Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

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Andreas Ponto
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Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#11 Beitrag von Andreas Ponto » 05.09.2010, 18:27

Hawking ist unbestritten. Das habe ich auch nicht anzweifeln wollen. Aber mir gefällt nicht, dass er Gott benutzt, um die Physik interessant zu machen.

Dazu 2 Zitate aus dem von tergram verlinkten Artikel:

"... Das ist eine theoretische Möglichkeit, die indes auf einigen bisher nicht belegten Annahmen beruht. ..."

Auf Axiomen basiert unsere gesamte Wissenschaft (Glaubenselemente in der Wissenschaft?). Sie helfen uns ungemein unsere gegenwärtige Existenz und unsere gegenwärtige Umwelt zu verstehen und zu erklären. Das war es aber auch schon. Ob das alles so stimmt, wie wir es im Moment zu wissen glauben? Eher nicht.

Nach Hawking werden andere noch genialere kommen und noch weiter vordringen, bestätigen, revidieren und Neues finden.

Dazu spricht das 2. Zitat: "... Doch die Erkenntnis ist immer nur vorläufig. ..."

Wir werden in unserer Endlichkeit und Beschränktheit nicht das Unendliche durch Wissenschaft erklären können.
Es wird immer die Frage nach dem Davor und dem Danach bleiben.

Um im Bild zu bleiben: Selbst wenn wir den Kreislauf der Membranen und damit des Urknalls erklärt haben, wird bleiben "Und woher die Membranen, etc. pp.?" Und vielleicht brechen durch einen noch genialeren Wissenschaftler ein paar oder auch nur ein Axiom aus dem Theoriegebäude weg? Und dann bricht alles wie ein Kartenhaus in sich zusammen und wir fangen von vorne an. Das löst dann neue "Glaubenskriege" aus?

Diesen Punkt sollten wir doch aus meiner Sicht überwinden.

Nicht die Wissenschaft gegen den Glauben oder umgekehrt ausspielen, sondern uns unsere eigene eingeschränkte, relative Sicht bewusst machen.

Hier setzt der Glaube ein und gibt Halt. Nicht das Erklären, was wir anscheinend nicht wissen. Sondern das Ganze erklären, das ganze Sein begreifen ohne das Detail zu wissen. Das kann nur der Glaube. Und auch dieser wandelt sich auf der Basis unseres aktuellen Seins.

Das wollte ich sagen. In unser aktuellen Endlichkeit können wir sehr wahrscheinlich niemals das Ewige oder den Ewigen mit "faktischer" Wissenschaft erklären, beweisen oder negieren. Es werden immer Fragezeichen bleiben.

Deswegen empfinde ich Hawkings Verknüpfung von Glaube und Wissenschaft in dieser Form eher als freundlichen Populismus, um mit der trockenen Materie Wissenschaft doch noch ein paar Schlagzeilen zu machen und um die Leute für diese äusserst wichtigen Arbeiten zu interessieren, die die Mehrheit wahrscheinlich leider nicht interessiert.

Agenda

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#12 Beitrag von Agenda » 05.09.2010, 18:57

Bücher wie die Bibel und der Koran werden mit der Zeit neu bewertet (anders interpretiert) und das halte ich für sehr wichtig.

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Loreley 61
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Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#13 Beitrag von Loreley 61 » 05.09.2010, 19:11

Die Frage ist aber auch - wenn wir Gott als Urheber und Schöpfer annehmen - wer hat Gott erschaffen? Wo kam er her? Es ist einfach zu simpel und irgendwo auch unvernünftig zu sagen, dass es ihn schon ewig gab. Und was heißt ewig? Jenseits von Zeit und Raum? :roll:
Unsere Gedanken und Gefühle werden durch unsere Überzeugungen geformt.
Was du tief in dir und oft unbewusst denkst, das zeigt die größte Wirkung in deinem Leben.
Brauche nichts ... wünsche alles ... und wähle, was sich zeigt!
______
Namaste

tergram

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#14 Beitrag von tergram » 05.09.2010, 21:20

Ja centaurea, grundsätzliche Zustimmung.

