Im Nachbarthread wurde geschrieben:
. . . ob du schweigst und diesen Weg gehst, bestimmst du selbst.
Interessanter Aspekt. Ich bin gegangen. Mehr als zehn Jahre ist es jetzt her. Ich schweige weitestgehend (außer in diesem Forum und im Kreis weniger Leute, die meine Ansichten kennen und aufgeschlossen diskutieren). Ich habe mir damals sehr lange überlegt, ob und in welcher Form ich meine Überzeugungen öffentlich machen soll. Was wäre, wenn mir jemand zuhört? Was geschieht, wenn mir sogar jemand zustimmt? Was löst das aus? Welche Folgen hat das für mich? Es ist ja nicht damit getan, mal so nebenbei eine Meinung zu sagen. Man muss dann auch bereit sein, ggf. intensive Diskussionen zu führen. Nach langem Nachdenken bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass ich dann vielleicht den gleichen Aufwand betreiben müsste wie zuvor, nur unter umgekehrten Vorzeichen. Das wollte ich mir nicht zumuten. Ich habe auch nicht das Zeug zum Missionar. Ich war damals zwar auf deutlich niedrigerem Level aktiv, als z.B. Thomas Feil. Mir hat aber mein überschaubarer Kirchenstress damals schon gereicht.
Mt deinen Ausführungen, werter Schneider, berührst du Gedanken, die auch mich zuweilen beschäftigen.
Wenn ich mit ehemaligen Glaubensgeschwistern zusammentreffe, sind sehr unterschiedliche Reaktionen festzustellen.
Die einen wechseln die Straßenseite und meiden den "Abtrünnigen".
Die nächsten grüßen verlegen und eilen vorbei, wo man früher ein "Schwätzle" gemacht hätte.
Wieder andere lassen sich auf ein unumgängliches Gespräch ein und sind bemüht, dieses baldmöglich zu beenden.
Wenige steigen in ein Gespräch ein und sind freundlich, so lange es um Alltagsdinge geht.
Selten läßt sich ein NAK-Mitglied auf Glaubendinge ein und ich habe dann das Gefühl, eine einstmal schöne Verbindung zu trüben.
Selbst im Kreis erwachsener NAK-ergebener Familienglieder sind Fakten zu fragwürdigen Praktiken oder Unstimmigkeiten innerhalb der Lehre oder im Abgleich mit der Bibel, unerwünscht und sehr belastend.
Der NAK-Glaube, aber auch das sich in einem langen Leben geschaffene NAK-Umfeld, ist in letzteren derart verankert, dass ich Schuldgefühle empfinde, wenn ich sie mit harten Tatsachen vertraut mache. Mein eigener Bruder führt dann Argumente ins Feld wie: Wer ohne Sünde ist ...
den Splitter im Auge des anderen ... oder es sind halt nur Menschen, die das Werk Gottes treiben ... oder ich suche zuerst das Positive ... usw.
Die Leute sollte man - so denke ich heute - nicht unbedingt auf unliebsame Tatsachen im NAK-Geschehen hinweisen. Es belastet sie ungemein und überhaupt: habe ich ein Recht dazu, unaufgefordert ... ?
.
Umgang mit ehemaligen Glaubensgeschwistern
Re: Umgang mit ehemaligen Glaubensgeschwistern
Das habe ich zum Glück nie erlebt. Wir können mit allen aktiven NAK'lern sprechen. Niemand weicht uns aus, keiner geht uns aus dem Weg. Wir können freundschaftliche Gespräche führen, auch über die Kirche, aber dann auf dem Niveau: Gestern waren wir in der Gemeinde soundso, dort war derundder, den kennst du doch auch, schöne Grüsse, was machen eure Kinder, Gott sind die groß geworden usw......Brombär hat geschrieben:Wenn ich mit ehemaligen Glaubensgeschwistern zusammentreffe, sind sehr unterschiedliche Reaktionen festzustellen.
Die einen wechseln die Straßenseite und meiden den "Abtrünnigen". Die nächsten grüßen verlegen und eilen vorbei, wo man früher ein "Schwätzle" gemacht hätte. Wieder andere lassen sich auf ein unumgängliches Gespräch ein und sind bemüht, dieses baldmöglich zu beenden.
Das trifft es wohl am besten. Ich habe auch den Eindruck, dass es für die traditionellen eine schwere Belastung ist, sich den Widersprüchen ihres Glaubens zu stellen.Brombär hat geschrieben:Wenige steigen in ein Gespräch ein und sind freundlich, so lange es um Alltagsdinge geht.
Selten läßt sich ein NAK-Mitglied auf Glaubendinge ein und ich habe dann das Gefühl, eine einstmal schöne Verbindung zu trüben. Selbst im Kreis erwachsener NAK-ergebener Familienglieder sind Fakten zu fragwürdigen Praktiken oder Unstimmigkeiten innerhalb der Lehre oder im Abgleich mit der Bibel, unerwünscht und sehr belastend.
Das kenne ich auch.Brombär hat geschrieben:Der NAK-Glaube, aber auch das sich in einem langen Leben geschaffene NAK-Umfeld, ist in letzteren derart verankert, dass ich Schuldgefühle empfinde, wenn ich sie mit harten Tatsachen vertraut mache. Mein eigener Bruder führt dann Argumente ins Feld wie: Wer ohne Sünde ist ...
