Hannover: NAK-Mitteldeutschland - Gemeinden im Umbruch?

Alles rund um die Sondergemeinschaft Neuapostolische Kirche (NAK), die trotz bedenklicher Sonderlehren (u.a. Versiegelung, Entschlafenenwesen mit Totenmission, Totentaufe, Totenversiegelung und Totenabendmahl, Heilsnotwenigkeit der NAK-Apostel, Erstlingsschaft, ..), weiterhin "einem im Kern doch ... exklusiven Selbstverständnis", fehlendem Geschichtsbewusstsein und Aufarbeitungswillen, speziell für die Zeit des Dritten Reiches, der DDR, der Bischoffs-Botschaft ("... Ich bin der Letzte, nach mir kommt keiner mehr. ..."), sowie ihrer jüngsten Vergangenheit und unter erheblichem Unmut ehemalicher NAK-Mitglieder, auch Aussteiger genannt, die unter den missbräuchlichen Strukturen und des auf allen Ebenen ausgeprägten Laienamtes der NAK gelitten haben, weiterhin leiden und für die die NAK nach wie vor eine Sekte darstellt, im April 2019 als Gastmitglied in die ACK Deutschland aufgenommen wird.
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Cemper

Re: Hannover: NAK-Mitteldeutschland - Gemeinden im Umbruch?

#21 Beitrag von Cemper » 15.08.2010, 11:58

Werter Pritzebilsky -

ich antworte Ihnen einmal Absatz für Absatz auf Ihren Eintrag weiter oben und damit zugleich auf Ihren letzten Eintrag :
Liegt es nicht näher anzunehmen, dass diese Leute Probleme mit der NAK haben, genauer: mit dem, was die NAK ihnen oft schon als Kindern "eingepflanzt" hat? Die meisten dieser Fories wurden in ihr sozialisiert und viele noch unter der alten NAK-Garde mit dem Motto: "Glaub und gehorche oder verdirb!"?
Sie verweisen zu meinem Hinweis „Probleme mit sich haben“ auf eine Alternative: „Probleme mit der NAK haben, genauer: mit dem, was die NAK ihnen oft schon als Kindern ‚eingepflanzt’ hat“.

Ist mit einer solchen Gegenüberstellung die Wirklichkeit erfasst? Ist die Wirklichkeit so oder so? Hat man entweder ein Problem mit sich oder mit der NAK? Entweder - oder? Ich sehe die Zusammenhänge anders. Wenn Menschen mit einer Institution oder im privaten Bereich mit anderen Menschen (etwa in einer Ehe) Probleme haben, dann müssen sie sich um eine Lösung bemühen. Wenn wir das Wort „Problem“ übersetzen, wird das deutlich. Ein Problem ist „eine zu lösende Aufgabe“. Bei der Arbeit an dieser Aufgabe machen manche die Erfahrung, dass sie die Aufgabe nicht von heute auf morgen lösen können und ihr vielleicht gar nicht gewachsen sind - und dann bekommen diese Menschen Schwierigkeiten: sie haben „Probleme mit sich“.
Haben Angestellte, die sich in einem entsprechenden Forum über schlechte Arbeitsbedingungen beklagen, vielleicht nur "ein Problem mit sich selbst"?
Diese Frage kann ich nicht pauschal beantworten. Es kommt auf den Einzelfall an. Es gibt „Angestellte“, die nachlässig oder gar schlampig arbeiten und die sich beispielsweise nicht um Fortbildungen bemühen und deshalb schlechte Arbeitsbedingungen haben. Wenn solche Leute dann klagen, würde ich sagen: Ja, die haben „ein Problem mit sich“. Es gibt aber auch ganz andere Konstellationen. Es würde zu weit führen, die vielen Möglichkeiten zu beschreiben ...
Haben Frauen, die sich in einem entsprechenden Forum über gewalttätige Ehemänner beklagen, etwa nur ein "Problem mit sich selbst"?
Das kann ich auch nicht pauschal beantworten. Es kommt hier auch auf den Einzelfall an. Ich hatte vor einiger Zeit mit einer Frau zu tun, die dreimal verheiratet war und jetzt mit einem Mann zusammen lebt. In allen Fällen gab es Gewalt. Ich würde auch hier sagen, dass diese Frau ein „Problem mit sich hat“. Auch hier ist die Wirklichkeit komplex. Zu ihr gehört die Gewalttätigkeit von Männern und auch das nicht nur friedliche Verhalten von Frauen.
Und bedeutet, sich in einem Forum mit den eigenen Erfahrungen einbringen, dass man etwas "in die Weltgeschichte posaun[t]? Heißt das, dass man dann eine Quatschbacke, ein Sabbelkopp, eine Tratschtante ist?

Nach ihrem Eindruck, Mr. Cemper, ist das wohl so.
Also - nach meinem Eindruck ist das gelegentlich so. Es ist also nicht immer so. Es gibt Kritik, die ich für sehr berechtigt halte und die mich positiv beeindruckt, wenn der Kritiker zeigt, wie er mit den Problemen umgeht. Es gibt aber auch Kritiker, für die es eine Art Freizeitbeschäftigung ist, wie ein Spürhund Fehler und Unzulänglichkeiten zu suchen und sie dann in die Forenwelt zu posaunen oder gar Bücher zu schreiben. Mir kommen solche Leute manchmal vor wie wild gewordene Eichhörnchen.
Aber vielleicht stimmt ja - um mal eine Anleihe bei Loriot zu machen - etwas mit ihrem Eindruck nicht?
Wir könnten Herrn von Bülow - also Herrn Loriot - mal in dieses Forum einladen und mit ihm Ihre Frage diskutieren. Ich vermute, dass er mir nicht widersprechen wird.
Vielleicht sagen Pauschalurteile wie ihres oben mehr über den Urteilenden wie über die Beurteilten aus. Sie haben ihr Pauschalurteil ja schön verpackt. In eine Frage, die auch noch den "Eindruck" anführt. Nur nicht so schüchtern, Mr. Cemper!
Ich sehe nicht, dass mein Beitrag ein Pauschalurteil ist. Richtig ist, dass die Kürze mancher Aussagen keine differenzierenden Beschreibungen ermöglicht.
Aber vielleicht haben sie ja auch recht. Mit diesen Problemlingen können sie schlecht ihr Problematisierungsspiel spielen, die haben handfestere Probleme zu lösen. Also sind das Spielverderber, die sich anmaßen, anstatt zum Psychologen zu gehen, sich öffentlich in einem Forum über Sekten, Kirchen und Religion zu äussern. Und so ablehnend, dass da es da wenig für Mr. Cemper zu diskutieren gibt. Weil da mit Religion Schaden angerichtet wurde. Und dieses "Gericht" schmeckt Religiösen nicht. Also runtermachen. Die haben doch nur Probleme mit sich selbst. Die posaunen das auch noch in die Weltgeschichte hinaus. Das ist schwach, Mr. Cemper, undifferenziert und schwach!
Pritze - hier verweise ich auf die oben gegebenen Antworten und ergänze:

Wenn jemand, der Probleme mit der Neuap. Kirche hat, ernsthaft meint, er könnte diese Probleme über Forumsdiskussionen lösen, dann wird er irgendwann erkennen, dass er auf einem Holzweg war. Forumsdiskussionen können hilfreich sein. Aber das ist nur eine kleine Chance. Ich würde allen „Problemlingen“ - wie Sie sagen - diesen Rat geben: Prüfen Sie doch einmal, warum Sie mit der NAK die und die Probleme haben und warum andere Menschen in der NAK diese Probleme nicht haben.