Mir wäre nur viel wohler, wenn auch die Theologen und die Gilde der Kirchenfürsten aller Farbschattierungen klar zum Ausdruck brächten, dass auch ihre Erkenntnisse lückenhaft, beschränkt und vorläufig sind. Im Gegensatz zu den Naturwissenschaftlern scheint es eine eine große Hemmschwelle zu geben. Und so verkauft man gern beschränkte menschliche Erkenntnisse als ewige Wahrheiten oder gar als "Gottes Wort".

Da sind mir die Physiker mit ihrer selbstverständlichen Vorläufigkeit lieber. Und damit auch seriöser. Zumal sie nicht erwarten, dass man ihnen unbewiesen glaubt. Sie pflegen auch keinerlei Heilsversprechen oder Verdammnisdrohungen damit zu verbinden. :wink:

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Andreas Ponto
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Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#15 Beitrag von Andreas Ponto » 06.09.2010, 07:33

Loreley 61 hat geschrieben:Die Frage ist aber auch - wenn wir Gott als Urheber und Schöpfer annehmen - wer hat Gott erschaffen? Wo kam er her? Es ist einfach zu simpel und irgendwo auch unvernünftig zu sagen, dass es ihn schon ewig gab. Und was heißt ewig? Jenseits von Zeit und Raum? :roll:
Da bin ich anderer Ansicht. Das ist ja gerade die grosse Leistung des Monotheismus, zu erklären, was sich nicht erklären lässt.

Gott war, ist und wird sein. Es gibt kein davor und danach. Das Unerklärliche ist gefasst und man hat eine intensive Beziehung dazu und ein Ziel darin.

Wer die Fragen stellt, wie du sie formulierst, fragt nicht mehr nach dem einen Gott der 3 Religionen des Judentums, der Muslime und der Christen.

Den Indianern könnte man heute auf Grund der Wissenschaft entgegenhalten, dass die Erde vergehen wird und damit ihre Gottheit "Mutter Erde", etc. pp. Den Griechen könnte man sagen, dass die Insel der Götter untergehen wird und damit ihre Götter.

Aber in dem einen Gott ist alles gefasst. Er ist nicht reduzierbar, nicht messbar, nicht abzustecken.

Zeit und Raum ist Teil/Dimension der Ewigkeit. Das ist meine Ansicht dazu.

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Andreas Ponto
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Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#16 Beitrag von Andreas Ponto » 06.09.2010, 07:37

@tergram

Ich stimme dir im Wesentlichen auch zu.

Trotzdem lässt sich Gott erfahren und in sofern glaube ich an sein Wirken und seine Offenbarung.
Auch in fehlerhaften Organisationen und Machtstrukturen wie du sie richtigerweise benennst.

Das sollte uns aber nicht davon abhalten weiterhin den für uns richtigen Weg für uns selbst, miteinander und zu Gott zu suchen.

Tatyana

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#17 Beitrag von Tatyana » 06.09.2010, 08:07

Hat eigentlich irgendjemand von euch schon mal ein Buch von Hawking gelesen? Das irritierende an seiner neuen These ist nämlich eigentlich NICHT, dass er nun schreibt, das Universum könnte auch ohne Gott entstanden sein. Der Punkt ist eigentlich, dass er bis dato in seinen Büchern mit Hilfe der Physik quasi Gottesbeweise geführt hat. Aufgezeigt hat, wie Gott und Naturwissenschaften zusammenpassen. Wie Urknall und Schöpfergott sich NICHT ausschließen.

Knodel

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#18 Beitrag von Knodel » 06.09.2010, 09:41

Tatyana hat geschrieben:Hat eigentlich irgendjemand von euch schon mal ein Buch von Hawking gelesen? Das irritierende an seiner neuen These ist nämlich eigentlich NICHT, dass er nun schreibt, das Universum könnte auch ohne Gott entstanden sein. Der Punkt ist eigentlich, dass er bis dato in seinen Büchern mit Hilfe der Physik quasi Gottesbeweise geführt hat. Aufgezeigt hat, wie Gott und Naturwissenschaften zusammenpassen. Wie Urknall und Schöpfergott sich NICHT ausschließen.

