Geht es nicht mehr darum, dass Menschen zusammen sind, füreinander da sind? Erleben wir Gott nicht in unserm Gegenüber? Erleben wir Gott nicht in uns selbst?
Gottes Haus auf Erden ist nicht mit Menschenhänden zu bauen. All unsere Gotteshäuser – und seien sie noch so eindrucksvoll! – sind nur Abbilder des Zeltes, in dem Gott mit den Suchenden mitzieht, den Fragenden nachgeht und den Glaubenden den Weg weist – wie die Krippe, die an jedem Ort dieser Welt stehen kann. Das Wunder der Heiligen Nacht ist, dass Gott unter uns heimisch wird. Dass Gott unter uns wohnt, indem er für uns Wohnung schafft, lässt uns staunen, danken und von seiner Gnade singen. Aus diesem dankbaren Staunen heraus wollen wir sogar selbst für ihn zur Wohnung werden: „Eins aber, hoff ich, wirst du mir, / mein Heiland, nicht versagen: / dass ich dich möge für und für / in, bei und an mir tragen. / So lass mich doch dein Kripplein sein; / komm, komm und lege bei mir ein / dich und all deine Freuden” (EG 37,9).
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Wenn jetzt Kinder in einer Kirche im Sand buddeln, schließt das doch nicht aus, dass Gott in diesem Tun anwesend ist, oder?
Wenn in einer Kirche getanzt und gefeiert wird, schließt das doch nicht aus, dass Gott in diesen Momenten bei/in uns ist, oder?
Natürlich sitze ich besonders gern einmal in einer dieser alten katholischen Kirchen, geniesse es, dort einen Moment innehalten zu können ... in vielen eher "nüchtern" gehaltenen Kirchen ... ist dies nicht so reizvoll. Aber spüre ich Gott dort mehr als anderswo???
Anne fragt nun, was hat das dann noch mit Kirche zu tun?
Ist es nicht Sinn der Kirche, des Glaubens, den Menschen dort abzuholen wo er steht?
Hat Kirche nicht die Aufgabe auf die Menschen zuzugehen?
Oder erwartet "die Kirche", dass der Mensch auf sie zugeht?
Ich habe vor Jahren mal in einem Link gelesen, dass sich eine christliche Gemeinschaft auferlegt hatte, sich nur einmal in der Woche zu einem Gottesdienst in ihrer Kirche zu treffen, ansonsten sahen sie ihre Aufgabe darin, in der eigenen Stadt auf die Menschen zuzugehen, diesen zu helfen, für sie dazusein. Sie wollten sich nicht hinter ihren Kirchenmauern verstecken, sondern für andere Menschen dasein, ihnen dadurch das Evangelium vorleben. Diesen Gedankengängen konnte ich gut folgen.
Diese Zeit mit anderen Menschen verbringend würde mich Gott sicherlich mehr spüren lassen, als einer Predigt beizuwohnen, wo ich eventuell heimlich auf die Uhr schaue um zu sehen, ob ein Ende abzusehen ist

Natürlich gibt es auch Gottesdienste, bei denen man gern hätte, dieser Moment der Gemeinschaft möge nicht so schnell zu Ende gehen, das will ich damit auch gar nicht sagen.
Aber ich persönlich brauche kein sakrales, geheiligtes Gebäude für meinen Glauben an Gott.
Und mir ist eine Kirche, die Kinder im Sand buddeln läßt lieber, als eine Kirche, die in ihrer Liturgie erstickt.
Aber das ist nun einmal meine unkonventionelle Sicht dazu

Heute werde ich mit meiner family einen etwas größeren Spaziergang in der Winterlandschaft unternehmen, mit anschließend gemütlichem Beisammensein in einer Gaststätte, mit der Möglichkeit eine Wildfütterung zu beobachten. Auch in solchen Momenten wird mir immer sehr bewußt, dass Gott bei/mit uns Menschen ist, ganz gleich wo wir sind.
Hier setzt sich auch jemand mit diesem Thema auseinander:
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Schon Calvin schreibt zur Bedeutung der Kirchengebäude: "Dann müssen wir uns aber hüten, sie nicht etwa, wie man das vor einigen Jahrhunderten angefangen hat, für Gottes eigentliche Wohnstätten zu halten, in denen er sein Ohr näher zu uns kommen ließe; auch sollen wir ihnen nicht irgendeine verborgene Heiligkeit andichten, die unser Gebet bei Gott geheiligter machte".