Adler hat geschrieben:Der weise Sirach sagte einmal: „Was deines Amts nicht ist, da lass deinen Vorwitz“.
Adler,
Luther hat das sicher sehr knackig übersetzt. Aber wo stehts denn?
In der Stuttgarter Erklärungsbibel lesen wir in Sirach3, 24 und 25: "Mit dem, was dich nichts angeht, gib dich nicht ab; denn dir ist schon mehr gezeigt, als Menschenverstand fassen kann."
Der Autor dieses Satzes will wohl davor warnen, daß man sich verlieren könne, gar 'sich entwurzeln lassen könnte durch die Fülle der Möglichkeiten, die sich in der Begenung mit der griechischen Kultur auftaten.' (vgl. Erklärung zu Sir.3,22-26 in der Stuttg.Erklärungsbibel)
Bei Luther heißt die Fortsetzung übrigens: "denn dir ist mehr befohlen, als du kannst ausrichten."
Hätten die großen Glaubenshelden unter dem Kreuz, die uns mit "dem Sirach", mit eben diesem Satz früher des öfteren zurechtwiesen, den Nachsatz auch hintenangefügt, dann hätten sie den Tadel des ersten Teiles gegen sich selbst gerichtet. Gewissermaßen das Wort als zweischneidiges Schwert ...
Liest man aber den zweiten Teil mit - und vielleicht noch in einer aktuelleren Übersetzung - dann hat die Aussage Sirachs, diese Warnung doch geradezu etwas tröstliches.
Ob mir mehr aufgetragen ist, als ich ausrichten kann oder mehr gezeigt als Menschenverstand fassen kann, ich muß nicht mehr tun als mir unmittelbar aufgetragen ist; ich muß nicht mehr tun als das, was mich unmittelbar etwas angeht; auch wenn dieses Mir-aufgetragene vielleicht noch etwas differenzierter ausgearbeitet werden könnte.
Was ist wohl mir gezeigt, was mir befohlen, was meine Aufgabe? - Und was ist Sache der Kirche?
Aber es ist schon spät und ich werde jetzt absenden und schließen.
Gute Nacht