauchen wuerde, bis sie feststellt, dass sie als Kirche dann auch formalisiert niedergelegte Regeln und ein Gremium braucht, das fuer die Einhaltung von Regeln zustaendig ist, eine Art kircheninternes (Schieds-)Gericht mit Entscheidungsgewalt. Fuer beides sollte sie besser auch nicht auf Laien ohne zumindest betriebswirtschaftliche und juristische Kenntnisse zurueckgreifen.

Theodor Heuss haette jetzt vielleicht gesagt: "Nun organisiert mal schoen." („Nun siegt mal schön!“ Heuss zu jungen Rekruten der Bundeswehr bei einem Manöver in Urmitz (1958).)

_

Re: Aus den Fehlern in NRW lernen?

#23 Beitrag von _ » 27.02.2012, 11:51

GG001 hat geschrieben:Was weder Bedenkentraeger noch '_' ansprechen, ist doch folgendes: Wenn die NAK neben der seelsorgerischen Kompetenz (die ich ohne Wertung einmal so nenne) auch eine verwaltungstechnische Kompetenz etablieren will, dann ist das doch nicht mit Ehrenamtlichen zu leisten, zumindest nicht nur mit unbezahlten Kraeften. Da braucht es Angestellte, keine Drangestellten.
die bezahlten, festangestellten kräfte gibt es doch schon - bspw. in den bauabteilungen (nak-kernkompetenz "kirchenbau", heute wohl eher: "modernisierung/sanierung/umbau nach zusammenlegung").

allerdings haben diese fachabteilungen oft kaum entscheidungsfreiheit und noch weniger kompetenzen, sondern dürfen i.d.r. (fast schon wie in der politik) der entscheidung ihres bezirksapostels zuarbeiten, indem sie etwa argumente dafür liefern.

zusätzlich verschlimmert wird das in den fällen, wo im vorauseilenden gehorsam gehandelt wird - also bspw. statt kritischen prüfungen versucht wird, die entscheidungen des vorangängers zu antizipieren. ich frage mich schon, ob dieser umstand wohl im aktuellen 10-millionen-verlust in nrw vorgelegen haben mag...

tergram

Re: Aus den Fehlern in NRW lernen?

#24 Beitrag von tergram » 27.02.2012, 12:18

Um aus Fehlern zu lernen muss man bereit und in der Lage sein, einen Fehler als Fehler zu erkennen und zu benennen. Selbsterkenntnis ist der erste Schritt...

Am aktuellen 10-Mio.-Beispiel in NRW ist fehlende Selbsterkenntnis überdeutlich.

Bereits an diesem Punkt scheitert die NAK - an/in sich selbst, ihrem Selbstbild, an der Überzeugung ihrer Funktionsträger, sie seien von Gott für ihre Aufgabe auserwählt. Alle Reformgedanken und -bemühungen sind daher zum Scheitern verurteilt.

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Re: Aus den Fehlern in NRW lernen?

#25 Beitrag von Andreas Ponto » 05.03.2012, 21:52

Bedenkenträger hat geschrieben:
....

Sie werden dann bislang nur nicht wirklich konkret, leider. Ich würde hier aber gerne mehr von Ihren Erfahrungen hören, die Sie gemacht haben, in dieser Sache bei unseren protestantischen Brüdern und Schwestern. Sie haben ja auch noch den Vergleich zur Neuapostolischen Kirche, als ehemaliges Mitglied.

Also, wo ist man bei den Protestanten letztlich ehrlicher als man es in der Neuapostolischen Kirche ist, wenn es um Problemerkennung und Problemklärung geht?

Wo und vor allem auch wie kann ein Ehrenamt in der Neuapostolischen Kirche besser gestaltet werden, vielleicht in Anlehnung an die protestantische Form?

....

Lieber Bedenkenträger,

hier meine zugegeben jungen Erfahrungen und Wahrnehmungen zum Ehrenamt in der Evangelischen Kirche und der Versuch einer Bewertung in Hinblick auf Möglichkeiten für die NAK.

Die Evangelische Kirche nimmt den aus der Eigeninitiative heraus angetriebenen Ehrenamtlichen inzwischen ernst (oder ernster als früher) und gibt diesem auch im Rahmen des Gottesdienstes die Möglichkeit sich einzubringen.

D.h. jemand möchte bei der Schriftlesung im Gottesdienst mitmachen, also hat er die Möglichkeit zu sagen, da möchte ich mitmachen. Und idR, wenn nicht Gravierendes dagegen spricht, macht man dann mit und ist in der Schriftlesegruppe.

Dazu bekommt man eine sehr fundierte und professionelle Anleitung (Schriftlesung an sich und kleine Auslegung zu/ Bedeutung der jeweiligen Schriftstellen – was man sich dann aber selbst ziehen und aneignen muss).

Das war nicht immer so. Hier in unserer Gemeinde weiss ich aus der Erzählung meiner Familie, dass der Pfarrer sich bis vor nicht allzu langer Zeit weigerte die Schriftlesung an Laien abzugeben.

Bei PrädikantInnen ist es so, dass Gemeinderat und Pfarrer geeignete Personen ansprechen sollen (theoretisch), aber praktisch ist es doch eher Eigeninitiative die ein Gemeindemitglied antreiben, an einem eineinhalbjährigen Kurs zum Prädikanten teilzunehmen. PrädikantInnen halten hier inzwischen 20% der Gottesdienste und haben durch Kurs, Betreuung eines Mentors während des Kurses (PfarrerIn, ParrerIn i.R., Prädikant/In) und Folgekurse eine fundierte und professionelle Vorbereitung für ihren Dienst.

