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von Cemper » 17.09.2010, 13:33
Loreley - ich habe eben die Erklärung von Dr. Leber gelesen. Ich finde sie - mit einer Ausnahme - in Ordnung; ich glaube sogar, dass sie von Fachleuten grob akzeptiert würde bzw. zumindest nicht auf Ablehnung stieße. Natürlich würden Experten über Einzelheiten viel reden können und dabei zu kontroversen Positionen kommen. Aber das ist ja eine andere Ebene. Die Ausnahme ist diese Passage: "Hinsichtlich der Aussagen des Neuen Testamentes zu den Wundern Jesu, zu seiner Auferstehung und Himmelfahrt stelle ich fest, dass es sich bei diesen um wirkliche Geschehnisse handelt. Das sind fundamentale Inhalte unseres Glaubens, die nicht relativiert werden dürfen." Hier müssen wir sehen, dass niemand - kein Neutestamentler und kein oberster Geistlicher welcher Kirche auch immer: also niemand! - Kenntnisse von Vorgängen hat, die es möglich machen, derartige Feststellungen zu treffen. Man kann nur mit den Instrumenten der Textkritik (und zwar Kritik als Instrument der Wahrheitsfindung bzw. des richtigen Textverständnisses!) versuchen zu erkennen, womit man es bei bestimmten Texten der Bibel zu tun hat. Aus diesen Erkenntnissen können dann Schlüsse gezogen werden. Es bleibt aber - wie in einem anderen Eintrag oben schon erwähnt - jedem unbenommen, an die Wirklichkeit der Wunder, der Auferstehung usw. zu glauben. Freilich befreit dieser Glaube nicht davor, möglichst deutlich zu sagen, woran denn konkret geglaubt wird bzw. wie die Begriffe zu verstehen sind: was also die geglaubte Wirklichkeit ist. Es muss dann schon gesagt werden, was die Bibel zu Wundern, zur Auferstehung usw. sagt und was der Gläubige darunter versteht - aus dieser Pflicht kann man ihn nicht entlassen). Hier ist aber noch anzumerken, dass Stammapostel Leber ausdrücklich von "fundamentalen Inhalten" des neuap. Glaubens spricht. Durch diese Einschränkung wird einer möglichen Kritik sozusagen die Spitze genommen.
Sodann gibt es noch eine weitere "halbe Ausnahme". Leber sagt: "Nach neuapostolischem Glaubensverständnis ist es dem Apostelamt gegeben, die Heilige Schrift auszulegen. Das bedeutet nicht, dass die Gläubigen nicht mit Gewinn die Bibel lesen könnten. Aber es ist dem Apostelamt übertragen, die Deutung der Heiligen Schrift vorzunehmen, Dinge klarzulegen und Weisung im Glauben zu geben. Dabei werden die Schriftstellen im Zusammenhang betrachtet, denn die Überbetonung einzelner Aussagen kann zu falschen Schlussfolgerungen führen." Ich stelle mir vor, dass Herr Leber in einer Theologen-Fakultät einen Vortrag hält und das sagt. Die vielen Professoren, Privatdozenten, Assistenten, Honorarprofessoren, Lehrbeauftragte und Studierende - sie alle wären sprachlos. Aber als Aussage zum "Glaubensverständnis" würden sie das wohl akzeptieren.
Zu Ihrem Fehr-Zitat: Ich finde, dass Herr Fehr so reden darf. Das ist doch eher allgemeine Kommunikation. Es wird doch nicht der Anspruch gestellt, dass nun die "Welt erklärt" wird. Ich sehe das einfach so: Da gibt es in der weiten Welt Leute, die ohne Sachkenntnis irgendwas reden. In einer Talkrunde oder in irgendeinem Buch aus einem unbekannten Verlag hat mal wieder jemand eine neue Erklärung unters Volk gebracht. Ich habe das noch vor einiger Zeit so erlebt: In einem Vortrag eines bekannten Klimaforschers saß irgendein Kleingärtner und hat dem Physiker und Geologen nach dem Vortrag erstmal erklärt, wie das alles wirklich ist und dass er in seinem Garten ... usw. So ungefähr hat Herr Fehr das doch vermutlich gemeint - und darauf kann dann auch so geantwortet werden. Sie können sich darüber aufregen. Mathematiker und Physiker und ähnliche Zeitgenossen neuap. Glaubens regen sich darüber nicht auf.
Und wenn ich mich irren sollte - bitte sehr. Damit habe ich dann auch kein Problem. Freilich würde ich mich dann fragen, wieso neuap. Physiker und ähnliche Fachleute kein Problem haben.
Ich wünsche Ihnen ein erholsames WE. Auf Ihren langen Eintrag komme ich noch zurück.
Cemper