Guten Morgen Steppenwolf,
erstmal verstehe ich Deine Reaktion bzw. Haltung gegenüber den Pfingstlern. Das alles, was dort passiert ist ja erstmal befremdlich und macht auch irgendwie Angst ... mir zumindest mit meinem ausschliesslich intellektuell geprägten Erleben meines Glaubens in meiner Herkunftskirche (NAK). Das war dort ja Programm.
Ich verstehe auch die Sorge des Bruders Leber. Bei ihm geht es um Besitzstandwahrung. Bei ihm geht es um die Verantwortung für "seine" Schafe, die er auf dem "einzigen und rechten Weg dem Erlöser zuführen will/muss". Das ist sein Programm.
Und doch machen mir persönlich die Pfingstler wenig Angst. Ein bissl Gefahr ist immer da, besonders wenn es "spinnert" wird und eine Kirche in existenzielle Dinge eingreift und sich einfach ganz "auf die Menschen setzt".
Aber: ist da nicht der Pope aus Rom noch viel gefährlicher, wenn er z.B. wie jüngst in Schwarzafrika , sein unerträglich verqueres und in der Auswirkung höchst unmenschliches Kondomverbot "predigt"? Oder ein George Walker Bush mit seiner Idee, Gott habe ihm einen Krieg eingeflüstert? Und ich finde in jeder Kirche solch einen Unsinn ...
Dass die Afrikaner, die eigentlich ein Volk der Naturreligionen sind, auf diese Form der Religiosität anspringen, das liegt auf der Hand. Weil das mit ihrem Selbstverständnis des "Menschlichen und Aussermenschlichen" kompatibel ist. Tanzen, Körperkontakt, Rituale, Extase ... das haben sich diese Menschen bewahrt und das leben sie. Und da beneide ich sie auch darum! Und das würde ich ihnen nicht nehmen wollen. Von daher passen da diese Pfingstler mit ihren Auffassungen einer gelebten Spiritualität ganz gut dazu.
Also mir machen wie gesagt die Pfingstler wenig Angst. Klar haben auch sie verquere und menschenverachtende Anschauungen und Interpretationen. Diese kenne ich allerdings zu wenig, um mir einen abschliessende Meinung bilden zu können ...
Aber z.B. das Zundenreden oder Weissagen in der Gemeinde, das ist doch auch zu Christus Zeiten so geschehen. Und war nicht Christus ein sehr sinnlicher Mensch. Er hat doch ständig die Menschen berührt, hat sich von Huren schweineteures Öl über das Haupthaar giessen lassen und seine Jungs angemault, weil sie verständlicherweise anderer Ansicht waren.
Dieses Berühren fehlt doch in der heutigen Zeit in unserer westlichen Welt völlig. Es wird ja nur noch geredet und geredet und alle Emotionen sind weggesperrt. Oder sogar abgeschnitten. Also ich wundere mich z.B. sehr, dass zur Zeit nicht 20 Millionen in London, Straßburg oder Baden Baden auf der Strasse sind. Oder einmal eine Bank in New York klein machen (entschuldige bitte). Da werden uns Zahlen um die Ohren gehauen (20.000.000.000.000 $, die irgendwie vernichtet wurden - und es waren
unsere Gelder, die
wir jetzt wieder in diese Banken reinpumpen müssen), Zahlen, die wir nicht mehr erfassen können. Und uns in unser Intellekt zurückziehen müssen, um nicht ...
Und unsere Sehnsucht und unser Wesen ist aber ein anders ... Berührung, Extase (oder so ähnlich), Mensch, ... also ein unmittelbares Erleben. Auch in unserer Spititualität.
Von daher machen mir diese Bewegungen (trotz manchen Vorbehalten) ersteinmal nicht so viel Angst.
Lieben Gruss
Hannes