#59
Beitrag
von Brombär » 26.05.2013, 21:15
Kommentierung der
Stellungnahme zur Botschaft von Stammapostel Bischoff herausgegeben vom Stammapostel der NAK Wilhelm Leber am 13. Mai 2013
Wilhelm Leber lässt wissen:
Sein (Bischoffs) Heimgang liegt mittlerweile mehr als fünfzig Jahre zurück; somit besteht genügend zeitlicher Abstand für eine nüchterne Betrachtung.
Es erhebt sich hier die Frage, warum eine „nüchterne“ Betrachtung erst mit Abstand von mehr als einem halben Jahrhundert getroffen werden kann.
Meine Antwort heißt: Um das Ungeheuerliche in die Vergangenheit zu versenken.
Die Handlungsweise erinnert an das seinerzeit aus dem Ruder gelaufenen Atomkraftwerk in Tschernobyl.
Auf das Fiasko der Nichterfüllung der Bischoff-Botschaft wurde der Beton des Schweigens und der Mantel des Vergessens gebreitet. Nachdem der größte Teil der Zeitzeugen nicht mehr lebt, begann die KL - insbesondere unter dem Druck der Wissensverbreitung durch das Internet - halbherzige Versuche der Annäherung an die Ausgestoßenen der VAG, aber immer verbunden mit der Botschaft: „Wir strecken die Arme aus, zurückkommen müsst ihr schon selbst“. „Ja, auch wir (die NAK) haben Fehler gemacht“ sagte Herr Leber und ich frage mich: was heißt: „ja auch wir ?“ wer eigentlich sonst noch ? Das Zuwarten eines halben Jahrhunderts bis zur felsenamtsamtlichen Stellungnahme des Desasters (Wortbruch Gottes) hatte einzig den Grund: ein gemindertes bis erloschenes Interesse einer zwischenzeitlich unbeteiligten Mehrheit zu erreichen.
Der völlig unangemessene zeitliche Abstand zwischen dem Tod Bischoffs bis zum Zeitpunkt dieser Stellungnahme, ist nicht nur ein Vergehen an jenen, die in den vergangenen 53 Jahren in die Ewigkeit gezogen sind, sondern er birgt auch die Ursache, wegen der die Besucherzahlen der Gottesdienste und die Missionstätigkeit in Westeuropa zu einer immer schneller werdenden Rückläufigkeit gekommen sind.
Seltsamer Weise spricht Herr Leber immer nur die verprellten der VAG an, wobei er den Begriff „Ausgestoßene“ tunlichst vermeidet. Warum spricht er nicht vonden Hunderttausenden, die entweder gegangen oder in der NAK verblieben sind, aber nicht mehr an der neuapostolischen Heilsvermittlung interessiert sind ? Man hat es sich einfach gemacht und diese als "lau und träge" abgestempelt. Später wurden sie in die Schublade der allgemeinen christlichen Interesselosigkeit verfrachtet und nochmals später mit den Auswirkungen der Demografie erklärt.
Wäre es nach jenen denkwürdigen Julitagen des Jahres 1960 nicht zwingend geboten gewesen, dass der Brautwerber Christi, im neuernannten Stammapostel, flehend vor dem Seelenbräutigam um Gnade nachgesucht hätte und vor der Gesamtheit des irregeführten Kirchenvolks um Verzeihung ?
Walter Schmidt, der nachfolgende Stammapostel, welcher von vielen Altären als „Josua der Endzeit“ gepredigt wurde und welcher den „Erntewagen in die Scheune des ewigen Gottes heimbringen sollte“, bildete - zusammen mit den Bezirksaposteln Friedrich Bischoff und Gottfried Rockenfelder sen. jenen engen Kreis, welcher den Ausschluss Kuhlens betrieb und dabei den greisen Johann Gottfried Bischoff in seiner Heimholungsgläubigkeit, durch Zuspruch der Botschaft, benutzt haben dürfte. Dies bezeugen sowohl der Bericht vom Botschaftsgottesdienst 1951 in Gießen, wie auch die Veröffentlichungen in der Zeitschrift „Wächterstimme“ , herausgegeben von Friedrich Bischoff. Zu viele Recherchen verschiedener Historiker bestätigen diese These, als dass sie lediglich eine Vermutung darstellte.
Nie und nimmer hätte sich der eiligst einberufene Apostelkreis zu der Aussage versteigen dürfen, Gott habe seinen Willen geändert. Mit dieser unglaublichen Ausrede hat man die Schuld dem Allewigen zugeschoben.
Selbst unter Inkaufnahme eines Auseinanderbrechens der Kirche wäre es geboten gewesen, die nichterfüllte Botschaft als das zu bezeichnen was sie war, nämlich menschlich und eine schonungslose, sofortige Aufarbeitung, unter Einbeziehung von Gemeindevertretern anzustreben. Ja selbst die Mitwirkung Peter Kuhlen´s wäre sehr wahrscheinlich möglich gewesen.
Dies erscheint mir auch deshalb wichtig, weil ich Unsicherheit wahrnehme wenn die Rede auf die Botschaft kommt.
