gläubiger hat geschrieben:Warum hat Gott die Installation von Kirchen überhaupt zugelassen?
Nur zur Übung, nicht zur Strafe. Vieleicht, damit die Menschen erkennen, dass jedwede Kirchenlehre als Heilsweg nur für den gilt, der sie entwickelt hat - allen anderen aber unnütz ist. Ich empfehle dazu, falls nicht längst geschehen, die Lektüre von Hermann Hesse 'Siddharta'.
gläubiger hat geschrieben:Wozu braucht es überhaupt eine Kirche, wenn es nur auf Gott ankommt und die Menschen, die zu ihm finden wollen/sollen?
Einmal davon abgesehen, dass dies der alte Streit um die Notwendigkeit von Heils-'Vermittlung' ist, finde ich
die Formulierung "
zu ihm finden sollen" viel interessanter. Das ist so typisch NAK!
Dahinter steht die Vorstellung, dass Gott gerne Verstecken spielt. Er bleibt den Beweis seiner Existenz, eine
Beschreibung seines Wesens und seiner Absicht konsequent schuldig, schickt statt dessen Heerscharen echter und
falscher Propheten, Apostel et cetera, verbunden mit dem Hinweis an seine hilf- und ratlosen Geschöpfe, nur
derjenige könne bei der Heilslotterie gewinnen, der auf die richtige Kirche gesetzt hat.
Mein bescheidener Rat an denjenigen der zweifelt, ob er ein Gewinnerlos erwischt hat, wäre:
Schick jeden zum Teufel, der dir erzählen will, er kenne den Willen Gottes, weil er zum Werke Gottes gehöre.
Finde lieber heraus, was DEIN Gott von DIR möchte, damit du auf dein Leben zurückblickend sagen kannst, es sei gelungen gewesen. Keine Generation vor uns hatte so viel Möglichkeiten, diesen Auftrag zu erfüllen!
Unser heutiges Weltbild gründet seit der Neuzeit auf der ständig wachsenden Menge an naturwissenschaftlichen
Erkenntnissen (im Gegensatz zum Mittelalter, das seine Erklärung der Welt aus der Bibel bezog). Ein
Gottesbegriff, der sich damit verträgt, kann nur einer sein, der
die Selbständigkeit der Welt anerkennt -
selbständig in ihrem Sein, Werden und Vergehen. Daraus folgt, dass Gott weder ein JEMAND noch ein ETWAS sein
kann, aber auch nicht NICHTS ist. Das einzige was wir sicher sagen können ist, dass Gott den Unterschied
zwischen SEIN und NICHT-SEIN ausmacht.
Alles was darüber hinausgeht, findet auf dem Feld der Spekulation statt - oder anders gesagt: des Glaubens.
Schließlich wurde, auch wenn es immer wieder behauptet wird, Gott noch nie und zweifelsfrei "in flagranti" dabei
erwischt, wie ER die Geschicke und Schicksale von Völkern (das Volk Israel?) oder von Individuen (Abraham,
Jesus?) steuernd beeinflusste - sich gewissermaßen selbst ins Handwerk pfuschend.
Denn es will mir nicht einleuchten, Gott einerseits die komplexen Mechanismen zuzuschreiben, die diese Welt seit
14 Milliarden Jahren sich geradezu phantastisch entwickeln lassen, ihm andererseits aber die Stümperei zu
unterstellen, ER müsse ständig die Hand an der Fernsteuerung haben, um alle Nase lang irgendwelche
Fehlentwicklungen im laufenden Betrieb zu beseitigen.
Ich erinnere uns an das 1. Buch der Genesis: "Und Gott sah, dass es gut war." Nachdem endlich die Menschen
hinzugekommen waren, heisst es: "Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war
sehr gut."
Gibt es ein größeres Lob?