agape hat geschrieben:Ist es da nicht Gnade, wenn bislang nur ein paar Dachziegel fehlen?
In ein paar Jahren sieht das ganz anders aus. Versprochen.
Liebe/r rfw,
Dein letzter Satz hat natürlich in Betracht der Gesamtsituation etwas "apokalyptisches"
Was ist Deiner Meinung nach ungefähr in 10 bis 20 Jahren für Afrika zu erwarten?
Was passiert da? Gerne auch mal rein hypothetisch in den Raum gesprochen...
Lieben Gruß,
agape
Liebe agape,
christliche Kirche hat in Afrika ja eine weitaus längere Tradition als nur die Missionsbewegungen der Neuzeit, siehe z.B. die Koptische Kirche in Nordafrika und Sudan, etc. Dennoch gibt es offenbar keine eigenständig starke afrikanische Christliche Kirche. Weder durch eigene Tradition noch durch Mission. Gleichwohl ist Afrika ein Kontinent voller glaubender, liebender, hoffender Menschen.
Ich glaube aber auch, dass afrikanische Wurzeln, Traditionen und Kultur eine starke Rolle spielen, so dass ein Afrikaner nie so Christ ist, wie ich dies als Europäer bin. Zum europäisch beeinflussten Christentum gehört sicher stärker die Institutionalisierung des Glaubens in und durch Kirche. Kirche wiederum ist dabei ein Ressourcen verbrauchender Ort. Klingt seltsam und ist wie folgt gemeint:
Unsere (europ) Kirchen, so wie wir sie kennen, pflegen, lieben und verbiegen leben nicht (nur) von einer individuellen Glaubensüberzeugung und einem kindlichen Glauben an Un(an)greifbares, sondern sie manifestieren sich wesentlich in Strukturen: Amt, Verfassung, Dogmatik, Infrastruktur (Gebäude z.B.) und soziale (kirchliche) Interaktion parallel zum Alltagsleben. Diese Strukturen kosten erheblich Geld. Die rasche Entwicklung der NAK von einer "Wohnzimmerkirche" zu einer Großgrundbesitzerin verdeutlicht diese Bedürfnislage. Ämter müssen besoldet, Dogmen redaktionell bearbeitet und gedruckt, Gebäude gebaut und unterhalten werden... Die Mittel dazu müssen irgendwo herkommen.
In Afrika, so glaube ich, ist diese Bedürfnislage traditionell anders (nicht falsch, sondern anders!). Der Glaube ist keine institutionalisierte Parallelwelt (mit dem ganzen Aufwand), sondern eher Alltags- und Lebensintegriert.
Die kirchlichen Strukturen, wie wir sie kennen, werden dort m.E. also nur so lange leben und überleben, wie sie durch die notwendigen Mittel gestützt werden.
Jedesmal wenn ich die bebilderten Berichte sehe, dann bedaure ich, wenn ich die bunten, fröhlichen Menschen in die Europ. Uniformen (Strukturen) gezwängt sehe. Und ich glaube auch, dass sie dies (einschl. der Emblem- oder Apostelbedruckten Gewandungen) nur tun, um den Personen, der Kirche, ihre Aufwartung zu machen und nicht etwa als Ausdruck ihres lebendigen Glaubens.
Bei versiegendem Mittelfluss werden diese Dinge alsbald nachlassen, zurückgehen, verschwinden. Mit dem Verschwinden der Strukturen aber werden die afrikanischen Geschwister nicht mehr kontrollierbar und verwaltbar und sind dann in der Kirche nicht mehr "beherrschbar".
Die Kirche beginnt in Afrika "auszufransen". Vielleicht orientieren sich Teile, Bezirke, Gemeinden neu/anders oder verselbständigen sich. Vielleicht schließen sie sich anderen an, die noch Mittel haben um diese Strukturen aufrecht zu erhalten...
Versatzstücke der Neuap. Glaubensauffassungen werden sich in den verschiedenen Traditionen vielleicht erhalten. Die einen führen vielleicht ihr eigenes Apostelwesen, die anderen ihr eigenes Entschlafenenwesen fort.
Insgesamt wird dies ein Erosionsprozess sein, den in Europa niemand wirklich mitbekommt. Die Berichte in UF werden weniger. Die Zahlen stagnieren. Auf den Bildern in den Zeitschriften sieht man Leute, Embleme, aber nicht was sie glauben, wie sie es tun und was das Ganze noch zusammenhält.
So in etwa sehe ich das.
Liebe Grüße
win