Cemper hat geschrieben:
Werter Dieter,
einerseits verstehe ich Sie und will Ihnen auch gern eine bestätigende Erfahrung berichten. Eine deutsche Fernsehanstalt hat vor einigen Jahren über mich und zwei Kollegen einen Dokumentarfilm produziert. Während der mehrwöchigen Dreharbeiten sagte mir ein Redakteur: "Wenn man Sie fragt, welches Datum wir heute haben, dann erklären Sie zunächst mal den gregorianischen Kalender."
Andererseits verstehe ich Sie nicht. Ich versuche oft, präzise zu einem Punkt hinzuführen - und genau das wird als Ablenkung verstanden.
Ganz unverständlich ist mir dieser Satz: "Das wundert mich dann insofern schon, als daß Sie doch immer betonen, kein Mitglied dieser Kirche zu sein, gewesen zu sein oder je werden zu wollen." Darauf weise ich doch nicht immer hin; ich kann mich nicht daran erinnern, so etwas überhaupt jemals geschrieben zu haben.
Ich wünsche Ihnen eine erholsame Ruhezeit. Danach geht's weiter ...
Ihr Cemper
Werter Cemper,
nachdem ich nun Zeit hatte, mich etwas zu akklimatisieren und daher auch wieder ausgeschlafener bin, möchte ich diesen kleinen Disput nochmals - in ruhigerem emotionalem Zustand - weiterführen. Mein obiges Zitat habe ich vielleicht etwas überspitzt gewählt. Selbstverständlich weissen Sie nicht ständig auf ihre Nichtmitgliedschaft in der NAK hin, zumindest nicht in jedem Posting. Trotzdem ist es allgemein bekannt, daß Sie sich der NAK höchstens als freundschaftlich verbunden bezeichnen würden. Vielleicht habe ich diesen Satz jetzt auch wieder missverständlich formuliert, aber ich bitte Sie bei meinen Aussagen zu bedenken, daß ich weder Autor wissenschaftlicher, historischer, politischer oder religiöser Bücher bin und keinen Lehrstuhl für bspw. Öffentliches Recht, Staatskirchen- und Kirchenrecht oder ähnliches besitze. Somit mögen meine Äusserungen eher auf populärem Niveau anzusiedeln sein denn auf staatstragendem. Ich bitte Sie, mir dieses nachzusehen
Was ich in meinem
Ursprungsbeitrag kritisieren wollte, ist eigentlich in erster Linie die für mich unumstößliche Tatsache, daß die Kirchenleitung der NAK in den letzten Jahren viel geändert hat ohne sich für Fehler in der Vergangenheit zu entschuldigen. Sie ist in manchen Punkten liberaler geworden, was prinzipiell ein Fortschritt wäre, wenn damit auch das Eingeständnis eines Irrtums in der Vergangenheit zugegeben würde. Aber die Fähigkeit zur Einsicht in begangene Fehler scheint dieser Kirche ein Tabuthema zu sein. "Wir schweigen und gehen unseren Weg" wurde schon vor 50 Jahren als Leitmotiv postuliert. Und dieses Schweigen hat sich nicht nur auf die "Botschaft" ausgewirkt, sondern ist überall anzutreffen. Man geht seinen Weg und schweigt zu allem was vorher war.
Und aufgrund dieses Schweigens kommt sich ein (früheres) Mitglied dieser Kirche dann auch oft nachträglich veralbert vor. Wenn Gebote aufgestellt worden sind, die ex cathetra als Gottes Wort bezeichnet worden sind und an deren Befolgung laut kirchlicher Lehre und ständig vollzogener Predigtpraxis Segen oder Fluch (etwas anderes gab es nicht) gebunden war; und diese Gebote dann plötzlich ohne Erklärung oder gar Entschuldigung für bisher falsch gelehrtes nicht mehr gelten sollen, so mag doch ein Zweifel berechtigt sein. Ein Zweifel, ob andere bisher gelehrten und als unumstößlich gelteneden Aussagen nicht eines Tages auch kassiert werden (selbstverständlich nur per Veröffentlichung im Internet, aber nicht per Verlautbarung im Gottesdienst) und keine Gültigkeit mehr haben. Und das ist für mich bspw. mit ein Grund gewesen, dieser Kirche - in aller Freundschaft - Lebewohl zu sagen. Andere Gründe waren bspw. die für mich unbiblische Heilsnotwendigkeit der Apostel für alle Menschen, selbst der bereits Verstorbenen.
Ich weiß nicht, ob ich es verständlich genug darstellen konnte, was ich Ihnen mitteilen wollte. Trotzdem hoffe ich auf eine einigermaßen wohlwollende Interpretation ihrerseits.
Freundliche Grüße,
Dieter