Unsicherheit hat ihre Ursache in mangelnder Kenntnis einer Sachlage.
Dass es über ein halbes Jahrhundert dauerte, bis eine neuapostolische Kirchenleitung endlich etwas substanzieller als bisher zum Thema sprach, ist eine Auswirkung des verordneten Schweigens der Lämmer und ihrer Hirten.
Ist es nicht seltsam, dass der Stammapostel diese Unsicherheit erst an seinem Dienstende thematisierte ?
Die einen plädieren dafür dieses Thema einfach liegen zu lassen; andere dagegen möchten Erklärung haben.
Diese Aussage vermittelt den Eindruck, dass es wahrscheinlich eher wenige sind, die ein Interesse an einer detaillierten Stellungnahme haben. In der Tat ist es so gekommen, weil das am heutigen Kirchenvolk wenig bekannte Thema für das störungsfreies Wohlfühlerleben eher lästig ist. Das „Prinzip Schweigen“ scheint oberflächlich aufgegangen zu sein, aber eben nur oberflächlich. Die Vertrauensbasis in das neuapostolische Apostelamt ist seit damals für Generationen gestört, selbst dann, wenn darüber bei Kinder und Enkel nicht mehr hochoffiziell gesprochen wird.
Dass ich erst zum Ende meiner Amtszeit diese Stellungnahme vorlege, hat rein zeitliche Gründe. Erst jetzt, nachdem Stammapostelhelfer Schneider mir viel Arbeit abnimmt, habe ich genügend Freiraum zur Beschäftigung mit der Materie.
Das kann man glauben, muss es aber nicht.
Leber dürfte als 13-Jähriger im allernächsten Umfeld seines Stief- Großvaters Bischoff in höchst eindrucksvoller Weise erlebt haben, wie das neuapostolische Glaubensvolk gebeutelt wurde und vor einer Zerreißprobe gestand ist. Es ist daher anzunehmen, dass er sich bewusst wurde, dass der seit langem anhaltende Vertrauensschwund in das neuapostolische Apostelamt seine Ursache zu einem erheblichen Teil im Botschaftsvorfall gründet.
Die damals gebrannten Gotteskinder waren seit dem bei mancherlei Aussagen skeptischer geworden, auch wenn sie aus erklärbaren Gründen keine Flucht "in die Geborgenheit der blinden Blindenleiter" (so wurden Seelsorger anderer Kirchen damals bezeichnet) wagten, sondern lieber der "kleinen Herde, welche des Herrn Wohlgefallen auf sich gezogen hat" verbunden blieben.
Mit dem gewählten Zeitpunkt seiner Stellungnahme, am Ende seiner Leitungsära, hat sich Leber den Rücken vor weiterer Diskussion freigehalten und Stammapostel Schneider muss die Angaben seines Vorgängers nicht zwangsläufig kommentieren.
Er (Bischoff) hat nie mitgeteilt, wann und unter welchen genauen Umständen er sie (die Botschaft) erhalten hat.
Dies hat sein Sohn Fritz Bischoff übernommen.
In einem Artikel der NAK-Halbmonatsschrift „ Wächterstimme“ hat dieser berichtet, dass es eine nicht näher beschriebene Begegnung zwischen Jesus und J.G.Bischoff gegeben habe, in welchem der Stammapostel die Gestalt Jesu gesehen habe.
Es steht außer Frage, dass Bischoff sie (die Botschaft) selbst geglaubt hat. Sie war ihm Anlass, die Wiederkunft Christi täglich zu erwarten und seine Lebensführung vollständig darauf abzustellen. Seine persönliche Haltung war insoweit vorbildlich.
Wenn man Zeitzeuge der Botschaftszeit ist, kann man tatsächlich den Gedanken nicht loswerden, dass Bischoff – insbesondere mit fortschreitender Dauer der Botschaft - an diese selbst geglaubt hat. Fachärzten ist ein Hirnzustand, bei dem ein sehnlich gewünschter Zustand zu einer felsenfesten Gewissheit wird, nicht unbekannt. Sein engstes Umfeld hat den alten Stammapostel dabei mit allen Mitteln bestärkt.
Seine ihm zugebilligte „vorbildliche Haltung“ war aber mit dem Vorgehen gegenüber den neuapostolischen Glaubensbedenkenträger absolut nicht in Einklang zu bringen. Demut, zumindest gegenüber seinen von Gott erwählten Mit-Aposteln, wäre eher vorbildlich gewesen.
Der Stammapostel äußerte sich anfangs dahingehend, dass es jedem freigestellt sei, die Botschaft zu glauben oder auch nicht.
Diese "großzügige" Phase dürfte sich vorwiegend auf die Zeit vor dem Weihnachtsgottesdienst 1951 in Gießen bezogen haben.
Nach diesem Zeitpunkt verfestigte sich die Botschaft rasant zum Dogma, dessen leiseste Anzweifelung härteste Konsequenzen nach sich zog.
Die klare Ausrichtung auf die Wiederkunft Christi gilt auch heute noch als beispielhaft.
Aber doch nicht mit solchen Methoden, Herr Leber !!!
