Jetzt zum eigentlichen Thema.
Der Vortrag Kiefers scheint mir vor allem deshalb von Interesse, weil sich im letzten Absatz eine vorsichtige Änderung des neuapostolischen Parusieverständnisses andeuten könnte: weg von einem Augenblicksereignis, hin zu einer allmählichen Verwandlung der Welt.
An das Thema NAK und Endzeit mußte ich jüngst am Gebetstag für den Frieden wieder denken. Denn eigentlich ist es aus traditionell neuapostolischer Sicht doch absurd (und geradezu schizophren), für den Weltfrieden zu beten. Warum? Kriege und bewaffnete Konflikte sind (ebenso wie große Katastrophen und die Umweltverschmutzung) ein Zeichen der Endzeit. Und da diese von Gott zugelassen sind und quasi "ewigkeitsfahrplangemäß" auftauchen müssen, macht es schlichtweg keinen Sinn, gegen sie anzubeten. Es muß ja so sein, man kann nichts dagegen tun.
Desweiteren ist es auch frevlerisch, denn mit den Zeichen der Endzeit naht sich ja die Erlösung in Form der Wiederkunft Christi. Wer also für den Weltfrieden betet, versucht damit im Ergebnis, die sehnlich erwartete Parusie hinauszuzögern. Hingegen
würde es eher der neuapostolischen Eschatologie entsprechen, wenn für mehr Kriege, Katastrophen, Hungersnöte usw. gebetet
würde.
Daß letzteres wohl kein NAKi will oder gar tut, empfinde ich als beruhigend, zeigt mir aber auch, daß man nur bedingt bereit ist, ernsthafte Konsequenzen aus den NAK-Lehren zu ziehen. Naherwartung ade?
Insoweit sind andere Christen konsequenter. Bei manchen Evangelikalen habe ich den Eindruck, daß sich dort ein "Hardcore-NAKi" sehr wohl fühlen würde. Man höre sich z.B. nur einmal die folgenden Predigten an (
Teil 1,
Teil 2,
Teil 3).
Mir läuft dabei ehrlich gesagt ein kalter Schauer über den Rücken. Natürlich ist die Eschatologie ein wichtiges Thema, dessen man sich in den Großkirchen z.T. durch Nichtthematisierung zu entledigen sucht. Dies kann auf Dauer kein Weg sein. Aber die eben erwähnte Dramatisierung auch nicht - bei der ganz nebenbei andere Christen (die RKK) als Antichrist beschimpft werden.