Wissen Sie - wenn ich mir anschaue, was manche Leute an Kritik produzieren, dann habe ich teilweise den Eindruck, das etwas gut beschrieben wurde, teilweise habe ich aber den Eindruck, dass die Aussagen dieser Kritiker nicht verallgemeinert werden können. Es ist doch ganz unstrittig, dass es in der Neuap. Kirche - wie überall - komische und unakzeptable Verhältnisse gibt. Aber es gibt auch das: Ich hatte in den Ferienwochen wieder einmal Kontakt zu einigen Menschen aus der NAK. Ein junger Gymnasiallehrer fühlt sich in seiner Kirchengemeinde wohl und macht dort viel. Seine Frau auch. Ein Medizinprofessor - der ein Predigeramt hat - fühlt sich ebenfalls wohl; er sieht über Probleme hinweg. Eine alte Dame fühlt sich ganz geborgen. Eine junge neuap. Krankenschwester reagiert ganz anders; diese junge Frau „kriegt Zustände“, wenn man mit ihr über die Kirche spricht. Ich könnte die Reihe noch erweitern.

Die wirklich interessanten Punkte sind für mich diese: Wie ist das Selbstbild und das Glaubensbekenntnis dieser Kirche zu erklären? Mit den historischen Fakten kann man das nicht. Theologisch kann man es auch nicht. Und doch haben viele Menschen diesen neuap. Glauben. Warum? Andere wenden sich ab und kritisieren und kritisieren und posaunen ihr Leid in die Forenweltgeschichte. Warum?

Am Rande noch eine Bemerkung. Ich bin ja eher zufällig auf dieses Forum gestoßen. Einige Zeit habe ich mich viel beteiligt. Nach kurzer Zeit bekam ich private Nachrichten und Mails von mir ganz fremden Menschen aus dieser Kirche, die sich nur beklagt haben und die mir seitenlange Geschichten über alles Schlechte schicken wollten. Das war „irgendwie komisch“. Ich vermute, dass diese Menschen auch anderenorts Probleme bekommen. Jedenfalls ist das meine Lebenserfahrung. Zwei kleine Beispiele: Ich kenne an der hiesigen Universität einen Geschichtsprofessor, der es für eine Unverschämtheit hält, dass er nicht der Sohn eines Nobelpreisträgers ist - und der dafür die Gesellschaft verantwortlich macht. Und ich kenne ebenfalls an der Universität eine Sekretärin, die seit 30 Jahren darüber redet, dass ihr Mann ihr das Leben versaut hat und dass daran ihre Mutter Schuld ist. Beide würden unglücklich, wenn sie darüber nicht reden könnten. Und sie haben fast überall Probleme.

Bleiben Sie heiter - ich versuche es auch.

Ihr Cemper

Pritzebilsky

Re: Hannover: NAK-Mitteldeutschland - Gemeinden im Umbruch?

#22 Beitrag von Pritzebilsky » 15.08.2010, 12:13

Schnelle, spontane und vorläufige Kurzantwort.
Sie gehen (und ich denke wissentlich) am Kern des Problems (Glaubensinhalte und damit verbundener Psychoterror, typisch vor allem für die vormoderne NAK-Zeit, was inzwischen zu Tausenden von Austritten geführt hat) vorbei. Dieser von mir so bezeichnete "Kern des Problems" ist bekannt, belegt und ausreichend diskutiert. Weiteres später.

Cemper

Re: Hannover: NAK-Mitteldeutschland - Gemeinden im Umbruch?

#23 Beitrag von Cemper » 15.08.2010, 12:57

Auch nur kurz: Der "Kern des Problems" - unseres Gedankenaustauschs - waren nicht - wie Sie schreiben - "Glaubensinhalte und damit verbundener Psychoterror, typisch vor allem für die vormoderne NAK-Zeit", sondern meine Kritik an der Qualität der Kritikerforen. Wir können aber auch über diesen anderen Punkt diskutieren. Ich will Ihnen aber vorab sagen: Ich weiß, dass es "massive Praktiken" gab - Sie nennen das Psychoterror. Ich wäre aber mit einem solchen Ausdruck und mit Verallgemeinerungen vorsichtig. Zu bedenken ist auch, dass es sich immer um Wechselbeziehungen zwischen der Kirche und dem einzelnen Menschen handelt und dass der einzelne Mensch nicht nur Objekt ist; er ist nicht nur - bildlich gesprochen - eine Schachfigur, die geschoben wird, sondern ein Individuum (ein Subjekt), das sich schieben lässt. Zu Ihrer Aussage "Tausende von Austritten" sei angemerkt: Wie hoch sind in Deutschland die Austritte (statistisch erfasst)? Gibt es empirisch abgesicherte Untersuchungen über Gründe?

Vancouver

Re: Hannover: NAK-Mitteldeutschland - Gemeinden im Umbruch?

#24 Beitrag von Vancouver » 15.08.2010, 18:26

Wahrscheinlich meint Pritze das hier: KLICK

:wink:

Pritzebilsky

Re: Hannover: NAK-Mitteldeutschland - Gemeinden im Umbruch?