Solche Tricks erinnern doch eher an gewisse Finessen beim Tierfang. Das Opfer glaubt an den Gewinn des Futter- Köders und gerät in die Falle des Fängers. (z.B. bei Ratten) Nein, dieser Vergleich hinkt nicht nur, er ist unbrauchbar und unangemessen.
Nach unserem heutigen Verständnis hätte es Bischoff nicht zulassen dürfen, dass die Botschaft zu einem wesentlichen Glaubensbestandteil gemacht wurde.
Dies wiederum hört sich an, als ob es lediglich Bischoff´s Fehler gewesen sei, die Dogmatisierung zu verhindern.
Es hört sich ja schon irgend wie nach Lancierung an, welche er nicht im Keim erstickt habe.
Vielleicht hat Leber mit diesem Satz mehr gesagt, als er eigentlich wollte. Das Trio lässt grüßen.
Zu betonen ist allerdings, dass dies unsere heutige Erkenntnis ist, zur Zeit von Bischoff waren die Lehrgrundlagen noch nicht so klar fixiert.
Was soll dieser Einwand mit den fortgeschrittenen Erkenntnissen ?
Natürlich gab es damals noch keinen Katechismus wie er heute vorliegt, dass sich aber ein Stammapostel gegen den ausdrücklichen Willen Gottes stellt - wonach der Zeitpunkt der Wiederkunft Christi, biblisch benannt, allein dem VATER vorbehalten bleibt und sich nicht auf einen menschlich gewählten Zeitraum begrenzen lässt, war zu allen Zeiten Teil der neuapostolischen Wiederkunftserwartung. Eine solche Betonung ist der Stellungnahme unangemessen.
Mit Traurigkeit denken wir daran, dass etliche Glaubensgeschwister sich genötigt sahen, die Kirche zu verlassen. Es kam zu Ausschlüssen und Abspaltungen.
Eine solche Feststellung wirkt krokodilstränig.
Wann hat Leber jemals einem Gottesdienst der VAG beigewohnt, an dessen Ende er um Vergebung und Versöhnung gebeten hätte ? Wann jemals hat er sich mit jenen persönlich an einen Tisch gesetzt, die in Zeitschriften und im Internet Missstände reklamierten ? Man kannte sie doch, die Internetschreiberlinge, man wusste doch, wie man sie erreichen konnte.
Innerhalb von wenigen Tagen mussten Erklärungen gefunden werden, die es den Geschwistern ermöglichen sollten, das Geschehene einzuordnen. Der Herr hat seinen Willen geändert. Diese These hat nachhaltigen Einfluss innerhalb der Kirche erlangt.
Eine solche Aussage könnte man ins Feld führen, wenn es um eine menschliche Interessens- oder Ertragsgemeinschaft gegangen wäre. Bei dem von Gott gegebenen Erlösungswerk haben solche Konstrukte absolut keinen Platz.
Wie schon eingangs beschrieben, hat man bei diesen Erklärungen die hässlichste aller möglichen Erklärungen gefunden, nämlich die Schuldzuweisung an Gott. Ein gottgesandtes, bevollmächtigtes Apostolat, hätte sich zu Tode gefürchtet, eine solche Gräueltat zu vollbringen.
Im Gegensatz zu den biblischen Beispielen, in denen Gott die ursprüngliche Absicht nicht umsetzte, war die Botschaft eine Verheißung, deren Nichterfüllung keinen erkennbaren Grund hatte.
Dazu, lieber Herr Leber, lesen Sie doch bitte nochmals die Ausführungen Ihres geschätzten Kollegen Drave und wenn diese nicht reichen, die des Herausgebers Koch (Glaubenskultur) oder die des Netzwerks Apostolische Geschichte. Dann erkennen auch Sie, dass es einen erkennbaren Grund gegeben hat: nämlich die Rücknahme der bevorstehenden Ära Kuhlen und die Straffung hinter J.G.Bischoff.
Wer aus der Botschaft für sich den Schluss gezogen hat, die Naherwartung der Wiederkunft Christi in den Mittelpunkt seines Lebens zu stellen, hat klug gehandelt.
Diese Aussage ist wieder ein intensives Rühren in der alten schmerzenden Wunde.
Wie oft soll eigentlich noch wiederholt werden, dass die Lebensplanung jener Menschen in den Botschaftsjahren auf die unmittelbar bevorstehende Wiederkunft Christi ausgerichtet war ?
Wissen Sie , Herr Leber, es gab in jenen ärmlichen Nachkriegsjahren Eltern, die aus lauter Gottesfürchtigkeit lieber dem HERRN den Zehnten gaben, als die Bücher für weiterführende Schulen ihre Kinder zu finanzieren.
Von den amerikanischen Straßenkreuzern, welche von den Herren Aposteln damals gefahren wurden, sprechen wir ein andermal.
Die Zeit unter der Botschaft hat gelehrt, wie intensiv das Warten auf den Herrn sein kann.
und wie zerstörerisch eine Falschaussage das Leben von Gläubigen beeinträchtigen kann.
Bb.