Hallo Caroline,
durch deinen Beitrag habe ich mich bestätigt gefühlt. "Kristallklar" bringt es auch so schön auf den Punkt: ....ein von Kindesbeinen Indoktrinierter..., aus Angst nie gelernt hat, für sich und seine wahren Wünsche und Werte zu kämpfen.
Ich hatte gute Hilfe in einer schwierigen Lebenssituation. Ich brauchte ewig, um meine eigenen Gefühle wahrzunehmen, sie zu benennen und sie zu vertreten. Dieser Lernprozess hält noch an. Zu Beginn kamen die ganzen aufgestauten Gefühle hoch und es war eine riesige Wut vorhanden. Durch die Begleitung habe ich es geschafft, die Phase der übermächtigen Wut und Enttäuschung zu überwinden. Diese Gefühle sind selbstverständlich trotzdem noch vorhanden, nur werfen sie mich nicht mehr aus der Bahn. Sie tun das, wozu sie da sind: sie helfen mir
meinen Weg zu finden.
Ich hatte mir natürlich die ganzen Fragen gestellt, vor denen ich Angst hatte. Fragen wie: wenn so viel Negatives vorhanden ist in unserer Kirche, ist es dann die richtige? Dann gibt es ja wirklich stichhaltige Argumente, die dagegen sprechen. Man kann dann sogar soweit gehen und fragen: hat der Islam nicht berechtigtere Ansprüche auf Exclusivität?
Da ich merkte, dass ich mich mit Argumenten zuschütten kann und dann wahrscheinlich zu keinem Schluss gelange, habe ich gebetet und Gott angefleht: "Ich möchte Dir wohlgefällig leben und möglichst Deinen Willen tun. Bitte hilf mir! Ich will nicht durch menschliche Machenschaften von Dir abfallen, sondern brauche jetzt mehr Hilfe und Erkenntnis" (Gott kann nichts dafür, dass Menschen sich so verhalten).
Ich habe mich entschieden:
- nicht mehr um die Gunst meiner "Vorangänger"zu buhlen. Ich lasse sie jetzt das sein was sie sind: Menschen.
- wenn , wie heute Vormittag, jemand den Dienst leitet, der nicht in der Lage ist seine Mitgeschwister zu akzeptieren wie sie sind, gehe ich mit meiner Familie nicht in den GD
- unser Kind besucht derzeit kaum Kindergottesdienste und andere auf Kinder abgestimmte Veranstaltungen (Sie bringen denen bei, was Schmetterlingskinder sind, aber die Bedeutung der christlichen Feiertage können sie nicht erklären). Ich will ihn vor der Enttäuschung bewahren die wir erlebt haben.
- ich sage nicht mehr nach jeder Predigt Amen
- ich entscheide mich jetzt bewusst dafür, wenn ich in den GD gehe. Die Tradition ist wertlos.
- ich baue soziale Kontakte auf zu Menschen, die mir gut tun.
Ich entscheide selbst, wer und was mir gut tut. Dafür hat Gott mich als Mensch mit Sensoren (Gefühlen) ausgestattet.
Es gibt Amtsträger die nur Gott dienen wollen. Es sind die, die vor dem Altar so handeln, wie sie es vom Altar predigen. Oder anders herum: Sie verlangen nicht Sachen, die sie selbst nicht ansatzweise erfüllen. Sie zeigen Verständnis und predigen Frieden. Leider ist es nicht die Mehrheit und sie haben es nicht leicht.
Ich freue mich für dich, das du für dich einen Weg gefunden hast. Korrigieren darf man sich immer.
Hier noch ein Link mit schönen Gedanken, wenn du magst:
http://www.stern-licht.de/Hompagedraem/ ... 0recht.htm
LG Boris