Centaurea hat geschrieben:Wer Anteil am Verdienst Christi hat, hat nur ein erstes Näheverhältnis?!
Ob Leber das so gemeint hat, weiss ich nicht. Ich beantworte die Frage mit "Nein", denn die Taufe mit Wasser ist nicht dasselbe wie "Verdienst Christi".
Aber in der Uster-Veroeffentlichung "
Stellungnahme. Das Verständnis von Taufe und Versiegelung in der Neuapostolischen Kirche" ist nachzulesen, dass die Taufe nur ein erstes Naeheverhaeltnis mit Gott begruendet:
Das Sakrament der Heiligen Taufe mit Wasser ist die erste und grundlegende Gnadenmitteilung des dreieinigen Gottes an den Menschen, der an Christus glaubt. In der Heiligen Taufe mit Wasser erfolgt die Abwaschung der Erbsünde. Insoweit hat der Täufling Anteil am Verdienst Christi und wird in ein erstes Näheverhältnis zu Gott geführt. Er wird ein Christ und damit aufgenommen in die Gemeinschaft derer, die an Christus glauben und ihn bekennen.
Mit dieser Konstruktion hat die NAK es moeglich gemacht, dass bei der Aufnahme eines Christen in die NAK die "ehemals an ihm vollzogene Taufe mit Wasser" nicht mehr bestaetigt werden muss. Die in anderen Konfessionen
rite vollzogene Taufe gilt nun auch in den Augen der NAK. Es tut ja auch gut, wenn die NAK seither darauf verweisen und behaupten kann "Wir anerkennen inzwischen die bei Euch vollzogene Taufe." Dass sie diese Taufe nur eingeschraenkt im Rahmen ihres eigenen Verstaendnisses anerkennt, bleibt dabei unausgesprochen.
Die Taufe ist deswegen notwendigerweise das einzige Sakrament, das die NAK kennt und anerkennt, das auch von einem Geistlichen gespendet werden kann, der nicht von einem Apostel der NAK eingesetzt und beauftragt worden ist. So betrachtet die NAK nun NAK-Getaufte und andere Getaufte alle als Christen, aber ihnen allen fehlt nocht etwas Entscheidendes.
Dies hat zur Folge, dass dieses Sakrament der Taufe in der NAK ein
wahres Schrumpfsakrament ist, denn es hat nicht dieselbe umfaengliche Geltung wie bei den Christen allgemein. Und hier kommt der zweite Teil zum Tragen, den Dr. Leber ausfuehrte:
... dass es noch etwas Weiteres gibt, nämlich die Versiegelung mit dem Heiligen Geist, dass daraus noch eine höhere Qualität der Nähe Gottes resultiert.“
Was Leber damit meint, steht ebenfalls in dem erwaehnten Uster-Dokument:
1.4 Erst die Heilige Taufe mit Wasser und die Heilige Versiegelung gemeinsam bilden die Wiedergeburt aus Wasser und Geist.
2.1 Das Sakrament der Heiligen Versiegelung ist die Übermittlung Heiligen Geistes. In dieser Handlung wird der Gläubige mit Heiligem Geist als Gotteskraft erfüllt. Sie geschieht durch Gebet und Handauflegung eines Apostels an mit Wasser Getauften.
2.2 Die Heilige Taufe mit Wasser und die Heilige Versiegelung gemeinsam bilden die Wiedergeburt aus Wasser und Geist. Diese vermittelt die Gotteskindschaft. Als Gotteskind wird der Wiedergeborene Erbe der zukünftigen Herrlichkeit. Mit Vollzug beider Handlungen erfolgt die Übereignung an Christus. Der Gläubige wird Glied am Leib Christi; er gehört dem Werk des Herrn an.
2.3 In der Heiligen Versiegelung wird der Gläubige von Christus in das Lebensbuch des Lammes eingetragen. Er empfängt das Kaufzeichen des Lammes und ist berufen, zur Braut des Herrn zu gehören und Erstling im kommenden Reich Christi zu sein.
2.4 Die in der Heiligen Versiegelung empfangene Gotteskraft befähigt den Gläubigen, als eine neue Kreatur.in Christus zu dessen Ebenbild auszureifen.
2.5 Die Erlangung der Heiligen Versiegelung setzt voraus: Der Mensch muss mit Wasser getauft sein und seinen Glauben an die Jesu- und Apostellehre. bekennen. Zudem gelobt er, sich durch die Nachfolge Christi in seinen Gesandten auf die baldige Wiederkunft des Herrn vorzubereiten.
Der geneigte Leser darf den Umkehrschluss ziehen, wass alles einem Christen fehlt, der in seiner Kirche
rite getauft worden ist, aber nie in der neuapostolischen Kirche versiegelt worden ist. Er wird ist eine ganze Liste zusammentragen.
Es ist doch fuer jeden Leser des Uster-Dokuments klar, wer sich nicht als Gotteskind bezeichnen darf, weil er nicht versiegelt worden ist, dem bleibt diese "höhere Qualität der Nähe Gottes" versagt.
Herr Dr. Leber hat aus seiner Sicht die Dinge durchaus zutreffend dargestellt.
centaurea hat geschrieben:Bin gespannt, wie daraus Ökumene werden soll?!
Da muss sich die ACK aber mächtig anstrengen, das doch noch irgendwie hinzubiegen.
Erstens: Wer in der NAK sagt, dass daraus Oekumene werden soll? Wer in der NAK konnte denn bis jetzt ueberhaupt ueberzeugend erklaeren, was sie unter Oekumene versteht und welche Rolle sie fuer sich darin sieht?
Zweitens: Ich denke, dass es gar nicht Sache der ACK ist, die im Lauf der Jahrzehnte gewachsene Sicht der NAK hinzubiegen. Was ein Maurer, ein Bahnangestellter und ein Kioskbesitzer vor Jahrzehnten als "Theologie" verbreitet haben, laesst sich auch nicht einfach gerade biegen.