#25 Beitrag von Pritzebilsky » 16.08.2010, 08:40

Auch nur kurz: Der "Kern des Problems" - unseres Gedankenaustauschs - waren nicht - wie Sie schreiben - "Glaubensinhalte und damit verbundener Psychoterror, typisch vor allem für die vormoderne NAK-Zeit", sondern meine Kritik an der Qualität der Kritikerforen.
Ihre Kritik an der "Qualität der Kritikerforen" hat sich anfänglich aber - und nur darauf bezog ich mich - an den Kritikern selbst festgemacht. Zur Erinnerung:
Gibt es wirklich interessante Foren, also Foren, in denen Vertreter der NAK, die etwas zu sagen haben und dies auch vernünftig tun, anzutreffen sind? Oder sind das Foren, in denen Kritiker dieser Kirche, die - so mein Eindruck - Probleme mit sich haben, ihre Probleme in die Weltgeschichte posaunen? [meine Fettung. Pritzebilsky]
"Ein Problem mit sich haben" ist immer abwertend gemeint, so, wie sie es gesagt haben, wird das nochmal deutlich (Gegenüberstellung von "etwas vernünftig sagen" und Probleme "mit sich" haben). Wer ein "Problem mit sich" hat, ist überfordert oder "kommt mit etwas nicht klar" oder wie sie es sagen "ist einer zu lösenden Aufgabe nicht gewachsen". Ein Problem mit sich haben heißt, es nicht ursächlich woanders festmachen können. Genau das wollten und wollen sie immer noch unterstellen, auch bei denen, die wohlbegründet nachweisen können, dass die Schwierigkeiten, die sie haben, sich sehr genau auf die Sozialisation in der NAK zurückführen lassen. Und da kommt eben unentrinnbar die Frage mit dem Psychoterror ins Spiel:
Zu bedenken ist auch, dass es sich immer um Wechselbeziehungen zwischen der Kirche und dem einzelnen Menschen handelt und dass der einzelne Mensch nicht nur Objekt ist; er ist nicht nur - bildlich gesprochen - eine Schachfigur, die geschoben wird, sondern ein Individuum (ein Subjekt), das sich schieben lässt.
Was für eine Augenwischerei! Geben sie doch mal einem Psychologen eine Schrift wie den "Guten Hirten", den "Jugendfreund" oder ähnlich erbauliche Lektüre. Oder einem Pfarrer, den sie für vernünftig halten. Fragen sie ihn, ob er es für möglich hält, dass die Lektüre dieser Schriften, verbunden mit Hineingeborensein in die diese Schriften produzierende Sekte und entsprechendem Verhalten (regelmäßige GD-Besuche, Sonntagsschule, etc.) zu schwerwiegenden Problemen führen könnte, wenn einmal später ernsthafte Zweifel zu dem Entschluss, die Sekte zu verlassen, führen. Ich höre sie schon wieder relativieren: "Das kommt darauf an", sagen sie und "Prüfen Sie doch einmal, warum Sie mit der NAK die und die Probleme haben und warum andere Menschen in der NAK diese Probleme nicht haben".

Aber natürlich kommt es darauf an. Darauf, in welcher Zeit die Person in der Sekte sozialisiert wurde! Darauf, wie alt sie da war! Darauf, in welchem Ap-Bezirk! Sogar darauf, in welcher Gemeinde! Darauf, wie fanatisch oder locker die Familie mit den Anforderungen dieser Sekte umging! Wie der Bildungsstand in der Familie! Darauf, wie die psyschische Konstitution der betreffenden Person! Und auf einiges mehr. Und so gab es viele (und es werden viele Tausend sein, dass die NAK keine Statistik darüber bekanntgibt spricht wofür?), die durch den enormen psychischen Druck, den die NAK aufgebaut hat, enorme Probleme am Hals hatten und haben. Wenn die verursachenden Faktoren als höchst schädlich erkannt werden (wie gesagt, belegbar durch Psychologen, am Schrifttum und natürlich durch Zeugen), dann spielt es auch keine Rolle, dass es auch viele gibt, die anscheinend überhaupt keine ernsthaften Probleme haben oder sich sogar wohlfühlen. Soll das ein Argument gegen schädigenden Einfluss sein, dass sich viele wohlfühlen? Nicht ihr Ernst! Auch unter Hitler gab es viele, die sich sehr wohlgefühlt haben (Nein, hier ist keine Gleichsetzung von Nazis mit der NAK intendiert - auch wenn sich die NAK den Nazis angebiedert hat). Ob eine Institution durch Machtmissbrauch jemandem schadet, das spüren natürlich die Subjekte zuerst. Und es gibt für diese Bewertung auch genug objektive Kriterien. Solche wie Menschenrechte, Persönlichkeitssrechte und den nach vernünftigen Kriterien urteilenden Verstand. Es dürfte anhand der sehr hohen Anzahl von Aussteigern mit gleichem Sektenhintergrund und später vergleichbaren Problemen nicht schwer sein, signifikant aufzuzeigen, dass die NAK-Inhalte und -Methoden für die von Aussteigern angeführten Probleme verantwortlich zu machen sind. Und das ist auch so immer wieder geschehen. Von Kritikern mit Aussteigerhintergrund wie Olaf Stoffel, Detlef Streich, um nur mal zwei ehemalige NAK'ler zu nennen, rede ich ja hier gar nicht erst.
Wenn jemand, der Probleme mit der Neuap. Kirche hat, ernsthaft meint, er könnte diese Probleme über Forumsdiskussionen lösen, dann wird er irgendwann erkennen, dass er auf einem Holzweg war. Forumsdiskussionen können hilfreich sein. Aber das ist nur eine kleine Chance.
Recht haben sie. Die Probleme sind oft so schwerwiegend, dass darüber hinaus fachliche Hilfe benötigt wird. Aber Verständnis für spezielle "NAK-Ängste" ("ich hatte als Kind immer Angst, dass der Herr Jesus mich nicht mitnehmen würde" wäre so etwas) und Aussprache über spezielle NAK-Themen (NAK in der Nazizeit, die Botschaft, Kulen, etc.) , dafür eignen sich NAK-kritische Foren vorzüglich, weil der gleiche Erfahrungshintergrund vorhanden ist. Darüberhinaus sind in diesen Foren (gerade in QV) eine Unmenge an Dokumenten zu finden, die sonst sehr schwer beschaffbar wären und das geschönte Bild der NAK sehr gut zurechtrücken können. Zudem wird in solchen engagierten Foren immer weitergehende und/oder professionelle Hilfe empfohlen.

Um den Bogen zu Ende zu führen: Sie haben den Kritikern "Probleme mit sich" unterstellt, ich habe sie darauf hingewiesen, dass es sich überwiegend eben nicht um Leute, die "Probleme mit sich selbst" haben handelt (na klar, die gibt es überall auch, ihre ständigen konstruierten Einzelfälle: geschenkt), sondern dass das Thema dieser Leute heisst: NAK-induzierte-Probleme. Um ihnen zu zeigen, woher diese kommen und dass diese keine Einzelfälle sind, habe ich sie auf den schädigenden NAK-Hintergrund hingewiesen, dem diese Leute ihre Probleme verdanken. Den sie anscheinend (und das ist nun wirklich niveaulos zu nennen) bestreiten, jedenfalls soweit herunterspielen wollen, dass es aussieht, als ob man diese nicht an den speziellen Glaubensinhalten der NAK festmachen könnte. Und hier ist der Zusammenhang zur Qualität der Forenbeitäge, zu unsrer Ausgangsfrage, zu sehen. Wenn sie sagen, dass ein Forum für sie nicht interessant ist, weil die Leute dort uninteressanterweise (weil das ja nur ihre Probleme sind und die eigentlich nichts zur NAK-Diskussion beitragen) Probleme ausbreiten, die nur ihrer Psyche zuzuschreiben sind, dann versuchen sie damit vom „Kern des Problems“,von der Verantwortlichkeit der NAK dafür abzulenken. Indem sie bestreiten, dass die Probleme dieser Leute durch die NAK verursacht sind, können sie diese Probleme als rein subjektive denunzieren und sie somit für unerwünscht in NAK-Foren erklären, weil sie anscheinend mit den für Sie interessanten Fragestellungen rund um die NAK nichts zu tun haben.

