Das heißt im Umkehrschluss: Mehr als 3/4 der Teilnehmer wollten also weder einen der beiden Namen, noch eine Kurzform davon. Dass unter diesen Umständen "Nord- und Ostdeutschland" überhaupt noch unter die "Top 5" kam, grenzt schon fast an ein Wunder - zumal ich stark annehme, dass "Nord- und Mitteldeutschland" aufgrund der sprachlichen Kontinuität noch einen Tick beliebter gewesen sein wird, und sich also für "Nord- und Ostdeutschland" höchstens knapp 12% der Umfrageteilnehmer ausgesprochen haben dürften.24 Prozent aller Umfrage-Teilnehmer sprachen sich für die Kombinationen "Nord- und Ostdeutschland", "Nord- und Mitteldeutschland" oder eine entsprechende Kurzform aus.
Doch klar, eine Umfrage wird in der NAK traditionell sowieso nur durchgeführt, um ihre Ergebnisse im Anschluss zu ignorieren. Aber man hat ja ganz basisdemokratisch umgefragt! Neben diesem Feigenblatt für die PR-Abteilung von Herrn Renz kann man gleich nebenbei den Geschwistern, die sich aktiv bei der Namenssuche eingebracht haben, signalisieren, dass sie als Jubelperser zwar erwünscht sind, die Scheichs derartige Entscheidungen bitteschön immer noch ganz autoritär allein treffen. Wie der Doppelbezirksapostolizist Krause treffend anmerkt: "Aber für mich ist es der beste Kompromiss..." - was für ein Glück! Dürfen wir uns da nicht alle mit ihm mitfreuen?
Und bei diesem so bittersüßen Kompromiss (wie nah doch Freud und Leid in der NAK beieinander liegen!) wurde wie immer ein sprachliches Feingefühl bewiesen, das man sonst nur aus Apostelgottesdiensten kennt. "Ostdeutschland", ein immer noch mit div. Ressentiments* verknüpfter feststehender Begriff, musste natürlich unverletzt erhalten bleiben. "Ost- und Norddeutschland" geht ja gar nicht, wo kämen wir da hin? Sprache ist schließlich immer auch (bzw. in der NAK vorwiegend) Machtinstrument, weshalb es natürlich auch keinesfalls "Nord- und Mitteldeutschland" werden durfte - Stichwort "Unsichtbar machen".
Außerdem drängt sich doch bei "Deutsch-Nordost" gleich die Assoziation an unsere Glanzzeit von 1884 bis 1915 und an unser heutiges Aushängeschild Afrika auf! Und - ich muss verrückt sein! - die Verunmöglichung jedweder problemlosen Abkürzung gibt es gleich noch gratis obendrauf! (NAK-NO, s.o., ist ja nur geringfügig blöder als NAK-NOD oder, schon abwegiger, NAK-NODE.)
Aber eigentlich, eigentlich... bin ich ja doch nur verbittert, weil keiner der von mir favorisierten Namen zum Zuge kam: NAK-Großdeutschland, oder, etwas "angemessener", ja im eigentlichen Sinne geradezu "bescheiden", NAK-Preußen - wäre es noch treffender gegangen? Denn im Großen und Ganzen finden sich beide Bereiche darin wieder. Und das Beste: Der neue Name wäre noch nicht mal ein Kompromiss.
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*) wie Jean-Lug als deutschsprechender Franzose ja bestens einzuschätzen weiß, und weswegen auch wirklich nur er als Letztentscheider dafür in Frage kam