
mit Interesse verfolge ich Eure Gespräche zu der Frage, wer ein Gotteskind ist und wer eventuell leider nicht. Darüber muss also mal gründlicher nachgedacht werden.
Es ist m. E. irreführend zu behaupten, dass der Begriff „Gotteskind(-er)“ eine typisch neuapostolische Vokabel ist, die nur einen von Gott besonders erwählten Personenkreis beschreibt.
Die ungeheuerliche Anmaßung der NAK besteht doch darin, dass sie sich nicht nur als die legitime Fortsetzung der urchristlichen Gemeinde versteht. Wenn man nämlich tiefer gräbt, dann betrachtet sich diese Sonderkirche als das neue Bundesvolk des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs.
Man vereinnahmt nicht nur das Apostelamt des Neuen Testaments, sondern man vereinnahmt gleich auch noch alle Heilszusagen Gottes an sein auserwähltes Volk Israel.
Da findet irgendwo ein feierlicher Versiegelungsgottesdienst statt. Der anwesende neuapostolische Apostel ruft Leute nach vorne, um sie mit dem Heiligen Geist zu taufen. Die versammelte Gemeinde steht ergriffen von ihren Sitzplätzen auf. Nach einer kurzen Ansprache legt der neuapostolische Apostel den geistestaufbereiten Leuten seine Hände auf und sagt: „Nehmet nun hin und empfanget den Heiligen Geist in den Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und es Heiligen Geistes.“ Danach zitiert er folgende Worte des hl. Apostels Paulus aus dem Epheserbrief:
„2:19 So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen, 2:20 erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, 2:21 auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem HERRN, 2:22 auf welchem auch ihr mit erbaut werdet zu einer Behausung Gottes im Geist.“ (Epheser 2, 19 – 22 / Luther 1912)
Wenn mir so einer hochfeierlich und verbindlich erklärt, dass ich ab jetzt ein Bürger mit den Heiligen und ein Hausgenosse Gottes bin, dann werde ich mich doch dankbar dazugehörig fühlen? Dazugehörig wozu...?
Das Alte Testamten spricht u. a. über von Gott erschaffene Menschen. Von den Kindern Israels, vom auserwählten und geliebten Volk des Gottes Abrahams, Isaaks und Jakobs, über das ER wie über seinen Augapfel wacht .
Im Neuen Testamten lesen wir, dass Gott vom hohen Himmel herunterruft: „Das ist mein Sohn, den sollt ihr hören.“ Jesus nennt seine Jünger Freunde...!
In meiner ev. Gemeinde geriet ich anfänglich mit den Ältesten aneinander. Warum? Sie bemängelten, dass ich die Leute mit Bruder und Schwester anredete. Außergewöhnlich schroff empfand ich die Entgegnung, dass man sich hier mit Herr und Frau anspricht...! Was ich darauf entgegnete lass ich an dieser Stelle mal lieber weg. Aber ich kann sagen, dass die Gemeinde sich inzwischen an meine Anredeform gewöhnt hat. Nur gewöhnt...?
Eure Kernfrage dreht sich ja nun darum, ob alle Menschen Gottes Kinder sind. Egal ob sie etwas vom Gott der Israeliten wissen oder nicht. Egal, zu welcher der über tausend verschiedenen christlichen Konfessionen sie sich bekennen.
Und nun setze ich noch einen oben drauf. Nach meiner festen Glaubensüberzeugung ist es auch völlig egal, ob es sich um Menschen handelt, die auch völlig anderen Religionen angehören. Für Christen mögen sie als Fremdlinge bezeichnet, befremdlich erlebt oder vielleicht sogar aus der Gottesfamilie ausgegrenzt werden.
Der Gott, an den ich glaube, der grenzt niemanden aus. Im Leben nicht! Alle seine Menschen liebt er sehnsuchtsvoll. Wenn ER den Israeliten damals gebot: „Darum sollt ihr auch die Fremdlinge lieben; denn ihr seid auch Fremdlinge gewesen in Ägyptenland.“, dann weiß ich gewiss, dass Gott selber keine Unterschiede macht. Er ist gerecht und liebt.
Was an uns liegt ist doch nur das eine, IHN von Herzen zurück zu lieben. Was macht es für einen Unterschied, wie wir ihn benennen? Ob wir ihm mit einem donnernden Oratorium oder mit Trommeln und Rasseln samt Federschmuck im Haar die Ehre geben, oder ihn eher still und leise in einer hintersten und feuchten Ecke des Regenwaldes anbeten.
Nach geltendem Recht können Eltern ihr Kind zur Adoption freigeben. An wen, bitte schön, sollte Gott freiwillig seine eigenen geliebten Kinder hergeben...?
Liebe Grüße, landauf und landab, von Eurem Maximin