Was antworten sie denn nun zum Vorwurf, dass die NAK für schwere seelische Störungen verantwortlich zu machen ist?
Sie verweisen zu meinem Hinweis „Probleme mit sich haben“ auf eine Alternative: „Probleme mit der NAK haben, genauer: mit dem, was die NAK ihnen oft schon als Kindern ‚eingepflanzt’ hat“.

Ist mit einer solchen Gegenüberstellung die Wirklichkeit erfasst? Ist die Wirklichkeit so oder so? Hat man entweder ein Problem mit sich oder mit der NAK? Entweder - oder? Ich sehe die Zusammenhänge anders. Wenn Menschen mit einer Institution oder im privaten Bereich mit anderen Menschen (etwa in einer Ehe) Probleme haben, dann müssen sie sich um eine Lösung bemühen. Wenn wir das Wort „Problem“ übersetzen, wird das deutlich. Ein Problem ist „eine zu lösende Aufgabe“. Bei der Arbeit an dieser Aufgabe machen manche die Erfahrung, dass sie die Aufgabe nicht von heute auf morgen lösen können und ihr vielleicht gar nicht gewachsen sind - und dann bekommen diese Menschen Schwierigkeiten: sie haben „Probleme mit sich“.
Sie gehen gar nicht erst inhaltlich auf NAK-induzierte Probleme ein, sondern verlegen sich aufs Allgemeine. Wer überhaupt Probleme mit der NAK hat, muss eine Lösung finden, sagen sie. Manche schaffen das nicht, sagen sie. Daraus folgern sie dann, dass diese Leute Probleme mit sich haben. Und ich soll dann daraus folgern, dass dies dann die Mehrzahl der die NAK kritisierenden Fories betrifft. Das ist das, was ich mit "Problematisierungsspielchen" meinte, nämlich Rabulistik, sonst nichts!

Ihr nächstes „Argument“ gegen Psychoterror, bzw, NAK-induzierte Probleme:
Prüfen Sie doch einmal, warum Sie mit der NAK die und die Probleme haben und warum andere Menschen in der NAK diese Probleme nicht haben.
Darauf bin ich oben schon eingegangen. Ein billiges Argument, dieses: wenn nicht alle im Krieg erschossen werden, dann haben's sich wohl die, die’s erwischt hat, selbst zuzuschreiben.

Nächstes „Argument“:
Es ist doch ganz unstrittig, dass es in der Neuap. Kirche - wie überall - komische und unakzeptable Verhältnisse gibt. Aber es gibt auch das: Ich hatte in den Ferienwochen wieder einmal Kontakt zu einigen Menschen aus der NAK. Ein junger Gymnasiallehrer fühlt sich in seiner Kirchengemeinde wohl und macht dort viel. Seine Frau auch. Ein Medizinprofessor - der ein Predigeramt hat - fühlt sich ebenfalls wohl; er sieht über Probleme hinweg. Eine alte Dame fühlt sich ganz geborgen. Eine junge neuap. Krankenschwester reagiert ganz anders; diese junge Frau „kriegt Zustände“, wenn man mit ihr über die Kirche spricht. Ich könnte die Reihe noch erweitern.
Noch einmal das Gleiche und noch einmal halte ich dagegen: Dass sich ein (meinetwegen Groß-)Teil in einer Institution wohlfühlt, sagt noch gar nichts über zutreffende, bzw. unzutreffende Kritik an ihr und natürlich auch nichts über die dahinterstehenden Gründe für dieses Wohlgefühl aus. Würden sie etwa einem Menschen, der sich aus seinem Islam-Engagement gelöst hat und berichtet, er habe aber deswegen ernsthafte Probleme, erzählen: "Aber das liegt dann an ihnen. Es gibt doch so viele, die sich da wohlfühlen"? Warum vielleicht doch nicht?

Letztes „Argument“.
Die wirklich interessanten Punkte sind für mich diese: Wie ist das Selbstbild und das Glaubensbekenntnis dieser Kirche zu erklären? Mit den historischen Fakten kann man das nicht. Theologisch kann man es auch nicht. Und doch haben viele Menschen diesen neuap. Glauben. Warum? Andere wenden sich ab und kritisieren und kritisieren und posaunen ihr Leid in die Forenweltgeschichte. Warum?
Lassen sie sich doch bei der "Wahrheitsfindung" einmal nicht nur von Ihren Interessen leiten. Die Frage ist doch in unserer Diskussion gar nicht die nach den Entstehungs- und Bestehensbedingungen der NAK (die man eher - nebenbei bemerkt - soziologisch, sozialpsychologisch und gruppenpsychologisch angehen sollte) sondern ob sie für die Entstehungsbedingungen von leidverursachenden Konstellationen verantwortlich zu machen ist, ob es solche, empirisch nachvollziehbar, gibt, ob sie als solche erkannt und kritisiert werden und ob man bereit ist, diese abzuschaffen.

Zum Schluß noch eine Bemerkung zu ihren Antworten auf die von mir vergleichsweise angeführten, sich in Foren äußernden, schlecht behandelten Angestellten und unter Gewalt leidenden Frauen. Da schreiben sie, diese Fragen könnten sie nicht pauschal beantworten und es käme auf den Einzelfall an. Darum ging es mir doch gar nicht, sondern darum, zu verdeutlichen, dass es zunächst einmal darauf ankommt, die Leute ernst zu nehmen, wenn die Erfahrung dafür spricht, dass ein derartiges Problem häufig vorkommt, gerade kein Einzelfall ist, sprich, dass es sich um (sozial) bekannte und anerkannte Probleme handelt.

Was soll denn das ständige Konstruieren von Einzelfällen, in denen die Fragestellung dann nicht mehr zutrifft? Nehmen sie doch einmal zuerst die Probleme und Leiden der Leute ernst! Sonst erzählen sie demnächst noch einem Pakistani, der sich über verunreinigtes Wasser beschwert, er solle mal gucken, ob er nicht in Wirklichkeit selbst der Verursacher sei und er eigentlich ein Problem mit sich selbst habe.

Ich bin einigermaßen entsetzt, wie schwer es ihnen fällt, einfach zu sagen: „Ja, die Behauptung, dass all diese Leute, die dort von ihrem Leid erzählen, nur ein Problem mit sich selbst haben, ist natürlich großer Blödsinn! Jeder weiß inzwischen, welche Schäden die NAK verursacht hat.“ Und dann könnten sie ja meinetwegen noch hinzufügen: „Aber darüber zu diskutieren interessiert mich nicht“. Stattdessen dieses rhetorische Herumgewinde wie ein Wurm. Ich hatte ihnen mehr Charakter zugetraut, Mr. Cemper!
Zuletzt geändert von Pritzebilsky am 16.08.2010, 08:57, insgesamt 1-mal geändert.