Nein, ich habe das Buch von Hawking nicht gelesen. Du?

Gott und Naturwissenschaften passen im übrigen zusammen. Gott ist nicht unlogisch.

tergram

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#19 Beitrag von tergram » 06.09.2010, 10:47

Tatyana hat geschrieben:Hat eigentlich irgendjemand von euch schon mal ein Buch von Hawking gelesen?
Ja. Ich habe "Der geheime Schlüssel zum Universum" gelesen. Das neue und vieldiskutierte Buch "Der große Entwurf" erscheint in D erst morgen. (Amazon bietet es zum Sonderpreis an - wenn man den neuen "Sarrazin" gleich dazukauft... :wink: )

Ich schrieb zu seinem "Sinneswandel" (?) gestern: Interessant finde ich, dass Hawking bisher schrieb (in meinen schlichten Worten) "dass wir nur noch die eine noch fehlende physikalische Formel finden müssten, damit wir den Plan Gottes verstehen könnten". Er scheint nun weitere Erkenntnisse gewonnen zu haben, auf deren Basis es eines "Anstoßes" für den Urknall nicht bedurft hätte, was ihn zu der Aussage bringt, dass "Gott" für die Entstehung des Universums nicht zwingend notwendig sei. In einem Interview mit seiner Ex-Ehefrau berichtet diese, Hawking sei schon immer Atheist gewesen. Seine bisherigen Äußerungen seien verkaufsfördernde Verneigungen vor dem konservativen Amerika gewesen. ... :roll: However...

Loreley61 fragte so herrlich, wer eigentlich Gott geschaffen habe... dazu gibt es eine mindestens ebenso herrliche Antwort: "Auf die Frage, wer zuvor bei der Erschaffung von Gott selbst initiativ tätig geworden sei, hieß es, dazu sei beim großen Konzil von Trient, das von 1545 bis 1563 tagte, Stillschweigen vereinbart worden."

Siehste Lory, so klein ist der Schritt vom "wir wissen es nicht" zu "wir sagen nix". :mrgreen:

Gaby

Re: Stephen Hawking: Kein Gott für das Universum nötig

#20 Beitrag von Gaby » 06.09.2010, 11:18

klick

Naturwissenschaft und Glaube – ein Gegensatz?

Zitat:
„Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch. Aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott.“ (Werner Heisenberg)


Mich stört in der Regel nur, wenn gleich von welcher Seite aus man missionarisch unterwegs ist und anderen versucht seine Sicht überzustülpen. Informationen liefern, zum Nachdenken anregen, ja auch gerne die eigene Überzeugung darlegen (wie es Sarrazin im Moment äußerst provokant ja auch macht :mrgreen: ) ... aber letztlich jedem selbst die Möglichkeit lassen sich ein eigenes Bild zu machen ... niemanden angreifen, nur weil der eine andere Sicht der Dinge hat, das ist etwas was ich mir wünsche ... sowohl von der Naturwissenschaft wie auch von den Kirchen.

Ich denke aber nicht, dass Hawking seine Sicht als Missionar verkündet ...
er schildert nur seine eigene Überzeugung und wie er letztlich zu dieser gekommen ist ... er überlässt es also jedem selbst sich ein eigenes Bild zu machen.

Stephen Hawking und Gott

Zitat: "Es ist gut möglich, dass Gott auf eine Weise handelt, die nicht mit wissenschaftlichen Gesetzen beschrieben werden kann", räumt er ein. "Aber in diesem Fall bleibt nur persönlicher Glauben übrig." Doch das ist wohl einfach bloß Wunschdenken. Für die Annahme eines fürsorglichen Schöpfers sieht Hawking jedenfalls keinen Grund: "Wir sind so unbedeutende Kreaturen auf einem kleinen Planeten eines sehr durchschnittlichen Sterns in den Außenbezirken von einer Galaxie unter 100 Milliarden anderen im beobachtbaren All. Daher ist es schwer, an einen Gott zu glauben, der sich um uns kümmert oder auch nur unsere Existenz bemerkt."

Für ihn selbst ist es schwer an einen Gott zu glauben ...

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