Ja, selbstverständlich haben wir ein Recht, zu sprechen. Die NAK nimmt sich ja auch die Freiheit, ihre Wahrheiten zu verkünden, ohne Rücksicht, ob man sie hören will oder nicht. Ich aber finden den Punkt, den Du ansprichst, sehr entscheidend: Gespräche, die Inhalte berühren, sind sehr belastend. Nach meiner Beobachtung spricht man aber auch untereinander nicht über Inhalte, sondern nur über die Form.Brombär hat geschrieben:Es belastet sie ungemein und überhaupt: habe ich ein Recht dazu, unaufgefordert ... ?
Beispiel: Richard Fehr hielt vor einige Jahren einen Gottesdienst in Hannover in der TUI-Arena. An demselben Sonntag nachmittag fand eine Familienfeier statt. Wir hatten uns gerade aus der Kirche verabschiedet, den Gottesdienst also nicht besucht. Am Kaffeetisch wurde über die Morgenstunde gesprochen. Das Gespräch drehte sich um folgende Punkte: Die TUI-Arena ist ja ein sehr interessantes Gebäude, die Ränge sind viel steiler, als in der Stadthalle.......... Der Chor saß sehr weit vom Altar entfernt .....
Der Gottesdienst musste mit zehnminütiger Verzögerung beginnen, weil es auf den Zufahrten zu den Parkplätzen Staus gegeben hatte und nicht alle pünktlich in der Halle waren ...... Ja, ich stand auch in dem Stau, Bruder soundso hatte Ordnungsdienst, er hat versucht, allen Autos schnell einen Parkplatz zuzuweisen, damit hatte er ganz schön zu tun ......
.... und so ging das die ganze Zeit. Worum es bei dieser Veranstaltung ging, hätte ich ohnen meine Vorkenntnisse nicht erfahren können. Auf diesem Level bewegen sich viele sog. "Glaubensgespräche."
Ich werde daran nicht mehr rütteln. Meine These: Hinter dieser Haltung steckt Angst.
Re: Umgang mit ehemaligen Glaubensgeschwistern
Werter Schneider,Meine These: Hinter dieser Haltung steckt Angst
Angst, ja, kann sein. Ich habe indes mehr den Eindruck, dass die Gleichförmigkeit jahrlelanger predikaler Berieselung mit einfachsten Botschaften auf sehr begrenztem Feld nicht nur eine strenge Indoktrination der treuen GD-Besucher bewirkt, sondern diesen auch jeden Raum für einen wirklich interessanten religiösen Gedankenaustausch nimmt, sie mehr oder weniger lethargisch macht. Es gibt so keine richtigen Neuigkeiten vom Altar, die zu weiterführenden Unterhaltungen motivieren könnten,über die zu reden, es sich lohnen könnte; das Neue oder Interessante, über das sie in ihren Begnungen untereinander mit Vorliebe reden, sehen sie automatisch eher in den Äusserlichkeiten unter Ihresgleichen oder in nicht alltäglichen organisatorischen Abläufen der gottesdienstlichen Veranstaltungen - und daher wird dann bevorzugt geschwätzt: "Hast'e geseh'n, wie der, die, das ...?"
Freundl. Grüße
Com.
Re: Umgang mit ehemaligen Glaubensgeschwistern
Hallo Comment,
nach meinen Einschätzungen ist das neuapostolische Glaubenssystem in sich mit der gesamten Denkweise ein geschlossenes System. D.h. alle sind sich in den Vokabeln einig, es gibt ein vorgegebenes Glaubensziel und alles, was über den neuapostolischen Glauben von Insidern gesagt werden würde, würde auf Zustimmung stoßen. Es gibt da nicht mehr viel zu reden, weil es nur begrenzte Themengebiete gibt, die vom sog. Altar Gottes kommen (wie du schon sagtest) mit sehr begrenztem Horizont. So sind in den Gottesdiensten stets die selben Inhalte zu hören:
-Liebe deinen nächsten
-Der Herr ist nahe - hoffen auf die Ewigkeit
-Opfern bringt Segen
-Apostel-/Amtsnachfolge
-Der Splitter im Auge des anderen, der eigene Splitter
-Sündenvergebung
-Heilige Versiegelung
Das wars auch schon. Da gibt es nicht mehr viel zu reden.
Würde ernsthaft jemand sich über Fragen unterhalten, kommen etwa standardantworten oder die Fragen sind so kritisch, dass am Glauben des Betreffenden gezweifelt wird.
Viele Grüße
nach meinen Einschätzungen ist das neuapostolische Glaubenssystem in sich mit der gesamten Denkweise ein geschlossenes System. D.h. alle sind sich in den Vokabeln einig, es gibt ein vorgegebenes Glaubensziel und alles, was über den neuapostolischen Glauben von Insidern gesagt werden würde, würde auf Zustimmung stoßen. Es gibt da nicht mehr viel zu reden, weil es nur begrenzte Themengebiete gibt, die vom sog. Altar Gottes kommen (wie du schon sagtest) mit sehr begrenztem Horizont. So sind in den Gottesdiensten stets die selben Inhalte zu hören:
-Liebe deinen nächsten
-Der Herr ist nahe - hoffen auf die Ewigkeit
-Opfern bringt Segen
-Apostel-/Amtsnachfolge
-Der Splitter im Auge des anderen, der eigene Splitter
-Sündenvergebung
-Heilige Versiegelung
Das wars auch schon. Da gibt es nicht mehr viel zu reden.
Würde ernsthaft jemand sich über Fragen unterhalten, kommen etwa standardantworten oder die Fragen sind so kritisch, dass am Glauben des Betreffenden gezweifelt wird.
Viele Grüße