Gaby

Re: Hannover: NAK-Mitteldeutschland - Gemeinden im Umbruch?

#26 Beitrag von Gaby » 16.08.2010, 08:53

Cemper hat geschrieben:Gaby - danke sehr. Sie sprachen im Plural ("andere Foren") und verweisen jetzt nur auf das alte GK-Forum und auf naktuell. Das eine gibt es nicht mehr. Das andere kenne ich. Ich hatte gedacht, Sie würden noch weitere (mir unbekannte) Foren nennen.

Gibt es wirklich interessante Foren, also Foren, in denen Vertreter der NAK, die etwas zu sagen haben und dies auch vernünftig tun, anzutreffen sind? Oder sind das Foren, in denen Kritiker dieser Kirche, die - so mein Eindruck - Probleme mit sich haben, ihre Probleme in die Weltgeschichte posaunen? Oder sind das Foren, in denen glaubensbesoffene Zeitgenossen mit pseudocharismatischen Anwandlungen der Welt per Internet mitteilen, dass "richtig glauben" und "froh und dankbar" sind, weil sie das dürfen?



Etwas spät meine Antwort, aber in der Regel versuche ich das www am Wochenende www sein zu lassen ...

Cemper,

anfangs gab es noch einige Foren wo ebenfalls über die NAK diskutiert wurde.
Ob es sie noch gibt? Das sogenannte "Schornsteigerforum" z. Bsp. ... wo ich ganz kurzfristig am Anfang auch mal war. (Tatyana weiß da vielleicht näheres)
Ein anderes Forum mit einem Diskussionsthread NAK wurde irgendwann ebenfalls geschlossen, Name fällt mir grad nicht mehr ein. Das alte GK - Forum existiert letztlich immer noch, wenn auch unter anderem Namen.

Ob ein Forum interessant ist oder nicht, liegt sicher im Auge des Betrachters. Für den Akademiker ist ein Forum eventuell interessant, wenn er wissenschaftlich fundiert über irgendwelche Themen philosophieren kann.
Der Nicht-Akademiker wird sich in so einem Forum wohl eher fragen, über was diskutieren die da eigentlich, versteht vielleicht nur "Bahnhof"???
Das Problem, ein Akademiker sollte wohl in der Lage sein, sich dem Niveau eines Normal-Forie anzupassen, damit dieser ihn eventuell versteht ... umgekehrt wird das normalerweise nicht funktionieren. Man hat also unterschiedliche Grundvoraussetzungen.
Es wäre also erst einmal wichtig zu erkennen, in welcher Art Forum befinde ich mich ... dann erledigt sich die Frage, ob ein Forum interessant ist oder nicht vielleicht von allein ... weil man sich ein Forum sucht, das den eigenen Vorstellungen entspricht.
Dem Otto-Normal-Forie geht es wohl in der Mehrheit darum Menschen zu finden, mit denen er ganz normal über Themen reden kann, die ihn einmal selbst betreffen, oder ihn aber nur interessieren, es geht ihm um Information und im speziellen Fall NAK darum, seine Erfahrungen mit der Kirche aufzuarbeiten. Dazu braucht es nicht zwingend einen Psychiater. Es geht darum die Mechanismen zu erkennen, die dazu geführt haben, dass man ein Problem mit dieser Kirche hatte. Und dabei können einem andere helfen, die ähnliches erlebt haben.
Warum hat mancher ein Problem mit einer Kirche und der andere wiederum nicht? Sicherlich spielt zusätzlich zur Kirche auch das Elternhaus eine große Rolle mit ... wird der Glaube mehr als Wochenendglaube (liberal/Tradition) betrachtet oder spielt der Glaube auch im alltäglichen Leben eine große Rolle, wird 1 zu 1 wie in der Kirche gepredigt umgesetzt. Dann spielt es wie ich aus eigener Erfahrung weiß wohl auch eine Rolle, ob man schon als Kleinkind in diesem Glauben aufwächst oder aber erst später irgendwie da reinrutscht.

>>Für viele Menschen werden die Angriffe einer destruktiven Religion mit der Zeit so dominant, dass sie schliesslich Religion nur noch als zerstörerisch, lebenshemmend oder lebensfeindlich erfahren. Die Ahnung über die positiven lebensbejahenden Kräfte von Religion wird zugedeckt durch wiederholte Erfahrungen mit zerstörerischen religiösen Vorstellungen und Praktiken.<<
Quelle

Das ist wohl das Problem der NAK, aber auch mancher anderer Kirchen ... wie wird Religion "rübergebracht" ... destruktiv (Religion >>wird bewusst oder unbewusst missbraucht zur Ausübung von Druck, Zwang, Macht, Autorität und Gewalt. Solche zerstörerischen Anwendungen behindern dann die menschliche Selbständigkeit, führen in Unfreiheit und Abhängigkeit, zu Minderwertigkeits- und Schuldgefühlen<<)
Quelle oder aber Sinn- und orientierungsstiftend, in einem Wort befreiend.
Wenn man in einem liberalen evangelischen Umfeld aufgewachsen ist (inkl. liberalem Elternhaus natürlich), kann man sich da glaube ich nur wenig hineinversetzen. Auch wenn man durch Literatur vielleicht mehr über die Geschichte der Kirche weiß, sich theoretisch mit dem Glaubensbekenntnis und den Gepflogenheiten der Kirche besser auskennt als das Kirchenmitglied selber. Das alles ist lediglich Theorie ... es sind nicht die Erfahrungen, die jemand von Kindesbeinen an in dieser Kirche gemacht hat.
Es ist müßig darüber zu diskutieren ob ein Kind ohne diese Kirche auch "Probleme mit sich selber bekommen" hätte, z. Bsp. nur auf Grund des Elternhauses und der Erziehung die es genossen hätte.


Selbst wenn es Vertreter der NAK gibt, die etwas zu sagen haben, in manchem Forum mitlesen und sogar zustimmen würden, was würde das bringen? Die NAK befindet sich nicht nur im säkularen Europa ... was kann ein
STA Leber innerhalb der Kirche überhaupt bewirken?
Wie in den Foren immer wieder zu lesen geht es "übern Teich" noch ganz anders zu in den neuapostolischen Gemeinden als hier wo mittlerweile Zugeständnisse gemacht wurden (was wohl auch den Kritikern zu verdanken ist).
Und Amerika ist für die NAK wohl finanziell nicht so ganz unwichtig.
Ich denke, viele Kritiker haben die Hoffnung wirklich etwas ändern zu können mittlerweile aufgegeben ... das mit dem "Loslassen" hat allerdings noch nicht jeder geschafft. Manches in seinem Leben läßt sich halt nicht so einfach wie ein alter Mantel entsorgen ...