Mit den PrädikantInnen ist es auch so, dass sich deren Akzeptanz erst entwickeln musste und noch muss. Die Not bzw. die Notwendigkeit zu Einsparungen bei den bezahlten Pfarrstellen hat PrädikantInnen in dieser umfassenden Form erst ermöglicht. Mit entsprechender Weiterbildung ist ihnen auch die Sakramentsverwaltung gestattet, was aber wohl weniger üblich ist.

Anmerkung 1:
PfarrerIn wird man ebenfalls nur aus der eigenen persönlichen Entscheidung. Und auch hier gibt es immer öfter die Möglichkeit des Seiteneinstiegs, was zunehmend wahrgenommen wird. Die Ausbildung bzw. das Studium dazu ist der Verantwortung dieser Aufgabe angemessen.
Anmerkung 2:
Mit ordinierten Frauen ist es nicht anders. Der Krieg, bzw. die Nachkriegszeit soll das wohl gerichtet haben.
Talar vorgesehen 1
Talar vorgesehen 2

Doch weiter.

Wer in der Jugendarbeit tätig werden möchte, der besucht entsprechende Kurse und Seminare.

Der Posaunenchor und der Kirchenchor sind "eigenständige" Vereine, die sich komplett selbst verwalten (natürlich in Abstimmung mit PfarrerIn und Gemeinderat).
So auch das CVJM (Jugendarbeit), etc. pp.
Sie stehen im Kontext der Kirche und der unmittelbaren Zugehörigkeit zur Kirchengemeinde und dadurch der Landeskirche, werden aber von den Gemeindemitgliedern selbst und direkt getragen.

Wer Dirigent/Chorleiter werden möchte, der macht entsprechende Kurse und Prüfungen. Danach bewirbt er sich auf freiwerdende/ausgeschriebene Chorleiterstellen (Nebenberuflich und/oder aus privatem Antrieb, aber eben fundiert ausgebildet. Oder auch als Nebenjob für einen beruflichen Musiker).

Da entstehen hier und dort „Neue Wege Chöre“ und Bands o.ä. und diese versuchen moderneres Liedgut in den Gottesdienst oder in neue Gottesdienstformen einzubringen. Das entsteht zum Einen durch übergeordnetes Vordenken, aber praktisch dann durch Eigeninitiative von Ehrenamtlichen vor Ort (oder eben auch nicht).

Da wird viel probiert und manches wieder verworfen, in den einen Gemeinden funktioniert es wunderbar in anderen weniger und in wieder anderen wird es abgelehnt.

So entsteht eine „ehrliche“ Vielfalt, ohne dass es ungeordnet oder chaotisch wäre. Und es entsteht ein gewisser Dialog mit den Mitgliedern, wo diese es möchten.

Es wird nichts als unumstösslich und sakrosankt geblockt, sondern es findet, nicht zuletzt auch im Kontext der gesellschaftlichen Entwicklung, auf allen Ebenen Diskussion, Bewegung und Entwicklung statt (Sicher auch Fehlentwicklung, die später u.U. korrigiert werden muss).

Das ist meine erste und subjektive Wahrnehmung, ohne dass ich Anspruch auf Vollständigkeit oder korrekte Beschreibung erhebe.

Die NAK ist aus meiner Sicht dazu auf Grund des Selbstverständnisses der Kirchenleitung und der Mitglieder schlicht nicht in der Lage.

Vielfalt, Unterschiedlichkeit, Eigenbestimmung, Selbstverwaltung in Vereinen (inkl. Positionen und Finanzen), Stellenausschreibung für Dirigenten, Sich um eine Aufgabe mühen/bewerben, neue Formen und Wege an der Basis in der Diskussion mit dem Pfarrer und der Gemeinde wagen – das alles und viel mehr wäre für ein NAK-Mitglied (egal ob oben oder unten in der Hierarchie) Chaos, Untergang, Unglaube, Lauheit – kurz Laodikeia.

Daher schliesse ich inzwischen die Reformfähigkeit der NAK in diesem Sinn und ein "Lernen von den anderen Kirchen" nahezu aus, wenn nicht eine konsequente Neuausrichtung stattfindet und alles, wirklich alles neu aufgestellt wird.

Kosmetik (z.B. Gemeindegremium) wird nichts helfen,

kleine Schritte (z.B. ACK-Gastmitgliedschaften auf Gemeindeebene) werden scheitern

und

Visionen (wie z.B. die Vision 2010/2014 von Klingler), die nicht zu Konsequenzen bereit sind, werden als Seifenblasen im Licht der Sonne platzen.

Ich trete denen bewusst entgegen, die in gutem Glauben meinen, dass sie mit kleinen Schritten vor Ort die Dinge ändern und bewegen könnten ohne das Ganze im Blick zu haben.
Das System lässt dies nur bis zu einem gewissen, minimalen, unscheinbaren und völlig wirkungslosen Grad zu. Alles was eine gewisse Grenze überschreitet und den Anschein erweckt, dass es Konsequenzen fordern könnte, wird kompromisslos eliminiert. Entweder geht das als verantwortlich ausgemachte Subjekt „freiwillig“ (gerne auch in die innere Emigration) oder es wird ausgeschieden.

Zugegeben, selbst eine konsequente Neuausrichtung in der Lehre und in der Organisation bergen ein immenses Risiko des vollständigen Auseinanderbrechens in sich, aber ich sehe für die NAK in Europa keine Alternative dazu.

Glaubensbruder

Re: Aus den Fehlern in NRW lernen?

#26 Beitrag von Glaubensbruder » 05.03.2012, 22:52

*gähn*

Mach ma kürzer, Chef. So'n langen Prötz liest keiner.

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