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von tergram » 07.12.2008, 17:23
Lobo,
nach meiner Erfahrung macht es Sinn, AT und NT miteinander zu vergleichen und die unterschiedlichen Gottes- und Menschenbilder zu betrachten. Es gibt einige gute Literatur dazu - am besten mal in einer Bibliothek resp. im Buchladen vorbeischauen.
Dabei wird einem schnell klar, dass die insbesondere in der NAK (aber eben nicht nur dort) gepflegte Gewohnheit, das AT wörtlich und für bare Münze zu nehmen, zu fehlerhaften Ergebnissen führt.
Der alte Gott des AT ist ein gelegentlich überforderter, mit sich selbst im Unklaren befindlicher Mann, der sehr menschliche Regungen und Charakterschwächen zeigt, z.B. Reue und Zorn. Damit ist diesen Gottesbild nahe an den grieichischen Göttern, die ja auch höcchst menschlich agierten.
Im AT finden wir eine Reihe von Schilderungen, die so oder so ähnlich schon jahrtausendelang in vielen Kulturen von Generation zu Generation weitererzählt wurden. In der Bibel finden sie einen schriftlichen Niederschlag, ohne "neu" zu sein.
Für den christlichen Glauben sind die Hinweise, die wir dem NT entnehmen können, aus meiner Sicht bedeutsamer: Jesus erwähnt, dass er "des Gesetzes Erfüllung" sei - damit ist die nächsthöhere Stufe der Erkenntnis angebrochen. Weiterhin heisst es, dass Jesus "ein neues Gebot gegeben" habe. Die alten Gesetze wurden dadurch nicht für falsch erklärt, aber von einem neuen Gottes- und Menschenbild überholt.
Ohnehin ist - dein Textbeispiel macht es deutlich - insbesondere das AT nicht wörtlich zu nehmen. Man darf nicht vergessen, in welchem Kulturkreis die Bibel zusammengetragen wurde: In einem, in dem die Sprache blumenreich war und ist und in dem Geschichtenerzählen schon immer eine Kunstform war.