Zwar jetzt nicht NAK ... aber was dort "drüben" so alles möglich ist ...
klick
Tja, ob diese Kids vielleicht einmal "Probleme mit sich selbst haben" werden, falls sie doch einmal als Erwachsene zum Nachdenken kommen?
Sind diese Kids selbst schuld, wenn sie im späteren Leben Probleme bekommen? Würden sie auch ohne religiöse Indoktrination in ihrem späteren Leben Probleme bekommen? Wie gesagt, wer vermag das zu beurteilen?
Für mich steht nur fest, das Kind selbst kann nichts dafür ... unter optimalen Bedingungen zu einem selbstbewussten Menschen erzogen hätte es wohl niemals "Probleme mit sich selbst".
Noch einmal das Zitat von weiter oben:
>>Solche zerstörerischen Anwendungen behindern dann die menschliche Selbständigkeit, führen in Unfreiheit und Abhängigkeit, zu Minderwertigkeits- und Schuldgefühlen<<

Ob jemand "glaubensbesoffen" ist oder nicht ... wer mag das letztlich beurteilen? Ist jemand "glaubensbesoffen" nur weil er anders glaubt, als man selbst? Solange dieser damit glücklich ist und sein Leben meistert ist es doch ok, oder nicht? Wenn er zudem dankbar ist so glauben zu dürfen, wem schadet er mit dieser Aussage?
Schwierig wird es erst, wenn der Missionsgedanke damit einhergeht ... man auf andere Menschen auf Grund seines Glaubens herabschaut ... und dieses dann die anderen vielleicht auch noch spüren läßt ...

Das sind ein paar Gedanken von mir dazu ...

Dieses Forum wurde von Dieter einmal gegründet, weil er "eigentlich" allgemein christliche Diskussionen ermöglichen wollte (die Diskussion über die NAK sollte nur noch eine untergeordnete Rolle spielen) ... wie wir gesehen haben, war die NAK aber immer wieder vermehrt ein Thema im Forum, eben aufgrund der Vergangenheit der meisten Fories hier und dem "Nicht loslassen können" ... und centaureas Anliegen ist wohl speziell die NAK ... er steht an der Stelle der Diskussion, die etliche Fories schon hinter sich gelassen haben ... ein Problem mit hier im Forum ...

Cemper

Re: Hannover: NAK-Mitteldeutschland - Gemeinden im Umbruch?

#27 Beitrag von Cemper » 16.08.2010, 11:00

Werter Pritzebilsky -

ich habe eben Ihre sehr lange Antwort oben über Gaby gelesen. Für Ihre Mühe danke ich Ihnen. Ihre Antwort zeigt mir, dass Sie von dem Thema „erfasst“ sind. Einem Teil Ihrer Ausführungen kann ich zustimmen. Ich muss Ihnen aber leider sagen, dass mich einige wesentliche Teile Ihrer Antwort nicht überzeugen. Vielleicht werde ich die Gründe dafür einmal absatzweise darlegen. Heute kann ich das nicht; Ihr Eintrag ist ja sehr lang und eine Antwort würde zu viel Zeit fordern. Jetzt will ich nur dies sagen:

Ich bin nicht Mitglied und nicht „Verteidiger“ der Neuap. Kirche. Ich habe durch verwandtschaftliche Beziehungen und Gottesdienstbesuche nur einige Kenntnisse der Wirklichkeiten in drei neuap. Kirchengemeinden. Außerdem kenne ich einige Kirchenmitglieder unterschiedlichster Altersgruppen und mit unterschiedlichsten Berufen und Ausbildungen mehr oder weniger gut. Durch die üblichen gesellschaftlichen Kommunikationen - Gespräche bei Besuchen mit „Einheimischen“ oder Gästen aus anderen Gegenden (besonders der Schweiz) - bekomme ich auch schon mal Eindrücke von den Wirklichkeiten anderer Gemeinden. Ich hatte auch schon einige Male die Gelegenheit zu Gesprächen mit leitenden Amtsträgern (Apostel, Bischöfe und sog. Bezirksämter). Das Schrifttum ist mir auch nicht ganz unbekannt. Ich kenne flüchtig die Kirchenzeitung „Unsere Familie“, abstruse Ausgaben der Zeitschrift „Der gute Hirte“ und anderer Schriften und einige kleinere Bücher sowie mehrere Vorträge des Herrn Dr. Kiefer. Mir ist aber klar, dass meine Kenntnisse begrenzt sind.

Auf dem Hintergrund meiner begrenzten Kenntnisse reagiere ich auf Ihren langen Eintrag. Ich stimme Ihnen zu, wenn Sie sagen, dass die Neuap. Kirche Probleme verursacht. Das habe ich übrigens auch nie bestritten - ich habe es sogar selber geschrieben. Aber ich bleibe - auch nach Ihrer Antwort - bei meiner Meinung, dass die jeweils entstandenen Probleme auch mit den Personen zu tun haben, die von Problemen betroffen sind. Ich bin nicht bereit, einer Argumentation zu folgen, die überall - nur nicht bei den Betroffenen - Ursachen sieht. Diese Haltung gilt grundsätzlich und ist demzufolge keine hier - im NAK-Zusammenhang - geltende besondere Haltung.

Übrigens kann man bei Kritikern der NAK oft eine interessante Beobachtung machen. Diese Menschen haben vielfach eine ambivalente Neigung zur Exklusivität. Sie sind zunächst „mit Leib und Seele“ und auch dem Herzen neuapostolisch und glauben, dass sie „aus Gnaden erwählt sind“. Sie fühlen sich zum „Volke des Allerhöchsten“ gezählt: zu einer „heiligen Schar“. Alles ist Gnade - also zugefallen und in gewisser Weise fremdbestimmt: Ich kann nichts - alles Herr bist Du. Ich bin dein Kind - exklusiv. Wenn diese Menschen dann Probleme haben und sich von ihrer Kirche abwenden, dann argumentieren sie oft so: Ich kann nichts für meine Probleme - alles hat die NAK gemacht. Ich bin Opfer - exklusiv. Dem - werter Pritzebilsky - folge ich nicht. Da können Sie einen hundert Seiten langen Eintrag schreiben oder bis zum Jüngsten Gericht reden.

Sie fragen mich an einer Stelle: „Was antworten sie denn nun zum Vorwurf, dass die NAK für schwere seelische Störungen verantwortlich zu machen ist?“

Ich sage dazu, dass der Einzelfall untersucht werden muss. Es muss geklärt werden, was passiert ist. Wer hat was mit wem gemacht? Der ermittelte Sachverhalt muss dann ernsthaft gewürdigt werden. Im Falle strafrechtlich relevanter Tatbestände muss eine rechtliche Klärung und im Falle gesundheitlicher (vornehmlich seelischer bzw. psychischer) Schädigungen muss professionelle Hilfe gesucht werden. Evtl. müssen handelnde Amtsträger suspendiert und bei Straftaten verurteilt werden. So einfach ist das - auch wenn das im Einzelnen recht schwierig sein dürfte. Zu bedenken ist hier aber noch: Vielfach sind solche Fälle nicht zu klären. Die Instrumente des Rechts reichen nicht. Der Therapeut kann oft auch „nichts machen“. Das kann tragisch sein. Aber so ist das Leben - und es stellt sich dann die Frage, wie Betroffene mit ihren Problemen umgehen.

