Cerebron hat geschrieben:Werter Cemper,
spitzfindeln Sie hier nicht am untauglichen Objekt?
Es ist formal richtig, dass R. Fehr keinen Zusammenhang zwischen dem "Zehnten" und "Segen" ausdrücklich herstellt. In soweit haben Sie recht.
Allerdings suggeriert er diesen Zusammenhang, indem er
1. "Opfer" und "Segen" als in einer Ursache-Wirkungs-Beziehung stehend nennt,
2. die finanzielle Zuwendung zur Kirche unter "Opfer" subsummiert
3. argumentiert, es sei nicht unangemessen, den "Zehnten" zu fordern (
Klick).
So, und jetzt lösen Sie mal das "Gleichungssystem" auf:
Opfer IstUrsacheFür Segen
finanzielle Zuwendung IstElementVon Opfer
Zehnter IstGleich angemessene finanzielle Zuwendung
Und Sie erhalten: Zehnter IstUrsacheFür Segen. Diese Auflösung wirkt auf mich dermaßen selbstverständlich, dass ich sie nur durch Einstellen jeder gedanklichen Tätigkeit vermeiden könnte. Der Satz "Der Zehnte ist Ursache für Gottes Segen" drängt sich doch als vom Autor gemeint auf. Dies gilt um so mehr, als der Autor ein Beispiel dafür gibt, wie R. Kraus ein waghalsiges finanzielles Manöver durchführt und später ein reicher Mann ist, wobei es der Autor nicht versäumt, den Erfolg diesen Manövers im Zusammenhang mit einer finanziellen Zuwendung zur neuapostolischen Kirche ("Opfer") zu beschreiben. Hat der Autor gesagt, das waghalsige Manöver sei Ursache für den späteren Reichtum? Nein. Hat der Autor gemeint, es gebe einen Zusammenhang zwischen dem Opfer und dem späteren Reichtum? Ja.
So. Und was ist dann von einem Satz zu halten, der Autor habe keinen Zusammenhang zwischen Zehntem und Segen hergestellt? Nichts.
Gruß,
C.E.
Werter Cerebron,
ich kann Ihnen nicht folgen.
Ich spitzfindele nicht „am untauglichen Objekt“. Ich betrachte das Objekt. Es ist eine im Eingangsbeitrag dieser Rubrik zitierte Passage aus einem Buch von R. Fehr:
"Wir kennen und praktizieren in unserer Kirche ein freiwilliges Opfer, das der Gläubige im Kirchensaal unbeaufsichtigt und unbeobachtet in den Opferkasten einlegt oder - in neuerer Zeit- auch auf dem Weg des bargeldlosen Zahlungsverkehrs direkt an die Kirchenverwaltung einbezahlen kann. Eine Kirchensteuer oder eine zusätzliche Kollekte im Gottesdienst kennt die Neuapostolische Kirche nicht. Wir halten uns an den in der Bibel mehrfach erwähnten Zehnten, ohne aber damit Segen oder Fluch zu verknüpfen. Ich jedenfalls habe dies nie gepredigt. Schließlich ist es wirklich ein Unterschied, ob jemand mit grossem Einkommen den Zehnten gibt. Es bleibt immer noch ein respektabler Teil übrig. Oder ob jemand mit kleinstem Einkommen ebenfalls den Zehnten darbringt, und bei dem es dadurch dann wirklich an die Substanz geht!"
Bei der Textanalyse kann ich nicht erkennen, dass Fehr - wie Sie sagen - „suggeriert“. Sie schreiben:
„Allerdings suggeriert er diesen Zusammenhang (zwischen dem "Zehnten" und "Segen"), indem er
1. "Opfer" und "Segen" als in einer Ursache-Wirkungs-Beziehung stehend nennt,
2. die finanzielle Zuwendung zur Kirche unter "Opfer" subsummiert
3. argumentiert, es sei nicht unangemessen, den "Zehnten" zu fordern (Klick).“
Zu 1: Zwischen Opfer und Segen gibt es nach landläufiger Ansicht einen Zusammenhang. Ein empirischer Nachweis eines solchen Zusammenhangs ist schwierig. Das Fehlen von Beweisen bedeutet aber nicht, dass es einen solchen Zusammenhang nicht gibt. Freilich bedeutet es aber auch nicht, dass es ihn gibt. Wir bewegen uns hier auch auf einer Glaubens- und Erfahrungsebene. Es möge sich jeder prüfen, ob er eine Bereitschaft zu einem Opfer als eher segensreich oder als eher belanglos betrachtet.
Zu 2: Das Verständnis einer finanziellen Zuwendung als Opfer ist landläufig üblich. In den Kirchen stehen Opferkästen oder Opferstöcke.
Zu 3: Von einer Forderung ist in dem fraglichen Objekt - dem Text - nicht die Rede. Es wird gesagt: „Wir halten uns ...“ Diese durchaus interpreationsfähige Aussage ist zweifellos im Blick auf die offizielle Aussage der NAK zu deuten. Diese amtliche Position ist:
„Die Neuapostolische Kirche finanziert sich selbst. Sie erhebt keine Kirchensteuern oder sonstigen Pflichtbeiträge von ihren Mitgliedern. Ob oder wie viel jemand spendet, wird nicht kontrolliert. Die Mitglieder können sich, entsprechend der biblischen Grundlage (Maleachi 3, 10), am ‚Zehnten’ orientieren.“
Ihr Gleichungssystem
"Opfer IstUrsacheFür Segen
finanzielle Zuwendung IstElementVon Opfer
Zehnter IstGleich angemessene finanzielle Zuwendung"
enthält in Zeile 3 eine durch das Fehr-Zitat und diesen amtlichen Text nicht gedeckte Behauptung.
Bei der Beurteilung des Objektes - des Fehr-Textes - frage ich nicht, wie dieser Text in Verbindung mit anderen (älteren) Erklärungen des Autors zu verstehen ist. Ich frage auch nicht, was mit diesem Text nach Meinung von XYZ gesagt wird oder gesagt werden soll. Ich halte es für berechtigt und auch für notwendig, diese weiteren Fragen zu stellen. Damit kommen wir aber zu einem anderen Thema. Dieses andere Thema muss dann aber seiner Bedeutung entsprechend behandelt werden. Dies wird nicht dadurch erreicht, dass Diskussionsteilnehmer ihre subjektiven Eindrücke „in den Ring“ werfen und aus diesen und jenen Texten (Predigten und Beiträge in kirchlichem Schrifttum) alle möglichen und unmöglichen Aussagen verquirlen und letztlich darauf bestehen, dass sie mit ihrer Deutung unklarer Begriffe die richtige Sicht haben.
Da ich hier und in einem anderen Forum gelegentlich missverstanden werde, sei angemerkt, dass ich bei der Beurteilung der Neuap. Kirche fast in allen Punkten dem Konfessionskundler Obst und den Herren Dres. Schröter, Hempelmann, Fincke, Utsch und Ruch problemlos folgen kann. Das hindert mich aber nicht, bei der Beurteilung von Texten so zu verfahren, wie ich es hier andeute.
HC