An curato anknüpfend (ohne dass ich da mitmachen würdeLink zum ursprünglichen Thema: Gründung einer progressiven Basisbewegung in der NAK

In einem Forum hatten wir vor 15 Jahren mal verschiedene Aspekte aufgezählt, wie und was unter Kirche (im allgemeinen) im 21. Jhd zui verstehen sein könnte, also eine Art Konsens im gegenseitigen Verständnis, wohin man gehen möchte. Vielleicht kann dieses Thesenpapier eine erste Diskussionsgrundlage bilden, um eine gemeinsame Basis zu finden.
Ansonsten wünsche ich der aus meiner Sicht guten Idee viel Erfolg:
Detlef Streich: Sinn und Aufgaben von Kirche in heutiger Zeit – Oder: Kirche ja, aber wohin? (ein Thesenpapier von 2004)
1. Kirche im allgemeinen Sinn ist
1.1 kein Heilsweg Gottes, sondern der freiwillige und offen gestaltete Zusammenschluss von Menschen, die ihre Beziehung zu Gott gefunden haben oder dabei sind, sie zu entdecken. Der Weg zu Gott ist und bleibt ein individueller Prozess innerer und ggf. äußerer Umkehr und liegt in der Einsicht, was das Leben ist und was es zu tun gilt, um es individuell und ökumenisch (in der Bedeutung der „belebten Erde“) zu fördern
1.2 mit der Einsicht verbunden, dass nicht die Lehre „einer“ Kirche Gültigkeit vor Gott besitzt, sondern dass Menschen in ihrer Glaubwürdigkeit im Reden von und vor Gott letztlich „Gültiges“ vor Gott bezeugen. Vor diesem Hintergrund ist keine einheitliche, weltweite Kirchenlösung anzustreben, da sich dieser individuelle Prozess in unterschiedlichen Konfessionen oder Denominationen vollziehen kann
2. Kirche im christlichen Sinn ist
2.1 in ihrem Grundwesen die Gemeinschaft aller an die Frohbotschaft Christi Glaubenden
2.2 verbunden mit der Aufgabe aller ihr angehörenden Menschen, das Abendmahlsgedächtnis (als ihren gemeinsamen Ursprung) und das Botschaftsvermächtnis (als Ziel dieses Weges) ihres Gründers, Lehrers und Heilsmittlers Jesus am geistigen Leben zu erhalten
2.3 weder hierarchisch ausgerichtet noch stellt sie mit faschistoiden Tendenzen den eigenen Systemerhalt über die Interessen der sie ausmachenden Gläubigen
2.4 tolerant gegenüber nichtchristlichen Lehren, die wie sie ursprünglich selbst an der Würde und Freiheit des Menschen orientiert sind und steht zu diesen anderen Glaubensüberzeugungen ohne missionarische Absichten
2.5 von der Einsicht geprägt, dass alles ´EINS` ist und einem übergeordneten Gedanken Gottes zustrebt im Sinn evolutionärer Entwicklung, ohne dass das ´Eigene` auf Kosten der ´Anderen` geschieht
3. Kirche (im christlichen Sinn) hat die Aufgabe,
3.1 eine kritische Funktion der Welt und der Gesellschaft gegenüber zu sein; indem sie aber diese kritische Funktion wahrnimmt, ist sie damit zugleich auch selbst eine kritisch zu befragende Größe
3.2 zur „Liebe“ als dem Grundsatz des Christentums zu führen, anstatt einen Katalog von Glaubensbekenntnissen und Dogmen festzulegen, die zu glauben und zu verkünden sind
3.3 in ihrer Struktur einen sich verselbstständigen Dogmatismus zu verhindern, damit der Glaubende auf seinem Weg zu Gott im Mittelpunkt bleibt
3.4 die Lehre (Jesu) auf das jetzt sich vollziehende Leben zu begreifen und (geistliche Lebens-) Räume für alle zu schaffen, die nach Gott fragen
3.5 Gläubigen bzw. Suchenden die Aussprache und gegenseitigen Austausch zu ermöglichen und Haltsuchenden Halt zu bieten
3.6 unter seelsorgerischen Prinzipien glaubwürdige, hinterfragbare, authentische und erbauende Gottesdienste und Predigten anzubieten, die ohne Sprachhülsen, ohne Druck, ohne manipulative Suggestionen im Bewusstsein eines christlichen Menschenbildes hier und heute dem Menschen helfen. Predigt kommt aus dem Leben und nicht aus dem Himmel und sollte direkt ins Leben einwirken
4. Kirche (im christlichen Sinn) muss ein Ort sein,
4.1 wo die Gläubigen lernen können, mutig und mündig - mit anderen Worten ohne Glaubensgeländer und andere dogmatistische Gehhilfen - in Eigenverantwortung ihren Weg zu gehen und mit einer individuellen Gottesbeziehung umzugehen
4.2 an dem sich die Kirche nicht als „die einzig richtige Kirche“ begreift, die dem Glaubenden ein geistiges Zuhause bieten will, sondern wo die Menschen in der Kirche gemeinsam dieses Zuhause schaffen
4.3 wo es kein moralisches Verurteilen gibt und Abweichler, Bedenkenträger, Zweifler und Andersartige nicht „bestraft“ werden, sondern in ihrem Denken und Fühlen ernst genommen werden
4.4 wo Glauben und Vernunft im richtigen Verhältnis zueinander stehen, indem Vernunft nicht zum Gegenspieler des Glauben gebrandmarkt wird, sondern zu seinem Gesellen wird
4.5 an dem institutionelle Flexibilität und maßvolle (!) Unverbindlichkeit nicht als ihre Schwäche sondern als ihre Stärke begriffen werden, da nur eine solche von Demut getragene geistige Beweglichkeit jedem Einzelnen (!) die Möglichkeit bietet, konstruktiver Teil der Kirche zu sein
4.6 wo um Wahrheit und Wahrhaftigkeit gegen menschliche Egoismen zu ringen ist
5. Die NAK sollte für die Zukunft anstreben ...
5.1