Ein Teil Ihrer Antworten wirkt auf mich - das will ich nicht verschweigen - unsachlich. Dazu ein Beispiel. Sie schreiben mir: „Was soll denn das ständige Konstruieren von Einzelfällen, in denen die Fragestellung dann nicht mehr zutrifft? Nehmen sie doch einmal zuerst die Probleme und Leiden der Leute ernst! Sonst erzählen sie demnächst noch einem Pakistani, der sich über verunreinigtes Wasser beschwert, er solle mal gucken, ob er nicht in Wirklichkeit selbst der Verursacher sei und er eigentlich ein Problem mit sich selbst habe.“

Das und einige andere Passagen sind wirklich unsachlich. Ich konstruiere doch gar keine Einzelfälle, sondern berichte von dem, was ich sehe und erlebe. Es ist aber klar, dass es sich um Einzelfälle handelt. Ich kann ja nicht alles überblicken. Das ist bei Ihnen nicht anders. Ihre Problemfälle sind auch Einzelfälle. All diese Einzelfälle bilden die „Gesamtheit“ - und es stellt sich die Frage, wie groß der Teil der Menschen ist, die in der NAK Probleme haben, und warum andere unter denselben oder ähnlichen Bedingungen keine Probleme haben. Wenn alles so schlimm wäre, wie Kritiker behaupten, dann müsste es viel mehr Problemfälle oder gar Erkrankungen geben.

Am Rande sei noch gesagt: Ich kenne etwa 35/40 Jahre den evangelischen Kirchenbetrieb von innen durch diverse Funktionen in der Kirche. Was glauben Sie, was ich da alles erlebt habe; was glauben Sie wohl, welche Problemfälle es bei normalen Kirchenmitgliedern und den Geistlichen. gibt? Was glauben Sie wohl, wie viele Menschen dort Probleme haben, weil sie ein "Problem mit sich" haben? Was glauben Sie wohl, warum es in der Ev. Kirche viele psychologische Hilfsangebote gibt?

Nach meinem Eindruck gibt es einen Unterschied im Vergleich mit der NAK (und anderen Sondergemeinschaften): Die Sondergemeinschaften haben eine gewisse Faszination für problematische Menschen. Demzufolge gibt es in Sondergemeinschaften von vornherein ein größeres Potenzial für die Entstehung von Problemen. Schauen Sie sich mal um - gehen Sie in den nächsten Wochen in die Gottesdienste kleiner Religionsgemeinschaften und beobachten Sie die Menschen.

Ich breche jetzt ab, obwohl noch viele Fragen offen sind.

Cemper

Knodel

Re: Hannover: NAK-Mitteldeutschland - Gemeinden im Umbruch?

#28 Beitrag von Knodel » 16.08.2010, 12:13

Dieses Forum wurde von Dieter einmal gegründet, weil er "eigentlich" allgemein christliche Diskussionen ermöglichen wollte (die Diskussion über die NAK sollte nur noch eine untergeordnete Rolle spielen) ... wie wir gesehen haben, war die NAK aber immer wieder vermehrt ein Thema im Forum, eben aufgrund der Vergangenheit der meisten Fories hier und dem "Nicht loslassen können" ... und centaureas Anliegen ist wohl speziell die NAK ... er steht an der Stelle der Diskussion, die etliche Fories schon hinter sich gelassen haben ... ein Problem mit hier im Forum ...

Leider sind für mich die Anliegen des Herrn Centaurea bis jetzt noch nicht von ihm klar und deutlich formuliert worden. Schade

Für mich ist es ein Unding über die Führung der NAK und ihre Entscheidungen mit einem Leiter eines Forums zu diskutieren, der vom Ziel seines ureigenstem Forum anscheinend keinen blassen Dunst hat. Ehrlich gesagt macht mich ein solches Verhalten etwas ratlos. Sollen hier Probleme von Aussteigern diskutiert werden? Soll es ein Forum für Probleme von NAK-Mitgliedern werden? Was auch immer.... Himmel das kann doch nicht so schwer sein. :shock:

Pritzebilsky

Re: Hannover: NAK-Mitteldeutschland - Gemeinden im Umbruch?

#29 Beitrag von Pritzebilsky » 16.08.2010, 12:47

Hallo, Mr. Cemper!

Wir müssen diese Diskussion nicht endlos ausdehnen, ich denke, unsere Standpunkte haben wir einigermaßen klar gemacht. Natürlich steht es ihnen frei, noch ausführlich auf mein langes Posting zu antworten.

Nur noch ein paar kurze Bemerkungen zu ihrem letzten Posting.
Ich bin nicht bereit, einer Argumentation zu folgen, die überall - nur nicht bei den Betroffenen - Ursachen sieht.
Natürlich machen diejenigen erst einmal mehr oder weniger alles mit. Sehr viele sind aber in dieses System hineingeboren und ihm sozialisiert worden. Damit ist das Aussteigen aus einer Sekte keine Sache, die von jetzt auf gleich erfolgen kann. Bei sehr vielen späterern Aussteigern liegen ernsthafte Zweifel und Unzufriedenheiten schon in früher Jugend vor. Diejenigen, die betroffen sind und von denen ich rede, haben sehr oft einen langen Ablösungsprozeß hinter sich, der gegen erhebliche Widerstände erfolgt und mit erheblichem psychischen Aufwand einhergeht, auch oft mit vielen Nachteilen erkauft werden muss, jedenfalls eine hohe Eigenleistung abverlangt. Von daher waren diese Aussteiger nie nur passiv beeinflussbare Schachfiguren, sondern immer auch agierende Subjekte. Die Länge des Ablösungsprozesses ist eben auch ein Indiz für die Schwierigkeit, die Zwangssituation als solche zu erkennen, Wege aus ihr und sich selbst zu finden. Deshalb stimmt ihr Einwand
Wenn diese Menschen dann Probleme haben und sich von ihrer Kirche abwenden, dann argumentieren sie oft so: Ich kann nichts für meine Probleme - alles hat die NAK gemacht. Ich bin Opfer
eben so nicht. Die Klagen richten sich auf die oft als psychische Zwangslage empfundene Situation (ich habe kurz die Ängste erwähnt, die mit einem zentralen Dogma: "Der Herr holt nur seine treue Braut heim" einhergehen), die eben durch genau beschreibbare psychischen Druck erzeugende Methoden auch objektiv nachvollziehbar ist (siehe z.B. hier).

