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- Ergänzende Ausführungen zur Anzahl neuapostolischer Gemeinden in Berlin-Brandenburg
Zu dem Thema "Weißt du, wieviel Kirchlein stehen in dem Brandenburger Sand?" habe ich schon vor sieben Jahren Stellung bezogen (vgl. GF24, 10.05.2010). Die seither geführten Gespräche und Diskussionen veranlassen mich, hierzu noch einige weitere erklärende und vertiefende Ausführungen zu machen.
Warum ist das Thema von Belang? Nun, es geht mir vor allem um unsere Kinder und Jugendlichen. Ihnen stellt sich die Frage, wie die in diesem Forum vermittelten Inhalte in Einklang mit den Angaben der Kirchenleitung gebracht werden können. Wie die vorangegangenen Beiträge zeigen, sind sich diesbezüglich auch einige Erwachsene zuweilen unsicher.
Kommen wir zum Thema: Die Seite nak.de sagt aus, dass es in Berlin-Brandenburg (Stand 01.01.2016) 130 Gemeinden gibt. Der zuständige Bezirksapostel spricht von "rund 100 Gemeinden" (nak-bbrb.de, "Gemeindeleben", abgerufen am 10.05.2017). Zählungen interessierter Forumsteilnehmer haben aber lediglich eine Anzahl von 84 Gemeinden ergeben (s. "Streich"-Liste vom 02.05.2017). Diese Zahlenangaben passen nicht im Entferntesten zusammen. Folgt man den tatsächlichen Befunden, kommt man um die Erkenntnis nicht umhin, dass vieles von dem, was auf Kirchenseiten veröffentlicht wird, eher symbolisch und metaphorisch zu deuten ist.
Nun weiß ich, dass das Abrücken von einem wörtlichen Verständnis kirchenoffizieller Mitteilungen manche Geschwister mit Unbehagen erfüllt. Ich habe Verständnis dafür, meine aber doch, dass die Fülle arithmetischer Befunde erdrückend ist.
Hilfreich kann es sein, sich mit der Frage zu beschäftigen, wie diejenigen, die die Zahlenangaben aufgeschrieben haben, wohl zu ihrer Erkenntnis gelangt sind. Sicherlich gewannen sie diese nicht durch einfaches Nachzählen. Ihnen wurden vielmehr Bilder und Vorstellungen offenbart, die sie ihrem zeitgemäßen Erkenntnisstand entsprechend festgehalten haben. In diesem Zusammenhang ist zu berücksichtigen, dass nach aktuellem Verständnis die Braut Christi als Ganzes "keine zählbare Größe" darstellt (vgl. nac.today, 03.05.2017). Somit bilden auch deren Teilmengen, die Gemeinden, "keine fixe Zahl" im eigentlichen Sinn.
Auch an anderen Beispielen ist zu erkennen, dass kirchliche Darstellungen häufig von einem erweiterten Realitätsbegriff geprägt sind. So wird zum Beispiel in unserem Katechismus die Auffassung vertreten, das Apostelamt sei jahrhundertelang unbesetzt gewesen, bevor es wieder "personal gegenwärtig" wurde. Dazu heißt es im Katechismus: "Die Unterbrechung der personalen Präsenz des Apostelamts liegt im Willen Gottes; dem Menschen bleibt dies letztlich ein Geheimnis." (vgl. KNK 7.5.2) Ähnlich geheimnisvoll mag es Gemeinden ergehen, die keine Mitglieder mehr haben: Sie sind gleichwohl noch vorhanden und harren ihrer personalen Wiederbesetzung am Tag des Herrn. Bis dahin gilt ihnen das Jesuwort: "In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen" (vgl. Joh14,2). - Nicht zuletzt müssen wir berücksichtigen, dass in den offiziellen Zahlenangaben auch gemeindeähnliche Vorformen enthalten sein mögen, die noch nicht mit einer lebendigen Seele ausgestattet sind.
Es ist nicht unsere Aufgabe herauszufinden, welche Gemeinden im Einzelnen bei der Zählung berücksichtigt wurden. Das überlassen wir dem Apostolat. Auf "zehn mehr" (oder weniger) kommt es nicht an. Wichtig für uns ist der Glaube, dass Gott hinter allem steht. Er hat die Bezirksapostel nicht nur mit der Vollmacht ausgestattet, die Heilige Schrift in rechter Weise auszulegen (vgl. Wort zum Monat, März 2009), sondern auch Gemeinden in rechter Weise zu zählen. Zwar mag das Ergebnis bildhafte Elemente enthalten, ich rate aber dazu, nicht zu sehr zu analysieren, was wörtlich und was bildhaft zu verstehen ist. Das führt uns im Glauben nicht weiter.
Noch eine abschließende Bemerkung: Die Fragen, die ich hier angeschnitten habe, sind für die Erreichung unseres Glaubenszieles nicht entscheidend. Es ist nicht nötig und auch nicht sinnvoll, kirchliche Veröffentlichungen ernst zu nehmen.
Empfangt dies mit herzlichen Grüßen
Euer A.P.
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Besonderer Dank gebührt Stammapostel i.R. Wilhelm Leber für seinen im März 2010 veröffentlichten Essay "Ergänzende Ausführungen zu unserem Verständnis der heiligen Schrift", der den vorstehenden Beitrag stilistisch und inhaltlich inspiriert hat.