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von Heidewolf » 16.07.2015, 08:15
Von Zweigen könnte man in der apostolischen Geschichte sprechen, wenn man z. B. die Entwicklungen in Australien, Südafrika, Schweiz, Sachsen, Saarland, Rheinland usw betrachtet. Über die Entwicklung in Holland gibt es dazu ja ein Buch.
Aber in Deutschland 1862/63 sah die Situation anders aus.
Dazu ist auch der Vortrag von Angelika Nemec eine Grundlage, Geschichtstheologie und -darstellung der KAG (Katholisch Apostolische Gemeinde), nachzulesen im Tagungsband 2012 des 'Netzwerk Apostolische Geschichte'.
Betrachtet man die Entwicklung in Deutschland im Kontext der geschichtlichen Hintergründe, so haben wir
- Im 19. Jahrhundert eine starke Erweckungsbewegung in Europa
- In England als führende Kolonialmacht auch einen starken Missionsdrang christlicher Kreise
- In Deutschland aufkommenden Nationalismus, auch in Konkurenz zu England
In der KAG gibt es mehrere Abhandlungen zur zukünftigen Entwicklung der apostolischen Kirche und der Vollendung des Gottesreiches, von Carlyle, Drummond, Woodhouse, Sitwell, Rossteuscher, Hewett und älteren Datums von Irving, Baxter und anderen.
Dazu natürlich diverse Abhandlungen aus der damaligen christlichen Welt. (Quelle Angelika Nemec)
Nachdem die Apostelrufungen des Pfeiler-Propheten Taplin erfolglos blieben, auch die Spätere Rufung durch Geyer (alle wurden von den damals lebenden engl. Aposteln mehrheitlich abgelehnt), entwickelte sich bei Geyer eine Unzufriedenheit.
Carlyle verstarb schon früh, die Lücken im Kreis der engl Apostel wurden immer größer.
Im April 1862 verstarb dann auch noch Taplin. Damit waren die Propheten auch ohne eine bedeutende Führungspersönlichkeit.
Geyer versuchte nun in Deutschland Mitstreiter zu finden. Es entwickelte sich wohl die Vorstellung, dass die apostolische Bewegung durch eine deutsche apostolische Kirche ergänzt werden könnte (Auch entsprechend dem politischen Gewicht Deutschlands, vornehmlich Preussens; denn das deutsche Reich gab es ja noch nicht.)
Es ist zu vermuten (es gibt wohl auch Schriftstücke dazu), dass Geyer und der Engel (Vorsteher) der Hamburger Gemeinde Schwartz an einem solchen Modell arbeiteten. In dem Ältesten Rosochaky aus Königsberg fanden sie zunächst jemand, der das Apostelamt tragen sollte. Wie mann weiss, gelang zwar die Amtseinsetzung in Heimlichkeit in der Hamburger Gemeinde, Rosochaky zog sich aber nach Rücksprache mit der KAG schnell wieder zurück.
Es ist zu vermuten, dass Geyer die Auffüllung der 12-Zahl der Apostel wollte und dieses dann in Deutschland anging. Dabei war ihm wohl bewusst, dass er innerhalb der KAG dazu wenig Erfolgsaussichten hatte. Zumal er als Prophet im Herbst 1862 wegen unterschiedlicher Lehraussagen zu den engl. Aposteln auch noch suspendiert wurde.
So versuchte er den zweiten Weg zu gehen und wollte eine neue apostolische Kirche gründen (Auch wohl am Anfang noch in der Hoffnung, irgendwann von den engl. Aposteln anerkannt zu werden)
Dieser Weg war aber wirklich zunächst nur auf Hamburg beschränkt. Durch Missionstätigkeit erfolge dann später die Ausweitung, aus der die NAK hervorging und nach dem II. Weltkrieg auch eine zahlenmäßige starke Steigerung.
Die KAG dagegen hat durch den Verlust der Apostel im gleichen Zeitraum zahlenmäßig stark abgenommen.
Einen wesentlichen Unterschied muss man auch noch betrachten. In der KAG gab es viele christlich Intellektuelle, die sich intensiv mit der Bibel und weiterführender Literatur auseinandergestzt haben. In der 'Allgemeine apostolischen christliche Mission' (Hamburger Gemeinde) gab es nur Geyer und Schwartz (Schwarz) mit entsprechendem Wissen. Die späteren Leiter (Apostel Preuss und Krebs und andere) hatten da wenig zu bieten.
Das sind die Weisen,
Die durch Irrtum zur Wahrheit reisen.
Die bei dem Irrtum verharren,
Das sind die Narren.
Friedrich Rückert