Sprechen sie doch mal, anstatt mit zufriedenen Neuapostolischen, mit Aussteigern oder lesen sie hier!

Sie reden immer noch von Einzelfällen. Entschuldigung, aber das ist lächerlich. Sind viele tausend Aussteiger noch als Einzelfälle zu bezeichnen? Was treibt Sie bloß dazu? Das ist sowohl wissenschaftlich (allein die, die sich im Net geoutet haben, lassen sich schon nicht mehr als "Einzelfälle" abqualifizieren) als auch sonst unredlich.
Wenn alles so schlimm wäre, wie Kritiker behaupten, dann müsste es viel mehr Problemfälle oder gar Erkrankungen geben.
Genau! Es gibt sogar sehr viele und ich habe den Eindruck, dass Sie nicht wissen wollen, was Ihnen nicht in ihr Kirchenbild hineinpasst.

Vielleicht sollten wir die Diskussion hier beenden. Sie argumentieren mit schöner Sturheit immer nach dem gleichen Schema. Aber ich schreibe hier nicht, um zu missionieren. Wollte nur ein paar Dinge geraderücken.

Gruß
Pritzebilsky

Gaby

Re: Hannover: NAK-Mitteldeutschland - Gemeinden im Umbruch?

#30 Beitrag von Gaby » 16.08.2010, 13:29

>>Die Sondergemeinschaften haben eine gewisse Faszination für problematische Menschen<< Zitat Cemper

Cemper, diese Aussage greift m.E. aber nicht, wenn man in so eine Gemeinschaft hineingeboren wird ...

Ich selbst habe mich im Nachhinein gefragt, warum ich als Jugendliche in die NAK "hineingerutscht" bin ... die Suche nach Orientierung, Sicherheit und Geborgenheit hat sicherlich eine wesentliche Rolle dabei gespielt. Außerdem, destruktive Religion war mir seitens der RKK schließlich auch nicht unbekannt gewesen. So ganz fremd war mir dies also nicht.
Der Exklusivitätsgedanke der NAK war mir zumindest anfangs gar nicht so bewußt, wäre mir auch gleichgültig gewesen. Damit bekam ich erst später meine Probleme.
Wie würde ich mich selbst beschreiben zu der Zeit? Autoritär erzogen, sensibel, eher introvertiert, idealistisch, altruistisch und damals zudem noch nicht besonders selbstbewußt ... als Jugendliche auf der Suche danach, in welche Richtung man sich denn entwickeln will.
Auf Grund dessen war ich wohl besonders empfänglich in dem Moment ... dazu kam, dass wir seinerzeit neu in diese Gegend gezogen waren, ich also noch kein richtiges soziales Umfeld aufgebaut hatte.
Wäre ich in meinem alten Umfeld auch neuapostolisch geworden? Die Frage hatte ich mir später u. a. auch gestellt. Ich kann diese Frage für mich nicht beantworten ... vielleicht wäre ich schneller "aufgewacht" mit kritischem Umfeld ... seine eigenen Eltern nimmt man als Jugendliche in der Regel ja nicht so ernst. Fakt ist, zumindest anfangs war ich von der familiären Struktur der NAK fasziniert. Der Spruch "Da werden Sie geholfen!" würde in dem Zusammenhang auch passen.
Es gibt also viele Gründe, warum man sich einer sogenannten "Sondergemeinschaft" anschliesst.
Fakt ist aber aus meiner Sicht auch, dass Religion destruktiv vermittelt (und das wurde/wird sie teilweise in der NAK) gerade bei Menschen die noch nicht sehr gefestigt sind Probleme (Ängste) verursachen können.
Und das muss man auch sagen dürfen ...

>>Aber ich bleibe - auch nach Ihrer Antwort - bei meiner Meinung, dass die jeweils entstandenen Probleme auch mit den Personen zu tun haben, die von Problemen betroffen sind. Ich bin nicht bereit, einer Argumentation zu folgen, die überall - nur nicht bei den Betroffenen - Ursachen sieht.<<

Das sehe ich im Zusammenhang mit Kindern eben anders ... wäre ein Kind nicht in einer neuapostolischen oder sonst einer fundamentalistischen Gemeinschaft aufgewachsen, hätte gelernt auf sich selbst zu vertrauen (denn die Erziehung macht einen großen Teil aus, in welche Richtung man sich entwickelt ... nicht nur die Erziehung der Eltern, sondern auch die des übrigen sozialen Umfelds) wäre manchem sicherlich einiges an Problemen erspart geblieben.
Die neuapostolische Erziehung (sofern sie denn von den Eltern konsequent umgesetzt wird) erzieht Kinder nicht zu selbstbewußten, eigenverantwortlichen Menschen. Sie vermittelt Abhängigkeit, Unfreiheit und Schuldgefühle ... zumindest, wenn man das was gepredigt wurde/wird wirklich ernst nimmt und nicht sein eigenes Ding durchzieht.
Was in den letzten 6 Jahren so gepredigt wurde, da kann ich nicht mehr mitreden ... aber davor, wenn auch teilweise etwas weichgespülter als in meiner Jugendzeit, hat sich an den grundsätzlichen Aussagen nicht viel geändert. Will man "würdig" im Sinne des neuapostolischen Glaubens werden, hat man sich anzustrengen, den Moralvorstellungen zu entsprechen (die zugegebenermaßen mittlerweile auch teilweise weichgespült wurden) ... es wird halt oft durch "die Blume" gepredigt ... für Außenstehende nicht immer zu erkennen, aber wer neuapostolisch sozialisiert ist, weiß genau wie etwas gemeint ist. Das sogenannt Über-Ich, das die (moralischen) Normen und verinnerlichten Wertvorstellungen des sozialen Umfelds (der NAK), in der man als Individuum aufwächst (insbesondere die der Eltern) enthält ist immer noch gefordert ... Schuldgefühle sind da vorprogrammiert.

Solange jemand glücklich neuapostolisch ist liegt mir nichts daran etwas dagegen zu haben, aber ich finde es gut, dass es Foren gibt, wo sich Menschen austauschen können, die eben nicht glücklich sind mit ihrem Glauben ... sich in ihnen Hintergrundwissen aneignen können, welches es ihnen ermöglicht, alles aus einer anderen Sicht heraus zu betrachten.
Mir zumindest haben diese Foren bzw. einzelne User in ihnen bei der Aufarbeitung meiner NAK-Zeit sehr geholfen.

Ich mag also so ein "problematischer Fall" gewesen sein (dies aber vielleicht bedingt durch mein aufwachsen in einer streng religiösen RKK Gegend, meine Eltern selbst waren nicht besonders religiös, dafür aber autoritär) ... es bleibt also die Frage, wäre ich in einem anderen Umfeld auch zu einem "problematischen Fall" geworden, der sich zur NAK hingezogen gefühlt hätte?

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